Checkliste Woran Sie Lügner erkennen

Woran man Lügner erkennt und warum sie sich ausgerechnet dann verraten, wenn sie besonders gut lügen wollen.

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'Pinocchio, Nighttime' (1994) Quelle: AP

Gewöhnliche Zeitgenossen tun sich schwer damit, einen Lügner zu erkennen. Bei ihnen regiert der Zufall, sagen Wissenschaftler. Es gibt aber zwei Gruppen von Menschen, die etwas besser Lügner erkennen als andere. Das sind einerseits Menschen, die an einer schweren Form der Aphasie (Sprachverlust) leiden, die sie daran hindert, sprachliche Signale zu erkennen. Weil sie sich zwangsläufig auf Mimik und Gestik ihres Gegenübers konzentrieren müssen, sind Aphasiker offenbar gute Lügendetektoren, fand die klinische Psychologin Nancy Etcoff vom Massachusetts General Hospital heraus.

Bei der anderen Gruppe, die sich aus vergleichsweise guten Lügenkennern zusammensetzt, handelt es sich – wenig überraschend – um Geheimagenten, die sich schon deswegen gut auf Lügen verstehen müssen, weil sie selbst mit und von der Täuschung leben.

Aber auch alle anderen, die weder Schlapphüte tragen noch an Aphasie leiden, können unter Umständen einen Lügner erkennen.

Clinton kratzte sich 26 Mal die Nase

Einfache Lügensignale sind:

Nach Vorhaltungen beteuern Lügner besonders heftig ihre Schuldlosigkeit. Lügner stottern und stammeln manchmal, ringen auf ungewöhnliche Weise um Ausdrücke und Wörter. Wer während eines Gespräches allzu intensiv mit den Händen ringt, wer mit den Fingern spielt, hier eine imaginäre Fluse aufpickt und dort über die Tischplatte reibt, ist entweder hochgradig nervös oder versucht zu lügen. Auch plötzliche ausladende Gebärden können auf eine Lügengeschichte deuten.

Komplexere Lügensignale, die nicht auf Anhieb zu deuten sind:

Ein Lügner kann sein, wer in einer normalen Gesprächssituation plötzlich förmlich spricht, indem er ohne Not lange und komplizierte Begriffe verwendet, die in der Alltagssprache meist kurz und knapp ausfallen; indem er eine peinlich korrekte Grammatik verwendet oder in den Duktus einer ausgearbeiteten Ansprache verfällt. Solches Verhalten deutet daraufhin, dass die Präsentation der Lüge bis in die Details vorbereitet wurde, um sie besonders wirkungsvoll vorzutragen. Manchem Lügner gefrieren Gestik und Mimik beinahe; anders als in einer normalen Unterhaltung reduziert sich seine Körpersprache auf wenige Signale, weil er sich auf die sprachliche Ausformung der Lüge konzentriert – oder sich durch seinen Körper nicht verraten will. Lügner fixieren ihre Gesprächspartner gerne; sie glauben, dass sie mit ungewöhnlich langem Augenkontakt Signale der Aufrichtigkeit und Aufmerksamkeit übermitteln. Genau das ist aber falsch: In normalen Situationen kommt es immer wieder vor, dass sich Gesprächspartner voneinander abwenden, um sich auf neue Gedanken oder Themen zu konzentrieren. Hinter weitschweifigen Rechtfertigungen und detailreichen Begründungen steckt häufig ein dreister Schwindel. Wenn die Stimmlage plötzlich nicht mehr zum Gesprächsgegenstand passt, könnte eine Unwahrheit im Spiel sein. Höhere Tonlagen können ein Stress-Symptom sein – Lügen verursacht Stress. Wer ungewöhnlich laut argumentiert, will eine Wahrheit verkünden, die keine ist. Und wer ungewöhnlich leise redet, könnte etwas zu verbergen haben.

Eine Art Pinocchio-Effekt wollen die Psychiater Alan Hirsch und Charles Wolf von der „Smell and Taste Foundation“ der Universität Illinois in Chicago entdeckt haben. Sie glauben, dass beim Lügen Hormone freigesetzt werden, die unter anderem auch den Blutfluss in der Nase verstärken und das Riechorgan um Millimeterbruchteile verlängern können. Wer lügt, fasse sich deshalb sehr häufig an die Nase, wie etwa Bill Clinton, der sich 26-mal an der Nase kratzte, als er (wahrheitswidrig) berichtete, mit Monika Lewinsky keine Affäre gehabt zu haben.

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