Republica Die Digitalelite trifft sich in Berlin

Von Euphorie ist wenig zu spüren, wenn über den Zustand der digitalen Welt diskutiert wird. Wie die Konferenz Republica das ändern will.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Republica: Die Digitalelite trifft sich in Berlin Quelle: dpa

Berlin Seifenblasen und der neongrüne Slogan „Pop“ – so präsentiert sich die Republica seit Mittwoch in der Hauptstadt. Auf den ersten Blick scheint die größte Digitalkonferenz Deutschlands damit den Zeitgeist zu verfehlen. Schließlich ist die langjährige Tech-Euphorie der Nachdenklichkeit gewichen – in Zeiten von Fake-News, Hasspropaganda und Datenskandalen.

Doch das „Pop“ der Republica steht den Veranstaltern zufolge für das, was die Massen erreiche und die Gesellschaft verändere. Die Konferenzmacher stellen die Frage: „Ist Fake längst akzeptierter Mainstream, über den sich niemand mehr wundert? Was macht alternative Fakten so sexy für besorgte Bürger? Wo steckt der Pop im Populismus?“

Und sie fordern, die Blasen zum Platzen zu bringen. Denn auch wenn die Designsprache etwas anderes ausdrückt, wissen die Konferenzteilnehmer doch sehr genau: Blasen sind gefährlich.

Denn es sind keine Seifenblasen, die da im Netz entstehen. Die sogenannten Filterblasen sind die digitalen Umgebungen, in denen sich jeder von uns befindet, sobald er seinen Account in einem sozialen Netzwerk öffnet. Nahezu fast alles ist darauf ausgelegt uns und unsere Ansichten und Geschmäcker zu festigen und zu bestätigen.

Die Freunde, die uns und unseren Meinungen dann doch sehr nah sind und die cleveren Algorithmen, die uns manchmal besser zu kennen scheinen, als wir selbst, und uns genau das ausspielen, was wir sehen oder lesen wollen.

Schließlich ist so die Wahrscheinlichkeit größer, dass wir mehr Zeit auf der Plattform verbringen und so noch interessanter für Werbekunden werden. Und so kommt es nicht selten vor, dass sich rechts wie links die Menschen in ihren Meinungen bestärken und der jeweils anderen Seite lautstark die Pest an den Hals wünschen.

Doch wie bringt man solche Blasen zum Platzen? Die Konferenz versucht darauf eine Antwort zu finden: So stellt sich beispielsweise Googles Vice-President of Search, Pandu Nayak, den Fragen von Algorithm Watch. Zum Beispiel darüber, wie die Suchmaschine mit Falschinformationen oder kontroversen Inhalten umgeht.

Auch die bisherigen Maßnahmen der Politik wie etwa das Netzwerkdurchsetzungsgesetz werden in Vorträgen kritisch hinterfragt. Auf der parallel stattfindenden Media Convention spricht Whistleblowerin Chelsea Manning über zivilen Ungehorsam.

Doch die Konferenz will auch an Themen ran, die zur Bildung von Filterblasen führen: So werden sich viele Vorträge und Diskussionen mit der Zukunft der Arbeit beschäftigen. Wird in Zukunft eine Maschine meinen Job machen? Bleibe ich hinter der Leistung von Künstlicher Intelligenz zurück? Verunsicherung ist ein dankbarer Nährboden für einfache Antworten, wer über Modelle und Lösungen diskutiert, sorgt am Ende vielleicht dafür, dass Verunsicherte gehört werden.

Die Republica ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Foren der digitalen Vordenker und ihrer Gefolgschaft geworden - und sie wächst kontinuierlich: Nahmen 2014 etwa 5.000 Besucher teil, waren es 2017 bereits 9.000.

Dass die Republica mehr kann als nur viel weltverbesserndes Geplapper zu produzieren, hat sie bereits auch schon anders bewiesen: Von den über tausend Sprechern waren 2017 47 Prozent weiblich - auf so eine hohe Zahl kommen im sonst so Egalitätsprinzipien verschriebenen Tech-Umfeld nur sehr wenige Konferenzen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%