Innovationschefin Claudia Nemat Deutsche Telekom will mehr experimentieren

Die künftige Innovationschefin der Deutschen Telekom will stärker experimentieren und Mitarbeitern, die Fehler machen, beibringen, darüber zu reden.

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Claudia Nemat. Quelle: Max Lautenschläger für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Frau Nemat, Sie haben neulich das Ende der Smartphones prophezeit. Womit soll die Telekom in Zukunft dann noch Geld verdienen?

Nemat: Vor 20 Jahren dominierte das Festnetztelefon, heute ist es das Smartphone, und in zehn Jahren wird es eine andere Innovation sein. Die Telekom ist ein Technologieunternehmen, das immer die besten Verbindungen herstellen will. Wenn wir uns umschauen, sehen wir, dass neben Millionen Menschen auch Milliarden Geräte kommunizieren: Brillen, Armbänder, Autos, Container, Haushaltsgeräte – alles ist verbunden. Smartphones und Apps wird es sicher noch eine Weile geben. Aber in Zukunft werden winzige Sensoren nicht nur in Telefonen, sondern unter anderem auch in unseren Kleidungsstücken Informationen und Daten von uns aufnehmen und austauschen. Diese Datenflut muss gemanagt werden. Das ist unsere große Aufgabe.

Sie sind heute als Chair Woman der Fashion Fusion, eines Ideenwettbewerbs für Hightechmode, auf der IFA. Woher kommt die Begeisterung der Telekom für Mode?

Die Telekom ist kein Modeunternehmen. Halten wir das mal fest (lacht). Wir setzen uns aber intensiv damit auseinander, dass uns Sensoren immer näher auf die Haut rücken. Nehmen Sie Virtual-Reality-Brillen oder intelligente Uhren. Kleidungsstücke bieten sich für Experimente auf diesem Gebiet sehr gut an. Nur so lernen wir zu verstehen, was die Menschen begeistert und was man mit unserer Technologie alles verwirklichen kann. Bekleidung ist neben Gesundheit, Transport, Arbeit nur ein Feld, auf dem wir neue Innovationen erwarten.

Zur Person

Was kann die Telekom von der Experimentierfreude der Modebranche denn lernen?

Erfinden durch Kombinieren. Auch für Autos, welche teilweise oder komplett ohne menschliche Fahrer funktionieren, und Roboter, welche im Haushalt helfen, gilt: Die Kunst besteht darin, Technologien zu kombinieren und zu entdecken, welche Innovationen, welche praktischen Anwendungen sich daraus entwickeln lassen. Nehmen wir ein Beispiel aus der Gesundheitsbranche. Vor Kurzem ist erstmals ein digitales Medikament freigegeben worden: Sie können eine Tablette einnehmen, in der ein nicht verdaubarer Sensor steckt. Der überträgt die chemische Zusammensetzung in ihrem Magen an ein Pflaster, welches wiederum an ihrem Arm klebt und die Daten an eine App überträgt. Mit diesen Daten können Ärzte verstehen, welche Dosis eines bestimmten Medikamentes ideal für den Patienten ist.

Und wo kommt die Telekom hier ins Spiel?

Wir sind natürlich kein Pharmakonzern. Aber um solche Idee umzusetzen, brauchen wir Datenbanken, die solche sensiblen Daten sicher speichern, und Netze, die große Datenmengen aus dem Internet der Dinge übertragen können. Und das können wir. Netze und Konnektivität sind unsere Kernkompetenz. Nehmen Sie 5G. Der nächste Telekommunikationsstandard umfasst die ganze Architektur zukünftiger Netze. Hier sind wir Treiber.

Aber wer macht das Geschäft? Wahrscheinlich doch die Unternehmen, die solche schicken Produkte auf den Markt bringen? Die Telekom stellt nur die Netze bereit und verschwindet im Hintergrund.

Die beste Technologie ist immer jene, die nicht stört und die man nicht sieht. Denken Sie mein Beispiel mit der Pille zu Ende: Glauben Sie, dass viele Leute solche sensiblen Gesundheitsdaten auf Rechnern in Arizona speichern wollen? Nein. Datensicherheit gehört zum Markenkern der Telekom, und der wird in Zukunft noch wichtiger.

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