Stahl Chinas Stahlkocher heizen Europa ein

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Kommt der chinesische Stahlkocher in die Slowakei?

Die Ankündigung von He Steel, die Produktion in Serbien zu erhöhen, kommt für den Eurofer-Generaldirektor einem Affront gleich: „Wenn in Serbien mehr Stahl produziert wird, dann kommt mehr von diesem Stahl nach Europa und damit steigt auch die Menge von gedumpten Stahl“, sagt Eggert.

Für Unruhe in der Branche sorgt auch das Stahlwerk im ostslowakischen Košice. Derzeit ist das Werk mit seinen mehr als 10.000 Arbeitern im Besitz des amerikanischen Unternehmens US Steel. Doch schon seit Jahren sehen sich die Amerikaner nach einem Käufer für die Stahlhütte um. Bereits im Januar vereinbarte US Steel mit dem chinesischen Unternehmen He Steel ein Memorandum of Understanding zu exklusiven Verhandlungen.

Im April verkündeten Medien bereits eine Übernahme des Werks durch He Steel. Doch das sollte sich als verfrüht herausstellen. Vor wenigen Monaten zog He Steel sein Angebot zurück. Die offizielle Begründung: Die chinesische Regierung habe die Übernahme gestoppt, da vorrangig im eigenen Land investiert werden solle.

Doch Beobachter sehen den Deal noch nicht geplatzt. Im September berichtete eine slowakische Zeitung, dass HE Steel das Werk Košice im Frühjahr 2018 übernehmen wolle. Kolportiert wird ein Kaufpreis von 1,4 Milliarden Euro plus Investitionen in das Werk von rund einer Milliarden Euro. US Steel kommentierte die Berichte nicht.

Ob die Übernahme von Košice durch HE Steel zustande kommt, ist weiter unklar. Eurofer-Generaldirektor Eggert möchte eine mögliche Übernahme von Košice nicht kommentieren. Prinzipiell hat er bei Übernahmen von europäischen Stahlhütten durch chinesische Unternehmen aber große Bedenken: „Die Wettbewerbsgleichheit gilt innerhalb der EU offenbar nur im Binnenmarkt. Wenn ein Investor aus einem Drittland kommt, müsste man eben auch prüfen, ob dieser staatlich subventioniert ist und dadurch den Markt verzerrt“, sagt Eggert.

In den Balkanländern dürften die Bedenken der europäischen Stahlbranche jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Gerade in der strukturschwachen Ostslowakei zählt die Erhaltung jedes Arbeitsplatzes mehr als die Sorgen vor möglichen Marktverzerrungen. Im Gegensatz zur serbischen Stahlhütte Smederevo ist das Werk in Košice allerdings wesentlich moderner. Zumindest dieser Punkt könnte die europäischen Stahlkocher aufatmen lassen. Nachdem die Stahlpreise wieder stabil sind und Košice Gewinn macht, könnte auch das Interesse von US Steel an einem Verkauf sinken.

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