Betrugsmasche „CEO Fraud“ Abgezockt vom falschen Chef

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Unternehmen machen es den Kriminellen leicht


Der erschreckende Erfolg der Täter habe damit zu tun, „wie Unternehmen heute arbeiten“, sagte BKA-Vize Henzler. Einerseits ist ihr Geschäft komplex geworden – so überschreiten Käufe, Lieferungen und Zahlungen häufig die Grenzen von Ländern und Konzerngesellschaften. Die E-Mail ist darüber das wichtigste Kommunikationsmittel geworden. Andererseits geben sie so viele Informationen wie nie über sich preis, ob in digitalen Registern oder den sozialen Medien.

Die Täter könnten daher Unternehmen und ihre Chefs leicht auskundschaften, erläuterte Henzler. Mit diesem Wissen kontaktieren sie meist Mitarbeiter in der Buchhaltung oder Finanzabteilung – wer der richtige ist, ist über Karrierenetzwerke wie Xing und LinkedIn ebenfalls leicht herauszufinden. Diesen werde „sehr plausibel vorgetäuscht, dass ausgerechnet sie das vollständige Vertrauen des CEO besitzen und in eine Sache eingeweiht werden, die das Vertrauen erfordert.“

Dabei beweisen die Kriminellen einiges Geschick. Einerseits in Sachen Psychologie: Ermittler und Sicherheitsexperten berichten von E-Mails, die an die Eitelkeit der Empfänger appellieren oder Druck aufbauen. Wer will schon widersprechen, wenn sich der Chef mit einem Spezialauftrag meldet? Andererseits sind die Betrüger technisch versiert. In E-Mails können sie den Absender fingieren, bei Anrufen die Telefonnummer.

Das sind die zehn größten Datenschutzsünden
Jemand anderem die EC-Karten-Pin verraten, immer das selbe, einfallslose Passwort verwenden, das umstrittene Teilen von Kinderfotos über Facebook: Eine Forsa-Umfrage hat ermittelt, wie häufig welche Fahrlässigkeiten beim Datenschutz vorkommen. Dabei geben 27 Prozent an, ganz ohne Sünde zu sein. Die größte Gruppe stellen hier mit 43 Prozent die über 60-Jährigen – mit sinkendem Alter nimmt die Prozentzahl der Sündenlosen ab. Bei den 45- bis 59-Jährigen sind es noch 28 Prozent, dann folgen die 30- bis 44-Jährigen (18 Prozent ) und von den 18- bis 29-Jährigen sind nur zehn Prozent ohne Sünde. Die Frauen (30 Prozent ) stehen besser da als die Männer (24 Prozent ). Doch wo wird am meisten gesündigt?Quelle: Forsa-Studie „Die größten Sünden 2015 – Teil 5: Datensicherheit“ im Auftrag der Gothaer Quelle: dpa
Aus Versehen auf die Mail von zwielichtigen Absendern, die auf krumme Geschäfte hoffen, geantwortet – das ist doch jedem schon einmal passiert, oder? Ein Prozent der Befragten haben auf eine Spam-Mail geantwortet – vor allem machen das Männer im Alter von 45 bis 59 Jahren oder über 60 Jahre. Quelle: dpa
Die Seite sieht aus wie mit Paint gemalt und liest sich wie frisch von Google übersetzt, aber dafür kostet der Flug nach New York und zurück auf auch nur 200 Euro. Gut, vielleicht ein leicht überzogenes Beispiel. Dennoch: Drei Prozent der Befragten haben sich schon einmal durch günstige Preise dazu hinreißen lassen, einen Flug auf einem unbekannten Portal zu buchen. Vor allem bei den Unter-30-Jährigen sind derartige Seiten beliebt (acht Prozent ). Quelle: dpa
Vertrauen Sie keinen E-Mail-Anhängen von unbekannten Absendern. Denn öffnen Sie auch nur einen falschen Anhang, kann ihr Computer schon infiziert sein. Insgesamt fünf Prozent haben bereits diesen Fehler gemacht. „Dateianhang nicht öffnen“ lautet hier die Devise. Quelle: dpa/dpaweb
Auffällig ist, dass vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren besonders fahrlässig mit Daten umgehen. Den Pin-Code, für das Smartphone zum Beispiel, verraten 13 Prozent anderen Menschen (gesamt: sechs Prozent). Quelle: dpa
Wenn man keine Anti-Virus-Software verwendet oder diese nicht regelmäßig aktualisiert, ist das System ungeschützt vor Hackern. Auch weil es oft zu schnell gehen soll: Zwölf Prozent der Jüngeren (18 bis 29 Jahre) haben schon einmal den Virenscan abgebrochen, weil er zum Beispiel ihren Computer verlangsamte (gesamt: sieben Prozent). Quelle: dpa
Wenn Eltern unbekümmert Bilder ihrer Kinder in sozialen Netzwerken posten, kann das gefährlich werden. Zehn Prozent der Befragten scheinen sich dieser Gefahr nicht bewusst zu sein. Quelle: dpa

Das BKA hat eine Aufklärungskampagne gestartet. Die Behörde empfiehlt mehrere Grundsätze, um CEO Fraud zu verhindern. Der wohl wichtigste Schutz: die Mitarbeiter sensibilisieren. Denn nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ist die Betrugsmasche in 60 Prozent der Firmen nicht bekannt. Entsprechend unsicher gehen Buchhalter und Finanzexperten häufig mit ungewöhnlichen Zahlungsaufforderungen um.

Die Bundespolizei rät außerdem zu mehr Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von internen Informationen. Transparenz sei zwar wichtig, biete aber eben auch Angriffsflächen, sagte Henzler. Auch genaue Vorschriften für ungewöhnliche Transaktionen können Schäden verhindern, etwa die Verifizierung von Zahlungsaufforderungen beim Geschäftspartner oder eine Kontaktaufnahme mit dem Chef.

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