„China hat gesehen, dass es den Westen beim Verbrennungsmotor kaum einholen wird und steigt deshalb direkt in die Elektromobilität ein“, sagt Ploss. Allein in diesem Jahr will Peking 700 000 Elektroautos auf die Straße bringen. Sollte es in den kommenden Jahren in dem Tempo weitergehen, böte der chinesische Markt den Münchnern gewaltige Chancen. Denn nicht nur in den vielen neuen E-Autos, sondern auch in den von der Regierung geplanten Tausenden von Ladestationen sind riesige Mengen Halbleiter verbaut.
Das Automobilgeschäft ist die mit Abstand wichtigste Säule bei Infineon. Weltweit erzielt das Unternehmen mit der Sparte 40 Prozent seines Umsatzes, was auch erklärt, warum es für Infineon, anders als bei Rivalen wie Intel, gut läuft.
Dennoch ist manchem Experten die Auto-Abhängigkeit zu hoch.
Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Während Deutschland im Vorjahr noch auf Rang sechs lag, schafft es die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch auf den zehnten Platz. Der mitteleuropäische Staat steht 2015 vor vielen Herausforderungen. Dazu gehört der Druck, die Energiewende zu meistern, die digitale Transformation der Industrie voranzutreiben und private und öffentliche Investitionen zu fördern.
Bauen kann Deutschland auf seine hoch qualifizierten Arbeitskräfte und eine Politik der Stabilität und Vorhersehbarkeit.
Schweden fällt im Vergleich zu 2014 um vier Ränge von Platz fünf auf Platz neun. Das nordeuropäische Königreich kann besonders mit qualifizierten Arbeitskräften, den stabilen politischen Verhältnissen, einem wirksamen Rechtssystem und einem starken Fokus auf Forschung und Entwicklung glänzen. Auch das Bildungsniveau ist sehr hoch und die Infrastruktur sehr verlässlich.
Auch Dänemark konnte sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern, von Platz neun geht es hoch auf Platz acht. Gut schneidet das nordeuropäische Königreich bei Managementpraktiken, Gesundheit und Umwelt sowie Arbeitsstandards ab. Auf dem ersten Rang landet Dänemark in der Kategorie der Regierungseffizienz gleich fünf Mal, denn es zeichnet sich nicht nur durch eine besonders große Rechtstaatlichkeit aus, sondern auch dadurch, dass Bestechung und Korruption kaum eine Chance haben.
Norwegen kann im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von drei Plätzen verzeichnen und landet damit auf dem siebten Platz. Die skandinavische Halbinsel kann vor allem mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwarten, mit denen sie im internationalen Vergleich auf Platz eins landet. Weitere Faktoren, mit denen Norwegen punkten kann, sind im Bereich der Regierungseffizienz zu finden. Chancengleichheit, Transparenz sowie Rechtstaatlichkeit sind nur einige der besonders effektiven Maßnahmen der öffentlichen Hand.
Für Luxemburg ging es von Platz elf im Jahr 2014 hoch auf Platz sechs. Sehr gut schneidet das Großherzogtum im Bereich der politischen Stabilität, der wettbewerbsfähigen Besteuerung, des unternehmerfreundlichen Umfeldes und der qualifizierten Arbeitskräfte ab.
Kanada hat es in diesem Jahr auf Platz fünf geschafft. Im Vorjahr landete der nordamerikanische Staat noch auf Platz sieben des IMD World Competitiveness Ranking. Die gute Platzierung hat Kanada vor allem der Stabilität und Vorhersehbarkeit in der Politik, dem hohen Bildungsniveau, qualifizierten Arbeitskräften und einem wirksamen Rechtssystem zu verdanken. Ganz gut schneidet Kanada auch aufgrund einer unternehmerfreundlichen Umgebung und einer offenen und positiven Haltung ab.
Der vierte Platz geht in diesem Jahr an die Schweiz. Unternehmen aus aller Welt wissen vor allem die sehr gute Infrastruktur des kleinen Alpenstaates zu schätzen. Die hohe Bildung und der Umweltschutz landen gar im Vergleich zu 2014 nicht mehr nur auf Platz drei, sondern gleich auf der Eins. Auch die robuste Wirtschaft, Arbeitsstandards, geringe Entlassungs- sowie Kapitalkosten sind im internationalen Vergleich so gut wie unschlagbar.
Unter die ersten drei schafft es in diesem - wie auch schon im vergangenen Jahr - der Insel- und Stadtstaat Singapur. Besonders punkten konnte das asiatische Land bei Unternehmen in diesem Jahr mit seinem institutionellen Rahmen, der im weltweiten Vergleich auf Rang eins landet. Außerdem liegt Singapur bei der technologischen Infrastruktur sowie der Bildung ganz weit vorne.
Platz zwei geht an die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Im Vergleich zum Vorjahr hat die chinesische Metropole zwei Plätze gut gemacht. Unternehmen aus aller Welt schätzen Hongkong insbesondere aufgrund der betriebswirtschaftlichen Gesetzgebung, der Managementpraktiken, der unternehmerischen Einstellungen und Werte und der technologischen Infrastruktur. Ganz gut steht Hongkong auch bei internationalen Investitionen, der Fiskalpolitik und bei den Betriebsfinanzen da.
Die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben.
Besonders attraktiv finden Firmen in den USA - laut Ranking - die dynamische Wirtschaft (66,2 Prozent), den guten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten (55,1 Prozent), den starken Fokus auf Forschung und Entwicklung (49,3 Prozent) sowie das unternehmensfreundliche Umfeld (43,4 Prozent).
Punkten können die USA zudem als attraktiver Forschungsstandort. Nachholbedarf gibt es im Bereich der Schulbildung.
„Wenn die Nachfrage in den USA nachlässt, kann sich das sehr schnell in der Bilanz niederschlagen“, warnt etwa Nord/LB-Analyst Donie.
Ploss gibt sich davon unbeeindruckt. Auch die Aktivitäten der Münchner in China richten sich derzeit vor allem auf die Automobilindustrie. Potenzial sieht Ploss aber auch bei chinesischen Herstellern von Windkraft- und Fotovoltaikanlagen.
Auch das zuletzt schwächere Wirtschaftswachstum in China beunruhigt Ploss kaum. Mehr als sechs Prozent Wachstum, findet er, seien immer noch ordentlich. Größere Sorgen macht ihm der Reformstau im Land. „China versucht auch in Krisen, Reformen voranzubringen.
Das Land steht gleichzeitig unter großem Druck, dem Volk Perspektiven zu bieten und für Beschäftigung zu sorgen“, sagt Ploss. Vor allem der Umbau und die Modernisierung der Altindustrien wie Stahl, Zement oder Glas kämen nicht immer schnell genug und nachhaltig voran.
Die Feierlaune des Konzernchefs bei der Werkseröffnung in Malaysia können solche Gedanken indes nicht trüben. Am Abend nach der Zeremonie treffen sich Ploss und Mitarbeiter im Garten des altehrwürdigen Suffolk House in Georgetown nahe Kulim zur großen Party. Als die Rockband der Belegschaft eine Pause macht, betritt der Chef die Bühne, in der Tasche seiner Jeans ein halb volles Bierglas. „Work hard, party hard“, schmettert er ins Publikum. Da, seht her, so die Botschaft: Auch spröde Typen können es krachen lassen.