Elektroauto Der Steve Jobs der Autoindustrie

Nach der spektakulären Fahrt mit seinem Elektroauto über 600 Kilometer kam Mirko Hannemann erst in die Schlagzeilen, dann zwischen die Fronten von Lobbyismus und Politik. Schließlich ging sein Testwagen in Flammen auf. Nun meldet er sich zurück - und könnte die Autoindustrie erneut in Aufregung versetzen.

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Mirko Hannemann in Berlin (im Quelle: dpa

Aatami Rymättyla, schuldengeplagter Tüftler aus einem Vorort von Helsinki, hat bei Experimenten in seinem Labor einen Weg aus der Ölkrise gefunden: einen superleichten Akku auf organischer Basis, der Strom im Überfluss liefert, blitzschnell zu laden und zudem billig herzustellen ist. Dummerweise nur fehlt ihm das Geld, um eine Serienfertigung für seinen schokoladentafelgroßen Wunderakku hochzuziehen. Und obendrein bringt er mit der neuen Energiequelle die Ölmultis gegen sich auf: Diese lassen erst das Labor von Rymättylas Akku AG anzünden und hetzen dem Erfinder dann auch noch einen Killer auf den Hals.

„Adams Pech, die Welt zu retten“, lautet der deutsche Titel von Arto Paasilinnas schräger Kriminalkomödie aus dem Jahr 1993. Komödie? Fiktion? Für Mirko Hannemann weist der Roman, der in einem Vorort von Helsinki spielt, beklemmende Parallelen zur eigenen Geschichte auf.

Der 28-jährige Geschäftsführer des Startups DBM Energy aus Mariendorf bei Berlin hat in den zurückliegenden fünf Jahren einen neuartigen Lithium-Metall-Polymer-Akku (LMP) entwickelt, der deutlich leistungsfähiger ist als alle handelsüblichen Lithium-Ionen-Batterien, die heute in vielen Laptops, Telefonen und einigen wenigen den elektrischen Strom speichern.

Kolibri-Batterie: Wirkungsgrad von über 97 Prozent

Die „Kolibri“ genannte LMP-Batterie hat nach Angaben von Erfinder Hannemann einen Wirkungsgrad von über 97 Prozent, ist frei von Schwermetallen und Säuren, benötigt weniger Lithium zur Herstellung und liefert Energie auch noch bei sibirischer Kälte. Sie wäre somit – zumindest auf dem Papier – der ideale Energiespeicher für Elektroautos aller Art.

Doch die deutsche Autoindustrie, eifrig bemüht im Rahmen der nationalen Plattform für Elektromobilität beim Staat Milliardensummen lockerzumachen, zeigte Hannemann die kalte Schulter.

Brand zerstört „lekker Mobil“

Und es kam noch schlimmer für den Jungunternehmer: Wenige Wochen, nachdem er mit einem strombetriebenen Audi A2 mit nur einer Akkuladung die 605 Kilometer lange Rekordstrecke von München nach Berlin zurücklegte, wurde das von einem Stromversorger gesponserte „lekker Mobil“ bei einem Großbrand in einer Lagerhalle zerstört.

Es folgte ein Spießrutenlauf durch einige Medien. Die „ADAC Motorwelt“ etwa unterstellte Hannemann, getrickst zu haben. Und als wäre das nicht genug, musste sich der Jungunternehmer wochenlang mit Versicherungen auseinandersetzen, die den Millionenschaden an der Lagerhalle und dem 750.000 Euro teuren Auto wegen ungeklärter Umstände nicht begleichen wollten. Und „schlagartig“, sagt Hannemann, endete dann auch noch das Interesse des Stromversorgers an DBM.

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