Connected Health Deutsches Start-up sammelt mit Gesundheits-App Millionen ein

Das Hamburger Start-up Connected Health will mit seiner LifeTime-App das Fax aus den Arztpraxen verdrängen. Nun startet es in die finale Runde vor der Veröffentlichung. Ist die Patientenakte bald Geschichte?

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Bisher kommunizieren Ärzte Patientendaten untereinander vornehmlich per Fax. Connected Health soll das ändern. Quelle: dpa

Düsseldorf Johannes Jacubeit ist merklich aufgeregt. Im vergangenen Jahr ist die Arbeit an seiner App drei Monate lang durch Gespräche mit einem potenziellen Investor verlangsamt worden, mit dem dann am Ende doch kein Deal zustande kam. „Doch jetzt rennen wir durch das neue Kapital“, sagt der junge Arzt.

Jacubeit hat Ende 2014 das Unternehmen Connected Health gegründet. Der Doktor der Medizin hat sich im Alltag immer gewundert, warum Patientenakten immer noch von einem Arzt zum anderen gefaxt oder verschickt werden müssen. Schließlich sei das deutlich langsamer und die Ärzte bräuchten mehr Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, denen ihnen bei der Behandlung des Patienten dann fehlt.

Also hat er gemeinsam mit seinem Freund Matthias Lau eine App und dazugehörige Hardware entwickelt. Der „LifeHub“ wie er letzteres nennt, ist ein kleiner Kasten, der bei Ärzten installiert wird. Über diesen kann der Arzt die Akten des Patienten in die App mit dem Namen „LifeTime“ auf dessen Smartphone übertragen. Wenn der dann zu einem anderen Arzt geht, kann er die Daten über den „LifeHub“ direkt digital in dessen System übertragen. Diese Übertragung in die App und aus der App heraus funktioniert ausschließlich in den Arztpraxen, die mit dem Unternehmen zusammenarbeiten.

Bisher hängt Deutschland in der Digitalisierung seines Gesundheitswesen hinterher. Zwar sind die Möglichkeiten, die diese bietet, seit Jahren erkannt, jedoch haben sich die Interessenparteien lange nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können. Dazu gehören die Krankenkassen, die Länder und der Bund. Im Juni 2015 legte die Regierung dann einen Gesetzentwurf für sichere digitale Kommunikation und Anwendung im Gesundheitssystem, das sogenannte E-Health-Gesetz.

Auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums erklärte Gesundheitsminister Hermann Gröhe: „Eine sichere digitale Infrastruktur verbessert die Gesundheitsversorgung und stärkt die Selbstbestimmung der Patienten“, das bringe echten Nutzen für die Versicherten. Weiter sagte er, Ärzte, Kassen und Industrie stünden jetzt gleichermaßen in der Pflicht, die gesetzlichen Vorgaben im Sinne der Patienten zügig umzusetzen. Das Gesetz gilt seit Anfang Januar.


Siebenstellige Summe eingesammelt

Die notwendige Telematik-Infrastruktur soll ab Mitte 2016 eingesetzt werden und Mitte 2018 flächendeckend verfügbar sein. Zuletzt hatte jedoch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) kritisiert, die Unternehmen hätten derzeit Schwierigkeiten die Technik fristgerecht zu liefern.

Auch Jacubeit will die Testphase seiner „LifeTime“-App Mitte des Jahres abgeschlossen haben und sie dann offensiv bewerben. Er ist zuversichtlich das er das mit seinem Team schafft. Derzeit sind sie sieben, aber er sucht noch acht weitere. Das Geld dafür hat das Unternehmen: Ende der Woche verkündete es eine siebenstellige Summe von Investoren angeworben zu haben, darunter der bekannte High-Tech-Gründerfonds.

Vorschusslorberen hat Connected Health bereits reichlich bekommen. Schon Anfang 2015 war das Unternehmen Finalist bei „Code_n“, einem Wettbewerb der Innovationsplattform im Rahmen der IT-Messe Cebit. In der erst kurzen Geschichte hat es zudem diverse weitere Preise eingeheimst.

Auch von Ärzten und Patienten die an der Testphase teilnehmen, bekommt das Team derzeit positiv Rückmeldung. Ein Arzt habe sogar selber das System in anderen Praxen installiert, erzählt Jacubeit.

Auch vom neuen E-Health-Gesetz könnten sie nur profitieren, sagt er. „Wir passen da genau rein.“ Die geforderte Telematik-Infrastruktur beziehe sich ja auf die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, beziehungsweise zwischen Ärzten und Versicherungen. „Bei uns geht es um den Patienten“, erklärt Jacubeit. Daher kann er sich auch Kooperationen gut vorstellen.

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