Warum studieren junge Menschen auf Lehramt? Weil sie Wissen vermitteln wollen? Mit Kindern arbeiten? Andere auf das Leben vorbereiten? Viele tun es, weil sie glauben, das Studium sei leichter als andere. Lieber Lehrer werden als Maschinenbau zu studieren, scheint bei vielen die Devise zu sein. Doch das rächt sich, wie Forscher von der Universität des Saarlandes festgestellt haben.
Für die Studie "Burnout risk among first-year teacher students: The roles of personality and motivation" wurden 559 Lehramts- und 150 Psychologiestudenten als Kontrollgruppe analysiert. Das Ergebnis: Studenten, die nur deshalb Lehramt studierten, weil sie glaubten, es sei einfach, hatten ein deutlich höheres Burnout-Risiko.
In acht Schritten zum Burn-Out
Es beginnt alles mit dem Wunsch, sich zu beweisen. Dieser aber treibt einen in den Zwang, sich noch mehr anzustrengen, noch mehr zu leisten bzw. es allen recht zu machen. Man nimmt jeden Auftrag an, sagt immer seltener Nein. Jettet von Termin zu Termin. Und nimmt abends Arbeit mit nach Hause.
(Quelle: Lothar Seiwert, Zeit ist Leben, Leben ist Zeit)
Man nimmt seine eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahr. Schläft zu wenig, isst hastig oder gar nichts. Sagt den Kinobesuch mit Freunden ab.
Man missachtet die Warnsignale des Körpers, wie Schlafstörungen, Verspannungen, Kopfschmerzen, hoher Blutdruck, flaches Atmen, Konzentrationsschwäche.
Um wieder funktionieren zu können, greifen manche zu Drogen wie Schmerzmitteln, Schlaftabletten, Alkohol, Aufputschern.
Das eigene Wertesystem verändert sich. Die Freunde sind langweilig, der Besuch mit dem Kollegen im Café verschwendete Zeit. Die Probleme mit dem Partner oder Familie nimmt man einfach nicht mehr wahr. Man zieht sich zurück aus gesellschaftlichen Kontakten. Und endet oft in völliger Isolation.
Die Persönlichkeit verändert sich. Alles dreht sich nur noch darum, zu funktionieren, zu arbeiten. Gefühle und Emotionen werden verdrängt. Man verliert den Humor, reagiert mit Schärfe und Sarkasmus, empfindet Verachtung für Menschen, die das Faulsein genießen. Man verhärtet.
Man verliert das Gefühl für die eigene Persönlichkeit. Spürt nur noch Gereiztheit, Schmerzen, Erschöpfung, Überlastung, Angst vor einem Zusammenbruch. Und sonst nichts mehr. Keine Freude, keine Fröhlichkeit, keine Neugierde. Der Mensch funktioniert wie eine Maschine. Die Seele erstarrt.
Die wachsende innere Leere, genährt von dem Gedanken "Wenn ich nicht arbeite, was bin ich dann?", führt zur Depression, zur völligen Erschöpfung, zum Zusammenbruch, zum Ausgebranntsein.
Die Gefahr des Ausbrennens ist auch mit dem Referendariat nicht vorbei: Insbesondere Sonder- und Berufschullehrer sind chronisch erschöpft. Das Burnout-Risiko von Grundschullehrern und Pädagogen an weiterführenden Schulen ist drei Mal höher als bei einem Maschinenbauführer und sechsmal größer als bei einem Rechtsanwalt.
Der Aktionsrat Bildung verlangt deshalb von den Bundesländern und den Schulen deutlich mehr Unterstützung für vom Burnout bedrohte Lehrer. Er drängt außerdem darauf, bereits mit Studenten Gespräche zu führen und das Staatsexamen zu reformieren.
Denn der Lehrberuf ist eben keine bequeme Nische, die mit wenig Aufwand möglichst hohe Erträge liefert. Natürlich ist es richtig, dass ein Lehrer in der Regel ein anderes Wissen braucht als ein Wissenschaftler und deshalb die Anforderungen im Studium unterschiedlich sind. Das sollte jedoch kein Grund für eine Berufswahl sein.
Immerhin haben die Bildungsforscher aus Saarbrücken festgestellt, dass überzeugte Lehrer im Schnitt zufriedener mit ihrer Arbeit sind, als andere Berufsgruppen.