Holcim und Lafarge legen die geplante Fusion der beiden Zementkonzerne in die Hände eines langjährigen Branchenveteranen. Der Verwaltungsrat des Schweizer Holcim-Konzerns stimmte zu Eric Olsen zum Chef des neuen Branchenriesen zu küren. Bevor die Firmenehe tatsächlich vollzogen werden kann, muss Holcim-Präsident Wolfgang Reitzle aber versuchen, die gegen den Deal aufbegehrenden Aktionäre von Olsen und dem Sinn des Zusammenschlusses zu überzeugen.
Preisabsprachen der Zementhersteller
Der Bundesgerichtshof erkennt in der „Zementverkaufsstelle Niedersachsen“ eine Tarnorganisation der Branche für unerlaubte Preisabsprachen.
Das Bundeskartellamt verhängt gegen 33 Zementhersteller Bußgelder von umgerechnet 115 Millionen Euro.
Die EU-Kommission verdonnert den europäischen Dachverband, acht nationale Verbände und 33 europäische Zementhersteller zu Geldbußen von umgerechnet rund 250 Millionen Euro. Die Betroffenen hatten seit 1983 Märkte untereinander aufgeteilt und Exporte abgesprochen. In Deutschland waren unter anderem Dyckerhoff, HeidelbergCement und Nordcement an dem Komplott beteiligt.
Ein Kartell von Transportbetonherstellern fliegt auf. Bußgelder in Höhe von umgerechnet rund 125 Millionen Euro, allein 100 Millionen für Readymix, werden fällig.
29 von 30 Zementfirmen, gegen die das Kartellamt ermittelte, geben die Verstöße zu. Daraufhin hagelt es Bußgelder in der Rekordhöhe von 660 Millionen Euro. Der höchste Betrag (250 Millionen Euro) entfällt auf die HeidelbergCement, die bei dem Kartell nach dem damaligen Kartellamtschefs Ulf Böge „eine Führungsrolle“ innehatte, was der Marktführer allerdings bestritt. Gegen Schwenk Zement werden 142 Millionen, gegen Dyckerhoff 95 Millionen Euro und gegen Lafarge Zement 86 Millionen Euro verhängt.
Nach Durchsuchungen 2008 und 2009 leitet die EU-Kommission ein Kartellverfahren gegen sieben europäische Zementhersteller ein, darunter HeidelbergCement.
Nach jahrelangem Rechtsstreit muss HeidelbergCement 160 Millionen der ursprünglich verhängten Summe von 250 Millionen (aus 2003) zahlen.
Monatelang schien die vor einem Jahr eingefädelte 40-Milliarden-Euro-Fusion unbestritten. Im März machte die Schweizer Seite dann aber einen Rückzieher. Unter Druck gesetzt von den eigenen Aktionären setzte Holcim angesichts der zuletzt besseren Geschäftslage Nachbesserungen beim Preis durch. Zudem verhinderten die Schweizer, dass Lafarge-Lenker Bruno Lafont wie ursprünglich geplant Chef des fusionierten Konzerns wird. Die beiden Konzerne einigten sich darauf, dass Lafarge einen Vorschlag machen kann, dem Holcim allerdings zustimmen musste.
Olsen überzeugte nun offenbar auch die Holcim-Spitze. Der französisch-amerikanische Staatsbürger heuerte 1999 bei Lafarge an und diente sich über verschiedene Stationen im Konzern hoch. Seit 2007 sitzt er in der Geschäftsleitung. Offen ist allerdings, ob der studierte Buchhalter auch bei den Aktionären ankommt. So hat der amerikanische Fonds Harris Associates seine Zustimmung zur Transaktion von der Person des Konzernchefs abhängig gemacht. Der Anlagechef des drittgrößten Holcim-Eigners, David Herro, fordert einen Manager, der unter Beweis gestellt hat, dass er Unternehmen zusammenführen kann.
Spricht sich Harris gegen die Transaktion aus, dürfte es eng werden, denn die Hürden sind hoch. Auf der Generalversammlung vom 8. Mai müssen sich zwei Drittel der Aktionäre für den Zusammenschluss aussprechen. Der mit einem Anteil von über zehn Prozent zweitgrößte Aktionär Eurocement hat sich bereits ablehnend geäußert, wenn es beim gegenwärtigen Preis bleibt. Dazu kommen weitere kleinere Fonds, die Holcim alleine besser aufgestellt sehen.