BU mit ADHS: So klappt die Absicherung

Frank Baecke
10. Dezember 2025 – 17:01 Uhr aktualisiert
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Ein gestresster Mann sitzt mit geschlossenen Augen, während chaotische Skizzen über seinem Kopf innere Anspannung, Grübeln und mentale Überforderung darstellen
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine ADHS-Diagnose führt bei fast allen Betroffenen zur Ablehnung oder zu erheblichen Einschränkungen in der BU Versicherung.
  • Die Chancen auf einen Vertrag steigen mit einer anonymen Risikovoranfrage und wenn die ADHS-Behandlung seit mehreren Jahren abgeschlossen ist.
  • In der Regel verlangen Versicherungen bei ADHS einen Risikozuschlag oder den Ausschluss psychischer Erkrankungen.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU Versicherung) ist eine der wichtigsten Absicherungen der Arbeitskraft. Wenn der Versicherte seinen zuletzt ausgeübten Beruf durch Krankheit oder Unfall mindestens sechs Monate lang nicht mehr zu mindestens 50 Prozent ausüben kann, zahlt ihm die Versicherung eine monatliche BU Rente.

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Für Versicherte, die ein höheres gesundheitliches Risiko tragen, ist diese Absicherung besonders wichtig. Allerdings macht eine Vorerkrankung wie die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) den Zugang zum BU Schutz nahezu unmöglich. Die Erkrankung, die weltweit etwa fünf Prozent aller Kinder betrifft und bei einem Drittel bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt, ist für Versicherungsgesellschaften ein erhebliches Risiko.

Warum ADHS für Versicherer ein Problem ist

Versicherungsgesellschaften sehen ADHS als relevante Vorerkrankung, da sie statistisch mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine spätere Berufsunfähigkeit verbunden ist. Die neurobiologische Entwicklungsstörung äußert sich im Erwachsenenalter oft durch innere Rastlosigkeit sowie anhaltende Konzentrations- und Organisationsprobleme.

Im Berufsleben kann dies zu Schwierigkeiten führen: Abgabetermine werden verpasst, Absprachen geraten durcheinander und Aufgaben bleiben unerledigt. Insbesondere monotone Tätigkeiten oder Arbeiten mit dauerhaft hohem Konzentrationsbedarf fallen schwer. Dazu treten häufig Begleiterkrankungen wie Angststörungen, Suchtprobleme oder Depressionen auf.

Psychische Erkrankungen sind in Deutschland der häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit. Bei Menschen mit schwerer ADHS-Symptomatik wird die Schwelle zur Berufsunfähigkeit in Kombination mit Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Suchtproblemen schnell erreicht. Die Ablehnung oder die erschwerte Aufnahme in die BU Versicherung basiert daher auf einer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit. Für die Versicherer ist wichtig, dass das kollektive Risiko der Versicherten – als das erhöhte Risiko einer Leistungsinanspruchnahme durch Hochrisikokunden – kalkulierbar bleibt. Ziel ist es, die Beiträge stabil zu halten und die Zahlungsfähigkeit des Versicherers für alle Kunden zu gewährleisten.

Der Weg zum BU Vertrag

Trotz der ablehnenden Haltung vieler Gesellschaften ist eine BU Versicherung mit ADHS nicht ausgeschlossen. Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie strategisch und methodisch der Interessent vorgeht. Drei Punkte sind dabei entscheidend: die anonyme Risikovoranfrage, das richtige Timing und die vollständige Dokumentation.

Eine anonyme Risikovoranfrage stellen

Kunden mit einer ADHS-Diagnose sollten ihren Antrag auf BU Versicherung niemals direkt an den Versicher schicken. Der Grund: Jede Ablehnung wird im Hinweis- und Informationssystem (HIS) der Versicherer gespeichert. Wer dort auftaucht, hat es schwer, mit Anträgen bei anderen Gesellschaften noch Erfolg zu haben.

Umgehen lässt sich das Problem durch eine anonyme Risikovoranfrage über einen spezialisierten Versicherungsmakler. Hierbei übermittelt der Makler alle relevanten Gesundheitsinformationen, die beruflichen Angaben und das Alter des Interessenten an mehrere Versicherungen, ohne dabei Daten preiszugeben, anhand derer sich der Antragsteller identifizieren ließe. Die Gesellschaften prüfen den Fall und teilen unverbindlich mit, ob sie den Kunden zu normalen Konditionen, mit Risikozuschlag, mit Ausschlussklausel oder gar nicht versichern würden.

Der große Vorteil dieses Vorgehens: Ablehungen haben keine negativen Konsequenzen, sie werden nicht im HIS gespeichert. Die offizielle und vollständige Antragstellung erfolgt erst, wenn ein Versicherer ein akzeptables Angebot unterbreitet.

Den optimalen Zeitpunkt wählen

Die Annahmechancen steigen signifikant, wenn der Interessent seinen Antrag auf BU Versicherung zum richtigen Zeitpunkt stellt. Hierfür ist ein ausreichender Abstand zur letzten Behandlung der ADHS-Symptomatik wichtig. Die Erfolgsaussichten verbessern sich, wenn seit der letzten Behandlung mindestens drei bis fünf Jahre vergangen sind und keine Medikamente mehr eingenommen werden müssen.

Zwar sind bei BU Versicherungen die Beiträge umso günstiger, je jünger man bei Abschluss ist. Dennoch kann das Abwarten wichtiger sein als der Beitragsvorteil. Es gilt individuell abzuwägen, ob die sofortige Antragstellung mit der Gefahr eines hohen Zuschlags oder einer Ablehnung in Kauf genommen wird, oder ob es sinnvoller ist, den Antrag später mit besserer Gesundheitsakte zu stellen. 

Die Unterlagen sorgfältig vorbereiten

Für eine aussagekräftige Risikovoranfrage sind umfassende medizinische Unterlagen erforderlich. Je detaillierter die Informationen sind, desto besser können Versicherer das Risiko bewerten und desto höher ist die Chance auf eine positive Rückmeldung. Der Makler benötigt unter anderem:

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  • alle Arztberichte zur ADHS-Diagnose und -Behandlung
  • eine Dokumentation über die Medikamenteneinnahme (Art, Dauer, Dosierung)
  • Verlaufsbeschreibungen und aktuelle Befunde
  • Informationen zu Begleiterkrankungen
  • eine Beschreibung der beruflichen Auswirkungen

Vertragsvarianten: Welche Konditionen sind möglich?

Viele Versicherer lehnen Anträge von ADHS-Betroffenen direkt ab, besonders bei ausgeprägter Symptomatik, medikamentöser Therapie oder Begleiterkrankungen. Erhalten Versicherte doch eine Zusage, handelt es sich nur selten um einen Normalvertrag. Stattdessen passen die Gesellschaften die Konditionen an das individuelle Risiko an.

In der Praxis haben sich folgende Lösungsmodelle etabliert:

  • Normaler Vertrag (seltene Ausnahme): In sehr wenigen Einzelfällen, meist bei leichter Symptomatik ohne Medikation und langjähriger Behandlungsfreiheit, kann ein regulärer Vertrag ohne Einschränkungen gewährt werden.
  • Risikozuschlag: Der Versicherte schließt einen Vertrag mit erhöhten BU Beiträgen ab. Der Aufschlag liegt oft zwischen 20 und 50 Prozent des Normalbeitrags. Dafür bleibt der Versicherungsschutz aber vollständig erhalten, selbst wenn die Berufsunfähigkeit auf ADHS zurückzuführen ist.
  • Ausschlussklausel (häufigste Lösung): Der Versicherer schließt psychische Erkrankungen oder ADHS explizit vom Leistungsschutz aus. Tritt die Berufsunfähigkeit wegen ADHS oder einer damit verbundenen Depression ein, erhält der Versicherte keine BU Rente. Bei allen anderen Ursachen wie Unfall, Herzinfarkt oder Krebs besteht dagegen voller BU Versicherungsschutz. Dieser Teilschutz ist immerhin besser als gar keine BU Absicherung.

Was kostet eine BU Versicherung mit ADHS?

Die Höhe des BU Beitrags hängt von vielen Faktoren ab, darunter Alter, Beruf, gewünschte BU Rente und Vertragsdauer (hier mehr dazu). Da die ADHS-Diagnose das statistische Risiko einer Berufsunfähigkeit signifikant erhöht, müssen Antragsteller in der Regel mit Risikozuschlägen oder Ausschlussklauseln rechnen.

Die folgenden Tabellen zeigen beispielhaft, wie sich die unterschiedlichen Konditionen – mit Zuschlag oder mit Ausschluss – auf den monatlichen Beitrag auswirken.

Musterfall 1: Kaufmännischer Angestellter, 30 Jahre

SzenarioMonatliche BU RenteBeitrag normalBeitrag mit
Zuschlag
(+ 30 %)
Beitrag mit
Ausschluss
Bürotätigkeit1.500 €ca. 75 €ca. 98 €ca. 70 €
Außendienst1.500 €ca. 95 €ca. 124 €ca. 90 €
Quelle: Eigene Recherche
Stand: Dezember 2025

Musterfall 2: Handwerker, 25 Jahre

SzenarioMonatliche BU RenteBeitrag normalBeitrag mit
Zuschlag
(+ 30 %)
Beitrag mit
Ausschluss
Tischler1.200 €ca. 85 €ca. 111 €ca. 80 €
Elektriker1.200 €ca. 90 €ca. 117 €ca. 85 €
Quelle: Eigene Recherche
Stand: Dezember 2025

Bei Ablehnung: Alternativen zur
BU Versicherung

Wer ständig abgelehnt wird oder nur Angebote mit erheblichen Ausschlüssen erhält, sollte nicht den Mut verlieren. Die BU Versicherung ist zwar das umfassendste Instrument zur Absicherung gegen den Verlust der Arbeitskraft, aber nicht das einzige. Betroffene können das existenzbedrohende Risiko der Berufsunfähigkeit auch durch spezialisierte Produkte verringern, die zumindest Teilbereiche abdecken. Dazu zählen: 

  • Grundfähigkeitsversicherung: Diese zahlt, wenn grundlegende Fähigkeiten wie Greifen, Gehen oder Sehen verloren gehen. Die Gesundheitsprüfung ist weniger streng, weshalb ADHS seltener zur Ablehnung führt.
  • Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Die Leistung wird nur fällig, wenn der Kunde keine Berufstätigkeit mehr am allgemeinen Arbeitsmarkt ausüben kann. Dies ist eine zwar hohe Hürde, dafür sind die Gesundheitsfragen oft weniger umfangreich (hier mehr dazu).
  • Multi-Risk-Versicherung: Diese kombiniert verschiedene Bausteine wie Grundfähigkeiten, Pflegebedürftigkeit und Invalidität. Einige Anbieter versichern hier auch Erwachsene mit ADHS.

Wichtig zu wissen: Diese Alternativen ersetzen die BU Versicherung nicht vollständig, sie bieten aber einen wichtigen Teilschutz. Das ist immer noch besser, als gar nicht abgesichert zu sein. Bessert sich später der Gesundheitszustand des Versicherten, kann er versuchen, die alternativen Absicherungen durch eine vollwertige BU Versicherung zu ersetzen.

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Häufig gestellte Fragen zur BU-Versicherung mit ADHS

Lohnt sich eine BU mit ADHS-Ausschluss überhaupt?

Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten. Statistisch entstehen die meisten Berufsunfähigkeitsfälle durch Muskel-Skelett-Erkrankungen, Krebs, Herz-Kreislauf-Probleme und Unfälle – all diese Ursachen bleiben trotz ADHS-Ausschluss versichert. Wer körperlich arbeitet oder familiär mit Krebserkrankungen vorbelastet ist, profitiert von diesem Teilschutz. Andererseits besteht bei ADHS-Betroffenen ein höheres Risiko für psychisch bedingte Berufsunfähigkeit, das in der Regel nicht abgedeckt ist. Eine fundierte Beratung sollte klären, ob der Teilschutz ausreichend ist oder ob Alternativen sinnvoller sind.

Können Ausschlussklauseln nachträglich wieder entfernt werden? 

Theoretisch ja, praktisch ist das jedoch sehr schwierig. Einige Versicherer bieten die Möglichkeit einer Nachversicherungsgarantie, bei der unter bestimmten Bedingungen der Versicherungsschutz erweitert werden kann. Voraussetzung ist in der Regel eine deutliche Verbesserung der Gesundheitssituation über mehrere Jahre hinweg, dokumentiert durch ärztliche Gutachten. Der Versicherte muss aktiv auf den Versicherer zugehen und eine erneute Risikoprüfung beantragen. Diese Prüfung kann zur Aufhebung einer Ausschlussklausel führen, muss es aber nicht – der Versicherer ist dazu nicht verpflichtet.

Wie unterscheiden sich Spezialversicherer von klassischen Anbietern bei ADHS

Einige wenige Versicherer haben sich auf schwierige Gesundheitsfälle spezialisiert und zeigen bei ADHS mehr Flexibilität. Sie bewerten das Risiko individueller und differenzierter, etwa nach Zeitraum seit der Diagnose, Erfolg der Behandlung oder Art der beruflichen Tätigkeit. Klassische Versicherer lehnen häufiger pauschal ab oder bieten nur Verträge mit strikten Ausschlüssen an. Spezialmakler kennen diese Unterschiede und wissen, welche Gesellschaft für welchen ADHS-Fall die besten Chancen bietet. 


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