Telekom-Konkurrent Vodafone baut 4,5G Netz

Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter will seine Vision der Gigabit-Gesellschaft wahr werden lassen. Der Telekommunikationsanbieter macht sein Netz schneller, um Konkurrenten wie die Telekom weiter abzuhängen.

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„Wir haben jetzt das schnellste Netz Deutschlands“, sagt Hannes Ametsreiter. Quelle: Reuters

Hannover Ortstermin in Hannover. Eigentlich Ortstermin in Langenhagen, was kurz vor Hannover liegt, aber die Niederlassung des Telekommunikationsanbieters Vodafone trägt den Namen der nahegelegenen Großstadt. Eingebettet in ein kleines Industriegebiet residiert das Unternehmen am Rande einer Landstraße. Der Chef von Vodafone Deutschland, Hannes Ametsreiter, hat hierher eingeladen. Er will etwas zeigen, was eigentlich nicht sichtbar ist: schnelles mobiles Internet.

Das Unternehmen schaltet seine erste Basisstation mit dem neuen technischen Standard 4,5G frei. 4G ist derzeit die schnellste verfügbare Verbindung mittels Mobilgerät ins Internet, beworben wird es meist unter dem Namen LTE. Für Ametsreiter und seine Vodafone ist die Aufrüstung des Netzes ein Meilenstein, wie er sagt. Ein Schritt dahin, ihre Vision der Gigabit-Gesellschaft wahr werden zu lassen. Diese beschreibt der Österreicher als „Explosion“ von Daten, die derzeit passieren würde, Abermillionen Geräte würden mit dem Internet vernetzt.

Doch hinter der technischen Aufrüstung steckt noch mehr: „Wir haben jetzt das schnellste Netz Deutschlands“, sagt der Konzern-Chef mit Genugtuung. Denn lange hat Vodafone unter seiner im Vergleich zur Telekom schlechteren Netzqualität gelitten. Kunden sind abgesprungen, die von den Bonnern dankend empfangen worden sind. Experten beschrieben wiederholt, das Vodafone notwendige Investitionen in ihre Infrastruktur vernachlässigt habe.

Bis heute hängt Vodafone bei den gängigen Tests um das beste Netz hinterher. Den Vorsprung wieder einzuholen, wird dauern. Aber Ametsreiter weiß, dass er mit etwas punkten kann, wo die Telekom wiederrum hinterherhänge – zumindest im Festnetz. „In Deutschland kann derzeit niemand ein schnelleres Produkt anbieten, als wir“, sagt er.

Dank des Zukaufs von Kabel Deutschland hat Vodafone ein weitverzweigtes Kabelnetz. Darüber kann das Unternehmen Internet mit 400 Megabit die Sekunde (MBit/s) anbieten. Das schafft die Kupferinfrastruktur der Telekom höchstens mit diversen technischen Tricks. Für den Ableger des britischen Konzerns ist Geschwindigkeit deshalb sein Hauptmarketingargument.

Zwar können auch andere Kabel- und Glasfaserinternetanbieter Daten genauso schnell oder schneller durchs Netz schicken, aber die haben dann keine eigene Mobilfunkinfrastruktur. In dieser Kombination gibt es in Deutschland nur Vodafone und die Deutsche Telekom.

Also versucht Ametsreiter sich auch im Mobilfunk von den Bonnern abzusetzen. Sie seien „schneller“ und „agiler“ als die Konkurrenten, sagt er. Mit 4,5G kämen sie nun auf 375 MBit/s Übertragungsgeschwindigkeit, bisher sind es 225 MBit/s. Dafür bündelt das Unternehmen drei Frequenzbänder. Ein Full-HD-Kinofilm soll dann in 2,4 Minuten komplett heruntergeladen sein, die Pokémon Go-App in einer Sekunde.


Netzte sind nicht schnell genug

Im kommenden halben Jahr sollen fünf bis zehn Prozent der Vodafone-Kunden von der Aufrüstung profitieren können. Das funktioniert jedoch nur mit einem Smartphone oder Mobilgerät, das mit der Cat.9-Technologie ausgestattet ist. Zum jetzigen Zeitpunkt sind das genau zwei, beide von Samsung. Aber es würden schnell weitere folgen, erklärt der Vodafone-Chef.

Auch Wettbewerber Telefonica hat heute ein 4,5G-Projekt angekündigt. Ob zufällig am gleichen Tag, oder als Reaktion auf eine breite Werbeaktion von Vodafone – oder andersherum – blieb zunächst offen. Das Unternehmen will gemeinsam mit dem Ausrüster Technologieausrüster Huawei ein Pilotnetz in München freischalten. Die Technologie verspreche Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 Gigabit die Sekunde, erklärt Telefonica. Das sei ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu nächsten Mobilfunkstandard 5G.

Die Hoffnungen in 5G sind hoch. Die neue Technologie befindet sich noch im Entwicklungsstadium und soll bis 2020 markttauglich sein. Er wird gebraucht, um Entwicklungen wie das selbstfahrende Auto überhaupt zu ermöglichen, da die derzeitigen Netze nicht schnell genug reagieren können. Dann werden die Mitarbeiter der Telekommunikationsanbieter wahrscheinlich wieder auf ihre Mobilfunktürme klettern müssen, um sie aufzurüsten.

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