Thyssen Krupp Partnerbörse für Stahlkonzerne

Die Stahlbranche in der Krise: Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger bestätigt nun, dass er mit Konkurrenten über eine Beteiligung verhandelt. Warum sich der stolze Ruhrkonzern auch mit einem Juniorpart begnügen würde.

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Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger vor der Essener Konzernzentrale. Er lotet derzeit mit drei Konkurrenten einen Zusammenschluss aus. Quelle: dpa

Düsseldorf Wie steht es um die Konsolidierung in Europas Stahlindustrie? Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger äußert sich zu den Verhandlungen, die er derzeit mit drei ausländischen Konzernen führt. Es geht um einen Zusammenschluss angeschlagener Industriekolosse. Hiesinger erklärte in Düsseldorf, warum er für Allianzen in der krisengeplagten Branche plädiert.

Die Gründe sind vielfältig: Überkapazitäten an Stahl in Europa, billige Stahlimporte aus China und strikte Klimaschutzregeln stellten die gesamte Branche vor große Herausforderungen, sagte Hiesinger.

„Dass in dieser schwierigen Situation alle Stahlunternehmen nach Lösungen suchen, wie man mit diesen Herausforderungen am besten umgeht, ist ganz normal.“ Eine Konsolidierung der Produzenten in Europa könne dabei ein möglicher Schritt nach vorne sein. „Ob, wann und mit wem es aber zu einer solchen Konsolidierung kommt, ist völlig unklar.“

Hiesinger bestätigte mit dieser Aussage auf indirekte Weise Handelsblatt-Informationen, wonach der Konzern mit drei Konkurrenten im Stahlsektor mögliche Optionen für einen Zusammenschluss auslotet: Tata Steel Europa, Salzgitter und Arcelor Mittal.

Eine Entscheidung soll noch im Laufe des Jahres getroffen werden, die Umsetzung werde allerdings eine Weile dauern. Denn die Komplexität eines solchen Vorhabens ist immens: Die Gewerkschaften fürchten um Standorte und Arbeitsplätze. Auch die Politik lässt das nicht kalt. Die eine oder andere Konstellation müsse kartellrechtlich geprüft, bürokratische Hürden genommen, Fragen nach Pensionsverpflichtungen und Schulden geklärt werden.

Dennoch treibt Hiesinger das Thema voran: Er will die Risiken für den Gesamtkonzern durch das sehr schwankungsanfällige Stahlgeschäft begrenzen. Thyssen-Krupp würde sich dabei nach Handelsblatt-Informationen auch mit einem Juniorpart in einem Joint-Venture begnügen – und damit seine Stahlsparte aus der Bilanz verbannen. Ein kompletter Rückzug aus dem Stahlgeschäft würde das jedoch nicht bedeuten, erklärte Hiesinger.


Die Illusion von Chinas Überkapazitäten an Stahl

Mit seinem Vorstoß, die Konsolidierung der Branche aktiv voranzutreiben, setzt Hiesinger die Konkurrenz unter Zugzwang. Der Ruhrkonzern sieht sich dabei in einer wirtschaftlich starken Position: Das größte Stahlwerk Europas in Duisburg gilt als effizient und schreibt trotz der aktuellen Krise weiterhin schwarze Zahlen – im Gegensatz zu vielen Konkurrenten.

Viel haben dazu die Maßnahmen des Managements um Stahlchef Andreas Goss beigetragen. Er konnte in den vergangenen Jahren Kosten in Höhe von 600 Millionen Euro drücken.

Hingegen glaubt der Thyssen-Krupp-Chef nicht, dass sich die Probleme der Branche allein mit dieser Neuordnung lösen lassen. „Es ist eine Illusion zu glauben, wir könnten damit die Überkapazitäten in China beenden.“ Allerdings sind Branchenkenner der Überzeugung, dass Europas Stahlindustrie zumindest in der Lage wäre, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, sollte sie sich in Teilen zusammenschließen.

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