BT Group Zoff im Kabelnetz

Der britische Telekommunikationskonzern BT Group hat Ärger mit der Aufsicht – der Streit schwelt schon länger. Doch jetzt will die britische Telekommunikationsaufsicht die Zügel anziehen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Genauso wie die Deutsche Telekom muss die BT Group ihr Netz Konkurrenten zur Verfügung stellen. Das tut sie auch – aber für Kritik sorgt, unter welchen Bedingungen das geschieht. Quelle: AFP

London Keine Hacker, sondern die britische Telekommunikationsaufsicht dürfte dem Chef des BT-Konzerns, Gavin Patterson, derzeit Kopfschmerzen bereiten. Denn die Behörde fordert, dass das Unternehmen sein Breitbandgeschäft namens Openreach in eine rechtlich eigenständige Tochter ausgliedert. Der Streit zwischen den beiden Parteien schwelt bereits seit längerem – doch nun will die Behörde die Zügel anziehen.

Im Sommer hatte Ofcom Vorschläge unterbreitet, um wettbewerbsrechtliche Bedenken zu klären. BT habe daraufhin reagiert, doch gingen diese Vorschläge nicht weit genug, teilte Ofcom mit. Deshalb will sie nun die Europäische Kommission einschalten. Das Ziel einer unabhängigeren Openreach, von der alle Provider und nicht nur BT profitiere, sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren Versorgung mit Breitband und Telefondienstleistungen in Großbritannien.

Genauso wie die Deutsche Telekom muss die BT Group ihr Netz Konkurrenten zur Verfügung stellen. Das tut sie auch – aber für Kritik sorgt, unter welchen Bedingungen das geschieht. Wettbewerber haben sich über das Unternehmen beschwert. Und nicht nur die: Im Sommer hatte Ofcom eine Befragung über Openreach durchgeführt, an der rund 94.000 Briten teilnahmen. Das Ergebnis: Viele klagten über langsame Verbindungen, mangelnde Verfügbarkeit von Glasfaserbreitbandverbindungen und schlechten Service. Nicht nur von BT-Kunden, auch von denen anderer britischer Telekom-Anbieter wie Sky, TalkTalk und Virgin Media gingen Beschwerden ein, wie die Behörde mitteilte, doch besonders häufig hätten BT-Kunden geklagt.

Deswegen will die Aufsicht nun Maßnahmen ergreifen. Die Forderung: Das nationale Breitbandgeschäft soll in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft unter dem Dach von BT ausgegliedert werden. Letztlich soll dadurch die Versorgung der Bevölkerung mit Telekommunikationsdiensten verbessert werden. Deutschen Internetnutzern dürfte der Vorstoß der Behörde nichts nutzen: Es geht allein um das britische Netz.

BT wehrt sich. Man werde mit Ofcom weiter zusammenarbeiten, betonte ein Unternehmenssprecher, doch habe man bereits „faire und nachhaltige Vorschläge“ unterbreitet. Erst vor wenigen Tagen hatte BT den ehemaligen Ofcom-Manager Mike McTighe zum Vorsitzenden von Openreach ernannt, was in London als Signal der Zusammenarbeit mit der Behörde verstanden worden war. Doch diese Schritte gehen der Ofcom nicht weit genug: Ja, man habe Fortschritte gemacht, hieß es im Statement der Behörde, aber „das reicht nicht“.

Nachdem der Streit zwischen den beiden Parteien bereits vor Jahren begonnen hatte, hatte die Aufsicht zwischenzeitlich sogar eine komplette Abspaltung der BT-Netzsparte ins Spiel gebracht. Dieser harter Einschnitt könnte weitreichende Folgen haben. Aktuell befürwortet die Behörde deshalb die Abspaltung in eine rechtlich unabhängige Geschäftseinheit, die unter dem Dach des Konzerns bleibt. Die andere Option, eine komplette Abspaltung, bleibe jedoch eine Möglichkeit, drohte die Behörde.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%