Personio-Chef Hanno Renner zu neuer Finanzierungsrunde „Eigentlich brauchen wir gerade gar kein Geld“

Hanno Renner ist Gründer des HR-Start-ups Personio. Quelle: PR

Viele Jungfirmen bekommen kaum noch frisches Geld, aber das HR-Start-up Personio sammelt fast 200 Millionen Euro ein. Laut Gründer Hanno Renner liegt das am Geschäftsmodell. Nun will er von der Krise der anderen profitieren.

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WirtschaftsWoche: Herr Renner, Sie sind ja gerade in einer angenehmen Situation. Während Start-ups auf der ganzen Welt – und auch in Berlin – vor einem Start-up-Winter zittern, haben Sie noch einmal 200 Millionen US-Dollar Kapital eingesammelt und ihre Bewertung auf 8,5 Milliarden Dollar erhöht. Was machen die anderen Start-ups schlechter als Sie, dass denen das nicht gelingt?
Im Moment kann man nicht sagen, dass jemand etwas gut oder schlecht macht. Wir haben nichts besser gemacht als andere, aber wir haben das Glück, dass unser Geschäftsmodell sehr stabil gegenüber Krisen ist.

Woran liegt das?
Unsere Software braucht jedes Unternehmen, weil jeder Mitarbeitende managen, Urlaub beantragen und Gehälter zahlen muss – deshalb waren wir zum Beispiel auch in der schlimmsten Zeit der Coronakrise kein Kandidat zum Rausschmeißen. Außerdem haben wir eine sehr langfristige Kundenbasis, die teils schon seit fünf Jahren oder länger dabei ist. Und dann hat unser effizientes und nachhaltiges Business immer beim Fundraising geholfen. Eigentlich haben wir gerade auch gar kein Geld gebraucht, aber wir hatten gute Konditionen, um welches einzusammeln.

Klingt nach einer Luxus-Situation – kein Geld brauchen, trotzdem bekommen, während viele in der Branche gerade zittern.
Wir haben nach unserer Finanzierungsrunde im vergangenen Herbst, in der wir 270 Millionen US-Dollar eingesammelt haben, schon geplant, die Runde zu erweitern. Denn einige unserer Investoren wollten schon damals eigentlich mehr investieren. Wir aber wollten erstmal einen kleineren Betrag einsammeln und dann später zu einer höheren Bewertung mehr einsammeln.

von Varinia Bernau, Stephan Knieps, Artur Lebedew, Theresa Rauffmann

Gibt die Finanzierung jetzt auch ein wenig Sicherheit, in Zeiten, in denen Investorengelder vielleicht weniger fließen?
Wir haben Personio schon immer so geführt, dass wir jederzeit profitabel werden könnten und nicht auf ein Investment angewiesen sind. Aber es ist natürlich angenehm, dass wir jetzt erstmal ein finanzielles Polster für mehrere Jahre haben.

In schwierigen Zeiten wachsen aber sicherlich auch die Ansprüche von Investoren an die Start-ups.
Wir merken schon, dass Investoren immer mehr den Fokus darauf legen, ob ein Geschäftsmodell nachhaltig ist und sich die Zahlen genauer anschauen. Das hat sich geändert und das wird sich auch weiter verändern.

In Start-ups spricht man ja immer vom sogenannten Runway. Der Begriff beschreibt den Zeitraum, den ein Start-up nach einer Finanzierungsrunde überleben kann, bevor es neues Geld einsammeln muss. Wie lange ist der Runway bei Personio?
Wenn man die Möglichkeit hat, innerhalb des Runways profitabel zu werden, dann ist der natürlich unendlich lang. Wir werden sicher die nächsten 18 bis 24 Monate kein Geld einsammeln, weil wir gar kein Geld mehr einsammeln müssen. Aber vielleicht gibt es zu einem späteren Zeitpunkt wieder Möglichkeiten, zusätzliches Kapital einzusetzen – zum Beispiel vor einem Börsengang.

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Jetzt geht es ja vielen Start-ups gerade schlecht. Finanzierungsrunden werden abgesagt, die ersten gehen insolvent, viele entlassen Mitarbeiter.
Wir hoffen darauf, dass wir dadurch künftig einfacher gute Mitarbeitende finden können, der wirtschaftliche Downturn könnte uns in die Karten spielen, denn wir werden auch dieses Jahr eine Vielzahl an neuen Mitarbeitenden einstellen. So wie Investoren nach nachhaltigen Geschäftsmodellen suchen, suchen auch Mitarbeitende nach Unternehmen, die ein solideres Geschäftsmodell haben.

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