Als am 2. Dezember 2010 die Entscheidung des Fußballweltverbands Fifa bekannt gegeben wurde, reagierte nicht nur die Fußball-Welt schwer irritiert – eine WM in der Wüste? Kicken bei mehr als 40 Grad im Schatten? Tausende von Fans aus aller Welt, die in größter Hitze zu matt sind, ihre Teams anzufeuern – oder gar nicht erst anreisen?
Die Vergabe des hochkarätigsten Ereignisses auf dem Kicker-Kalender an einen Staat ohne Fußballtradition stand rasch im Mittelpunkt umfangreicher Korruptionsermittlungen. Fifa-Chef Blatter wurde abserviert, UEFA-Chef Platini verlor seinen Job, zwischendurch wurden immer wieder Rufe laut, dem Emirat die WM wieder abzunehmen und beispielsweise nach Europa zu verlegen.
Heute ist das nicht mehr das Thema, da die WM näher rückt. Profiligen weltweit haben ihre Spielpläne inzwischen auf die erste Weltmeisterschaft eingestellt, die statt im Sommer wegen der geringeren Temperaturen im Advent stattfinden wird. Acht Stadien sind als Spielorte geplant, ursprünglich sollten es mehr sein: Der Masterplan des Frankfurter Architekturbüros Albert Speer & Partner hatte zunächst zwölf Stadien in der Wüste vorgesehen, teilweise in Sichtweite zueinander. Teil des Konzepts: Kühlung auf jedem Sitzplatz, 20 Grad Lufttemperatur im Mittelkreis, und das selbst bei Außentemperaturen von 50 Grad. Wie weit die Kataris beim Bau der acht Stadien sind, zeigen exklusive Satellitenbilder von LiveEO.
Doch nicht nur Sinn und Unsinn der Bauten selbst standen in den vergangenen Jahren im Fokus, es hagelte auch massiv Kritik an ihrer Errichtung. Tausende von Gastarbeitern aus Bangladesch, Nepal oder Pakistan schuften auf den Baustellen. Kritiker nennen die Art und Weise, wie sie hier behandelt werden, eine moderne Form der Sklaverei. Dafür sorgt das viele Jahre im Emirat praktizierte Kaffala-System: Arbeitskräfte auch in anderen Branchen müssen ihren Reisepass abgeben und bekommen ihn im günstigsten Falle nach Ablauf ihres Arbeitsvertrags wieder ausgehändigt. Ohne den Pass können sie das Land nicht verlassen.