Zementriese Eric Olsen wird Chef von LafargeHolcim

Die Zementkonzerne Holcim und Lafarge haben sich auf einen Chef für das fusionierte Unternehmen verständigt. Auf dem Chefsessel des Branchenriesen LafargeHolcim solle Eric Olsen platz nehmen.

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Die wichtigsten Zementhersteller der Welt
In der Zementindustrie bahnt sich eine denkwürdige Fusion an: Die beiden Hersteller Lafarge und Holcim wollen sich zusammenschließen. Es soll eine Partnerschaft unter gleichen werden. Schon jetzt zählen die beiden Unternehmen zu den größten in der Zementindustrie: Nach Angaben von Statista haben sie im vergangenen Jahr den meisten Umsatz erzielt. Handelsblatt Online listet die Kennzahlen der beiden Firmen und die wichtigsten Konkurrenten des künftigen Großkonzerns nach Umsatz auf. Quelle: dpa/Picture Alliance
HolcimUmsatz 2013: 16,1 Milliarden EuroDer Schweizer Zementhersteller existiert bereits seit 1912. Heutzutage hat Holcim sein Geschäft in mehr als 70 Länder ausgeweitet. Als Kernbereiche gelten die Geschäfte mit Zement, Kies und Beton. Gemessen am Umsatz, ist Holcim derzeit der größte Zementproduzent der Welt. Die geplante Fusion sichert diesen Status weiter ab. Quelle: REUTERS
Lafarge GroupUmsatz 2013: 15,2 Milliarden EuroDie französische Lafarge Gruppe erzielte im vergangenen Jahr nur etwas weniger Umsatz als ihr künftiger Partner. Das Unternehmen bezeichnet sich auf seiner Webseite als die Nummer eins im Zementgeschäft. Mehr als zwei Drittel des Portfolios der Gruppe bestehen demnach aus dem Handel mit dem Baustoff. Lafarge ist nach eigenen Angaben in 64 Ländern unterwegs. Die Fusion mit dem bisherigen Konkurrenten aus der Schweiz hat auch Auswirkungen auf den Namen: Künftig firmieren die beiden Branchenführer unter dem Namen LafargeHolcim. Quelle: dpa
Heidelberg CementUmsatz 2013: 13,9 Milliarden EuroDie Konkurrenz kann bei diesen Zahlen kaum mithalten. Der noch gefährlichste Rivale der beiden Konzerne kommt aus Heidelberg. Der Dax-Konzern mischt seit der Übernahme von Hanson 2007 im oberen Segment der Zementhersteller mit. Heidelberg Cement ist in 40 Ländern aktiv, in vielen davon nach eigener Aussage auch Marktführer. Das könnte sich mit der Fusion seiner ärgsten Konkurrenten ändern. Quelle: AP
CemexUmsatz 2013: 11,1 Milliarden EuroDie Mexikaner produzieren bereits seit 1906 Zement und haben inzwischen mehr als 50 Produktionsstätten auf der ganzen Welt. Am meisten Zement verkauft Cemex in Mexiko, rund ein Drittel seiner Geschäfte macht der Konzern dort. Wichtig ist auch das US-Geschäft, das etwa ein Viertel des Umsatzes ausmacht. Der mexikanische Konzern wollte eigentlich Beteiligungen mit Holcim tauschen. Während Cemex die Holcim-Tochter Csesko kaufen wollte, wollte der Schweizer Konzern die Geschäftsteile der Mexikaner in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden übernehmen. Ob das Geschäft durch die anstehende Fusion gefährdet ist, ist bisher nicht bekannt. Allerdings hatten die Wettbewerbshüter ohnehin schon Bedenken angemeldet. Quelle: dpa
Anhui Conch CementUmsatz 2013: 6,6 Milliarden EuroMit deutlichem Abstand im Ranking der wichtigsten Zementhändler der Welt folgt Anhui Conch Cement. Das chinesische Unternehmen existiert zwar erst seit 1997, hat sich in dieser Zeit aber schnell einen Namen gemacht. Experten gehen davon aus, dass die Fusion von Lafarge und Holcim auch als Schutz vor der aufstrebenden Konkurrenz aus China dienen soll. Quelle: dpa
ItalcementiUmsatz 2013: 4,2 Milliarden EuroDer italienische Konzern selbst bezeichnet sich als fünftgrößten Zementhersteller weltweit. Gerankt nach dem Umsatzzahlen von Statista, kommt er aber lediglich auf den sechsten Rang. Italcementi betreibt sein Geschäft in 22 Ländern auf vier Kontinenten. Der sei 1864 agierende Konzern ist bis heute im Besitz der Familie Pesenti. Derzeit führt Carlo Pesenti (Bild) die Geschicke des Unternehmens. Von der Bekanntgabe der Fusion seiner beiden Konkurrenten konnte Italcementi übrigens profitieren: Die Aktien stiegen, weil Händler mit Preiserhöhungen in der Branche rechnen. LafargeHolcim muss zudem eventuell einige Geschäftsteile aufgeben, um die Zusammenarbeit von den Kartellbehörden genehmigt zu bekommen. Quelle: imago

Holcim und Lafarge legen die geplante Fusion der beiden Zementkonzerne in die Hände eines langjährigen Branchenveteranen. Der Verwaltungsrat des Schweizer Holcim-Konzerns stimmte zu Eric Olsen zum Chef des neuen Branchenriesen zu küren. Bevor die Firmenehe tatsächlich vollzogen werden kann, muss Holcim-Präsident Wolfgang Reitzle aber versuchen, die gegen den Deal aufbegehrenden Aktionäre von Olsen und dem Sinn des Zusammenschlusses zu überzeugen.

Preisabsprachen der Zementhersteller

Monatelang schien die vor einem Jahr eingefädelte 40-Milliarden-Euro-Fusion unbestritten. Im März machte die Schweizer Seite dann aber einen Rückzieher. Unter Druck gesetzt von den eigenen Aktionären setzte Holcim angesichts der zuletzt besseren Geschäftslage Nachbesserungen beim Preis durch. Zudem verhinderten die Schweizer, dass Lafarge-Lenker Bruno Lafont wie ursprünglich geplant Chef des fusionierten Konzerns wird. Die beiden Konzerne einigten sich darauf, dass Lafarge einen Vorschlag machen kann, dem Holcim allerdings zustimmen musste.

Olsen überzeugte nun offenbar auch die Holcim-Spitze. Der französisch-amerikanische Staatsbürger heuerte 1999 bei Lafarge an und diente sich über verschiedene Stationen im Konzern hoch. Seit 2007 sitzt er in der Geschäftsleitung. Offen ist allerdings, ob der studierte Buchhalter auch bei den Aktionären ankommt. So hat der amerikanische Fonds Harris Associates seine Zustimmung zur Transaktion von der Person des Konzernchefs abhängig gemacht. Der Anlagechef des drittgrößten Holcim-Eigners, David Herro, fordert einen Manager, der unter Beweis gestellt hat, dass er Unternehmen zusammenführen kann.

Spricht sich Harris gegen die Transaktion aus, dürfte es eng werden, denn die Hürden sind hoch. Auf der Generalversammlung vom 8. Mai müssen sich zwei Drittel der Aktionäre für den Zusammenschluss aussprechen. Der mit einem Anteil von über zehn Prozent zweitgrößte Aktionär Eurocement hat sich bereits ablehnend geäußert, wenn es beim gegenwärtigen Preis bleibt. Dazu kommen weitere kleinere Fonds, die Holcim alleine besser aufgestellt sehen.

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