Privater Mischkonzern Koch Industries kauft Georgia-Pacific Milliardenübernahme auf US-Papiermarkt

Seite 2/2

Analysten sehen die Möglichkeit, dass die Transaktion mehr privates Kapital in die Branche ziehen könnte. „Die Übernahme ist ein positives Zeichen für die Papier- und Holzproduzenten insgesamt“, sagt Claudia Shank, Analystin bei J.P. Morgan in New York. Koch Industries mit Sitz in Witchita/Kansas wurde 1927 während der Weltwirtschaftskrise von Fred Koch als Lieferant von Erdölprodukten gegründet. Heute ist das von den Söhnen Charles und David Koch geführte Unternehmen ein rasant wachsender Mischkonzern, der Raffinerien und Pipelines betreibt, aber auch in der Chemie-, Kohle-, Papier- und Finanzbranche tätig ist. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz bei weltweit 30 000 Beschäftigten rund 60 Mrd. Dollar. Im Mai 2004 übernahm Koch bereits zwei Papierwerke von Georgia-Pacific für insgesamt 610 Mill. Dollar. Laut Joe Moeller, Kochs Präsident und Chief Operating Officer, re-investiert das Unternehmen durchschnittlich neun Zehntel seines Jahresgewinns: „Das wäre für öffentlich gehandelte Firmen sehr schwierig.“ In Nordeuropa, wo mit UPM, SCA und Stora Enso einige der größten Papierhersteller der Welt beheimatet sind, wird die Georgia-Pacific-Übernahme von Experten positiv beurteilt. Vor allem der hohe Preis, den Koch Industries zahlen will, sei gut für die nordeuropäischen Konkurrenten. „Das Angebot von fast 40 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag bedeutet, dass jemand das Unternehmen deutlich höher bewertet als der Aktienmarkt“, sagte Mikael Jåfs, Forstanalyst bei Chevreux in Stockholm. Normal seien Aufschläge von rund 25 Prozent. Auch Analyst Ola Asplund vom Stockholmer Börsenmakler Fischer Partners bezeichnet den Kaufpreis von Georgia Pacific als „positives Signal“ für die gesamte Branche. Vor allem werde der schwedische Marktführer SCA davon profitieren. Die gesamte Papierbranche leidet seit mehreren Jahren unter Überkapazitäten. Große Konzerne wie UPM und Stora Enso haben erst kürzlich umfassende Stilllegungsprogramme verkündet. Mit den Werksschließungen erhoffen sie sich, die immer wieder angekündigten Preiserhöhungen tatsächlich am Markt durchzusetzen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%