Robert Gentz „Ich hätte auf meine Leute hören sollen“

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Immer wieder ein Kritikpunkt: Die Rücklaufquote


An den Börsengang vor gut einem Jahr könne er sich gut erinnern, sagt Gentz, „da habe ich gemerkt, wie unterschiedlich Investoren sein können. Geldgeber, die jedes Jahr fünf Prozent Wachstum und ein profitables Geschäft wollen, wären für uns nicht das Richtige gewesen.“ Seit dem ersten Gründungstag unterstützen die Samwer-Brüder Zalando, mit ihrer Global Founders GmbH halten sie immer noch rund elf Prozent an Zalando – und sind nicht gerade bekannt für ihre Ungeduld, wenn es um Profitabilität geht.

In all den Jahren musste sich Zalando immer wieder Kritik gefallen lassen. Am Anfang wurde Robert Gentz und seinen Mitgründern vorgeworfen, ihre Firma wäre nur eine Kopie des amerikanischen Online-Schuhhändlers Zappos. Dazu sagt der 31-Jährige heute: „Schuhe online verkaufen ist erstmal keine innovative Idee.“ Klar, Zappos sei groß geworden. „Aber ich habe mich bei der Gründung 2008 nie so gefühlt, dass ich ein Unternehmen kopieren möchte.

Zahlen zu Zalando

Der zweite, immer wieder geäußerte Kritikpunkt: Die Rücklaufquote. Jedes zweite Kleidungsstück schicken die Kunden an Zalando zurück und zahlen dafür – nichts. „Ich warte auf das Jahr, in dem die Frage nicht mehr kommt“, meint Gentz. „Wenn wir die Rücklaufquote nicht managen könnten, hätten wir keine Existenzberechtigung!“ Schließlich werde bei Zalando das eigene Zuhause zur Umkleidekabine. Und da müsse man eben viele Retouren in Kauf nehmen und könne Kunden nicht zur Zahlung zwingen.

Für Zalando scheint diese Strategie aufzugehen. Im vergangenen Jahr war das Berliner Unternehmen der drittgrößte Online-Händler in Deutschland – nach Amazon und Otto. Wie sehr er von Amazon genervt sei, fragt ihn der Moderator. Gentz schaut ihn fragend an und sagt: „Gar nicht.“ Man sei nie so richtig wettbewerbsorientiert gewesen, behauptet der 31-Jährige, schaue aber schon drauf, was andere machen. Dann folgt eine klare Ansage: „Interessanter ist für uns, wie Facebook und Instagram sich als Handelsplatz aufstellen. Die sind für uns wichtiger als Otto oder Amazon.“

Seit rund einem halben Jahr bietet das Foto-Portal Instagram die Funktion, dass Nutzer mit einem Klick von einer Werbeanzeige direkt auf den dazugehörigen Online-Shop des abgebildeten Produktes gelangen können – und damit Zalando umgehen. Gentz sieht diese neue Konkurrenz pragmatisch: „Das ist einfach eine Entwicklung, die Konsumenten bewegt. Und wenn die dahin wollen, müssen wir mit.“

Zum Schluss macht Robert Gentz noch einmal deutlich, was er damit meint, wenn er von einer „unternehmerischen Kultur“ bei Zalando spricht. Er wird gefragt, wo sein Unternehmen in den nächsten Jahren expandieren möchte. Antwort: „Wir werden eher außerhalb Europas expandieren, als außerhalb der Mode.“

Der Moderator hakt nach: Ob es denn in Ländern wie Russland oder Brasilien keine Probleme wegen ihres Investors Rocket Internet gäbe? Schließlich betreiben Unternehmen der Samwer-Brüder in diesen Ländern bereits Zalando-Klone, die Mode übers Internet verkaufen. „Nein“, sagt Gentz. „Wieso auch? Rocket Internet sind zwar unsere Investoren. Aber wir müssen tun, was das Beste für unser Unternehmen ist.“

Mit anderen Worten: Vielleich ist es bald das Beste für Zalando, ihre eigenen Investoren zu attackieren. Mangelnde Aggressivität kann man dem Unternehmen jedenfalls nicht vorwerfen.

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