Manager Shkreli Ex-Pharmamanager wegen Betrugs schuldig gesprochen

Für seine Kritiker ist der Pharma-Unternehmer die Personifizierung von Gier und Rücksichtslosigkeit. Martin Shkreli selbst fällt nach dem Schuldspruch in einem Betrugsprozess gegen ihn noch eine freche Bemerkung ein.

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New York Der umstrittene frühere US-Pharmaunternehmer Martin Shkreli ist wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Eine Jury in Brooklyn kam nach fünf Tagen Beratung zu dem Urteil, dass Shkreli Hedgefondsinvestoren in die Irre geführt habe. Der Schuldspruch betraf drei von acht Anklagepunkten. Wann das Strafmaß festgesetzt wird, war noch offen. Shkreli ist gegen fünf Millionen Dollar Kaution auf freiem Fuß. In der US-amerikanischen Öffentlichkeit dürfte das Ablehnung erfahren, der auch als „Pharma Bro“ bekannte Mann stößt dort auf nur wenig Gegenliebe.

Die Staatsanwaltschaft hatte Shkreli vorgeworfen, er habe das ihm anvertraute Geld in Aktienspekulationen verpulvert und dann ein Programm zusammengeflunkert, mit dem er die Verluste ausgleichen wollte. Zu seinen vielen Lügen gehöre die Behauptung, in einem seiner Fonds lagerten 40 Millionen Dollar - tatsächlich seien es zu diesem Zeitpunkt ganze 300 Dollar gewesen. Festgenommen wurde Shkreli 2015 unter dem Vorwurf, aus einer seiner Firmen elf Millionen Dollar abgezweigt zu haben, um Hedgefondsinvestoren auszahlen zu können.

Die Verteidigung rief dagegen Zeugen auf, die aussagten, Shkreli habe sie tatsächlich reicher gemacht. Ihre Geldeinlagen hätten sich verdoppelt oder verdreifacht. Sein Anwalt stellte den 34-Jährigen als unverstandenen Außenseiter dar. Niemand habe wegen Shkreli Geld verloren. Er sei ein „brillanter Kopf“, der manchmal Probleme mit zwischenmenschlichen Kompetenzen habe. Der Anwalt prophezeite gar, eines Tages werde Shkreli Heilmittel gegen schreckliche Kinderkrankheiten entwickeln.

Shkreli selbst sagte im Prozess nicht aus. Nach dem Schuldspruch erklärte er, in den wichtigsten Anklagepunkten freigesprochen worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft habe eine Hexenjagd monumentalen Ausmaßes auf ihn veranstaltet und vielleicht „ein oder zwei Besenstiele gefunden“.

Auf seinem YouTube-Kanal äußerte er sich später ähnlich: Er fühle sich entlastet, sagte er, und habe nach eigener Schätzung vermutlich eine „50-50-Chance“, gar keine Strafe zu bekommen.

Der berüchtigtste Coup des jungenhaft auftretenden Shkreli wurde im Prozess nicht verhandelt: 2014 hatte er sich die Rechte an einem Mittel gegen seltenen, aber lebensgefährlichen Parasitenbefall gesichert und den Preis pro Tablette anschließend von 13,50 Dollar auf 750 Dollar erhöht. Das Medikament wird auch bei der Behandlung von Aids-Patienten genutzt. Die extreme Preissteigerung hatte damals für Entsetzen in der US-Bevölkerung und auch weltweit gesorgt. Er galt als „meistgehasster Mann des Internets“. Die englischsprachigen Medien tauften ihn „Pharma Bro“.

Wegen des Falls musste er sich damals auch vor dem US-Kongress rechtfertigen. Bei einer Anhörung machte er grinsend auf sein Zeugnisverweigerungsrecht aufmerksam - und brachte einige Abgeordnete damit schier zur Raserei.

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