Wahnsinnige Investments Millionäre setzen ausgerechnet auf Biotech

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Strategischer Sparringspartner

Carsten Maschmeyer Quelle: dpa

Gründer Hermann Lübbert erklärt Maschmeyer seine Strategie und die Vorzüge seines Medikaments Ameluz. Die Creme wirkt gegen eine Frühform des Weißen Hautkrebses und soll, anders als operative Eingriffe, keine Narben hinterlassen. Das Mittel, seit 2012 in Deutschland und einigen europäischen Ländern auf dem Markt, soll einmal 250 Millionen Euro Spitzenumsatz einbringen.

Maschmeyer gefällt, was er hört. Der Multimillionär investiert bevorzugt in aufstrebende Technologieunternehmen. Bei Biofrontera will er helfen, den Ameluz-Vertrieb anzukurbeln. Der Finanzier hat mehr als zehn Millionen Euro investiert und besitzt bereits 15 Prozent der Anteile. "Ich will meine Beteiligung noch weiter ausbauen", sagt Maschmeyer. "Ich nehme keinen operativen Einfluss auf das Unternehmen, stelle aber meine Kontakte zur Verfügung und bin strategischer Sparringspartner", verspricht der Investor. "Herr Maschmeyer stellt gute Fragen, mischt sich aber nicht in das laufende Geschäft ein", bestätigt Lübbert.

Ersatzteile fürs Gehirn

Biofrontera ist nicht Maschmeyers einziges Biotech-Investment. Im Dezember 2010 gründete der Ex-Versicherungsmanager zusammen mit dem Neurowissenschaftler Florian Holsboer die HolsboerMaschmeyer Neurochemie. Holsboer ist Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und hat zum Beispiel den depressiven Fußball-Nationalspieler Sebastian Deisler behandelt. Der Unternehmer und der Forscher wollen gemeinsam maßgeschneiderte Medikamente gegen Depressionen entwickeln. "70 Prozent der gängigen Antidepressiva wirken bei Patienten nicht. Zudem haben sie viele Nebenwirkungen und schlagen erst langsam an", sagt Holsboer. "In zwei bis drei Jahren könnte uns ein Durchbruch in der Entwicklung gelingen", hofft Maschmeyer.

Der ehemalige Medizinstudent, der der Uni vorzeitig den Rücken kehrte, sagt von sich, er sei "ein Fan neurologischer Themen". Forschungen an Hirn und Nervenbahnen faszinieren ihn. Maschmeyer liest Fachliteratur und diskutiert mit Ärzten im Bekanntenkreis über Gehirnerkrankungen: "Für alle anderen Körperteile gibt es Ersatzteile, nur für das Gehirn nicht."

Forschung fördern

Zum Portfolio des Hobbyneurologen gehört auch ein 25-Prozent-Anteil an Neuroconn. Das thüringische Unternehmen ist darauf spezialisiert, Gehirnströme zu stimulieren, um Krankheiten wie Schlaganfall und Tinnitus zu bekämpfen.

Noch stehen die Arbeiten bei Holsboer-Maschmeyer Neurochemie und Neuroconn am Anfang. "Sollte sich das Investment am Ende nicht rechnen, habe ich zumindest die Forschung gefördert und damit etwas Gutes getan", sagt Maschmeyer .

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