
Jetzt ist es amtlich, was auf den Fluren der Bonner Telekom-Zentrale schon länger getuschelt wurde. Marion Schick, die erste Frau an der Spitze des Personalressorts, verlässt den Telekom-Vorstand Ende des Monats. Offiziell heißt es „aus gesundheitlichen Gründen“: Aber bei der Telekom wird schon länger darüber debattiert, ob die Managerin der Aufgabe gewachsen war.
Neben der Europa-Chefin Claudia Nemat war Schick die zweite Vorzeigefrau im Telekom-Vorstand. Fast gleichzeitig hatte der ehemalige Konzernchef René Obermann Nemat und Schick Anfang 2012 in den Telekom-Vorstand geholt. Zwei von sechs Vorstandsposten hatte Obermann mit Frauen besetzt und damit bei der Umsetzung der Frauenquote eine Vorreiterrolle übernommen. Mit 33 Prozent lag die Telekom weit über dem Durchschnitt der Dax-Konzerne und konnte sich als einer der besten Frauenförderer in der Republik feiern lassen.





Doch Schick tat sich von Anfang schwer, in die großen Fußstapfen ihres Vorgängers Thomas Sattelberger zu treten. Er hatte mit seinen Plänen zur Einführung einer konzernweiten Frauenquote eine große gesellschaftliche Debatte angestoßen. Doch solche Initiativen blieben in den vergangenen zwei Jahren Mangelware. In der internen Hackordnung des Telekom-Vorstands wurde die ehemalige Kultusministerin schnell durchgereicht. Unter ihren Vorgängern Heinz Klinkhammer und Thomas Sattelberger war das Personalressort noch ein echtes Schlüsselressort und ein starkes Machtzentrum.
Schon Anfang 2013, kurz nach der Ernennung von Timotheus Höttges zum neuen Vorstandsvorsitzender ab dem 1. Januar 2014, wurden intern die ersten Wetten angenommen, welcher Vorstand als erster seinen Posten räumen muss. Viele haben auf Schick gesetzt – und Höttges hat gerade mal vier Monate gebraucht, damit sich diese Vorahnung bewahrheitet.
Die Suche nach einem Nachfolger stellt den Aufsichtsrat vor eine schwere Aufgabe. Denn traditionell will der starke Gewerkschaftsflügel bei der Auswahl ein wichtiges Wörtchen mitreden. Es gibt aber nur wenige Personalvorstände bei den Dax-Unternehmen, die im Arbeitgeber- und Arbeitnehmerlager gleichermaßen anerkannt sind. Dieses Mal gestaltet die Suche sogar noch schwieriger. Höttges, dass hat er schon bei seiner Antrittsrede vor den Mitarbeitern im Januar kund getan, will einen radikalen Kulturwandel im gesamten Konzern. All die alten, aber immer noch vorhandenen Zöpfe aus Bundespostzeiten sollen abgeschnitten werden. Die „Silomentalität“ mit ihren unendlich langen internen Abstimmungsprozessen will Höttges abschaffen. Gleichzeitig will der neue Chef eine „positive Fehlerkultur“ im Konzern aufbauen, „bei der niemand der Kopf abgesägt wird, wenn er mal einen Fehler macht“. Das, sagte Höttges, sei einer seiner wichtigsten Aufgaben.
Für solch einen Kulturwandel braucht es einen starken Personalchef, der auch mal unkonventionelle Wege einschlägt und die Führungskräfte mitreißt. Gut möglich, dass sich für diese anspruchsvolle Aufgabe erneut eine Frau findet. Eine Quereinsteigerin aus der Politik, so viel scheint jetzt schon festzustehen, wird es aber nicht noch einmal geben.