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Lesebestätigungen gleich AntwortzwangWie Chat-Apps Nutzer in unangenehme Situationen zwingen

Mit Ausnahme von WhatsApp und Apples iMessage zwingen sämtliche populären mobilen Chat-Apps ihren Nutzern Lesebestätigungen auf. Sie sorgen für unnötigen Druck und unangenehme Situationen.KOMMENTAR von Martin Weigert 13.05.2013 - 10:10 Uhr Quelle: Netzwertig.com

Mobile Messenger wie der Facebook-Chat erzeugen bei vielen Nutzern durch nicht deaktivierbare Lesebestätigungen unnötigen Druck

Foto: REUTERS

Seit einiger Zeit gehen digitale Kommunikationsdienste dazu über, ihre Mitteilungsfunktionen mit Lesebestätigungen auszustatten. Wie bei der klassischen E-Mail-Empfangsbestätigung können Absender von Nachrichten auf diese Weise darüber informiert werden, dass ihre Mitteilung zur Kenntnis genommen wurde. Doch anders als bei der E-Mail geschieht dies bei einigen gängigen sozialen Netzwerken und Chatmessengern grundsätzlich, auch wenn Nutzer dies nicht möchten. Egal ob Facebook, Kik, Kakao Talk, Path oder Line – stets heißt das Lesen einer Mitteilung, dass der Absender auch darüber Bescheid weiß. Deaktivieren lässt sich dies nicht.

Obwohl ich ein intensiver Nutzer der primär für die Verwendung auf Smartphones ausgelegten Anwendungen bin, stört mich die aufgezwungene Lesebestätigung. Vor Augen geführt wurde mir dies, als ich in den vergangenen Tagen mal wieder intensiver das in iOS integrierte Messagingsystem iMessage nutzte. An und für sich bin ich kein großer Anhänger der Apple-Lösung, schon weil man mit ihr keine andere Betriebssysteme einsetzenden Personen erreichen kann. Doch im Gegensatz zu den Kontrahenten erlaubt Apple es Usern, die Lesebestätigung im Einstellungsbereich wahlweise zu aktivieren oder abzuschalten. Standardmäßig ist sie deaktiviert, so wie es sein sollte.

Unterschiedliche Kommunikationsstile

Es gibt unterschiedliche Standpunkte zu Lesebestätigungen. Ganz Entspannte lassen sich von der Indikation, dass der Empfänger einer Nachricht diese gelesen, aber nicht geantwortet hat, genauso wenig aus der Ruhe bringen wie davon, dass die Absenderin einer gelesenen Mitteilung noch immer keine Antwort von ihnen erhalten hat, auch wenn ihr der Gelesen-Status angezeigt wird. Andere – und zu dieser Gruppe gehöre ich – dagegen stört es, wenn durch Lesebestätigungen Druck erzeugt wird, Antworten oder eine Reaktion erwarten zu müssen. Gemäß dieser Sichtweise wäre es deutlich einfacher, sich guten Gewissens mit einer Antwort Zeit zu lassen, wenn der Gesprächspartner nicht schon wüsste, dass seine Message wahrgenommen wurde.

Die vier Ebenen der Kommunikation
Die Sachebene
Die Beziehungsebene
Die Selbstoffenbarungsebene
Die Appellebene

Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Kommunikationsstile. Schon bei E-Mail und SMS antworten manche Leute stets umgehend, während man von anderen erst einige Tage später hört – oder nie. Dieses Verhalten überträgt sich auf die Instant-Chatservices. Nur werden dort durch die erzwungenen Lesebestätigungen die Diskrepanzen zwischen den Kommunikations- und Persönlichkeitstypen deutlicher. Und das hat nicht nur positive Folgen.

Wenn ich in einer laufenden Textkonversation einem Freund einen kurzfristigen Termin zum Treffen vorschlage und dieser dann erst mit Verspätung reagiert, dann kann ich mir diese bei einem E-Mail oder SMS dadurch erklären, dass mein Gesprächspartner die Nachricht erst spät gesehen hat. Läuft die Konversation aber über Facebook, dann erfahre ich womöglich, dass mein Vorschlag schon nach einer Minute zu Kenntnis genommen wurde. Wenn ich dann nach aber trotz der gebotenen Eile erst nach zehn Stunden eine Reaktion erhalte, dann vermittelt mir dies vor allem, dass meinem Gegenüber die Sache nicht so wichtig ist. Zumindest wäre dies eine mögliche Interpretation. Bin ich hingegen derjenige, der mit großer Verzögerung reagiert, dann hätte ich ein schlechtes Gewissen, dass der andere den Eindruck bekommt, mich würde sein Anliegen nicht kümmern.

Voreinstellungen sind nicht userfreundlich

Auch wenn es anstrengend ist: Wer im sozialen Netz unterwegs ist, muss sich auch mit den Privatsphäre-Einstellungen auseinander setzen. Bei Facebook ist das besonders wichtig, weil das Unternehmen immer wieder Voreinstellungen wählt, die für den Nutzer von Nachteil sind. Für besonders viel Ärger sorgte das, als bekannt wurde, dass die automatische Gesichtserkennungen auf Facebook voreingestellt ist. Diese und andere Punkte müssen erst aktiv deaktiviert werden.

Foto: AP

Es funktioniert nicht richtig

Facebook ist professionelles Netzwerk mit vielen Funktionen. Trotzdem gibt es immer noch Lücken, da gerade Viel-Nutzern negativ auffallen. Manchmal tauchen Meldungen nicht auf der Timeline auf – oder verschwinden einfach wieder. Dann kommt es immer wieder vor, dass beim Verlinken von Seiten die Bilder der Artikel nicht mit angezeigt werden. Auch dass man Bilder nicht als Kommentar unter eine Statusmeldung posten kann, scheint nicht konsequent.

Foto: REUTERS

Löschen ist nicht so einfach

Nutzern, die ihr Profil löschen möchten, macht Facebook es besonders schwer. Zwar kann man sich abmelden, die Profile und die hinterlegten Daten bleiben allerdings gespeichert. Wer sich versehentlich wieder einloggt, hat das Konto auch wieder aktiviert. Dauerhaftes Löschen erfordert viele Zwischenschritte mehr. Das nervt besonders.

Foto: dpa

Die Facebook-Adresse wird Standard

Ob man will oder nicht, Facebook ordnet jedem seiner Mitglieder auch eine eigene Facebook-E-Mail-Adresse zu. Denn wenn es nach dem Unternehmen ginge, sollte die gesamte Kommunikation über das Daumen-hoch-Portal laufen. Bei der Einführung war Facebook allerdings ein nerviger Fehler unterlaufen: Das Netzwerk trug die hauseigene Adresse auch als Standard-E-Mail-Adresse in das eigene Profil ein. Das führte dazu, dass die Adressbücher von Smartphone-Nutzern unbemerkt verändert wurden, sobald sie mit Facebook synchronisiert waren. Dadurch flogen die gängigen E-Mail-Adressen raus und Facebook blieb. Den Fehler hat das Unternehmen inzwischen behoben.

Foto: dapd

Persönliche Betreuung Fehlanzeige

Wer eine Frage zu dem Netzwerk hat oder Hilfe benötigt kann sich sicher sein, mit diesem Problem auch alleine zu bleiben. Mitglieder haben fast keine Chance jemanden bei dem Unternehmen zu erreichen, der sich der Anfrage annimmt. Denn eine Hotline oder persönliche Ansprechpartner zur Betreuung gibt es nicht. Natürlich darf via Facebook ein Hilfegesuch per Kontaktformular losgeschickt werden.

Foto: AP/dpa

Datenschutzeinstellungen nicht leicht zu finden

Das Problem ist ein Dauerbrenner: Die Datenschutz- und Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook sind so kompliziert, so dass ganze Handbücher dafür im Internet geschrieben werden. Die Regeln auf Papier zu drucken lohnt gar nicht, so oft ändert das Unternehmen die Pfade hin zum richtigen Haken wieder. Egal ob man einschränken möchte, wer Nachrichten schicken, Beiträge an einer Pinnwand hinterlassen oder teilen darf, User müssen dafür Zeit einkalkulieren. Der Hauptbereich ist über das kleine Zahnrad oben in der Ecke noch leicht zu finden. Aber dann geht die Suche los. Problematisch ist vor allem, dass die Unterpunkte so kompliziert aufgeteilt und formuliert sind, dass man sie wiederholt durchlesen muss, um sie zu verstehen.

Foto: dapd

Transparenz fehlt

Wie bereits festgestellt, ändert Facebook gerne einzelne Aspekte der Datenschutzbestimmungen. Gelegentlich dürfen die User über die Änderungsvorschläge abstimmen. Allerdings wird das Voting dann meist so versteckt auf der Homepage angebunden, dass sich kaum jemand beteiligt. Häufig sind Fragen und Antwortmöglichkeiten auch so verschleiert formuliert, dass kaum jemand in der Lage ist, sein Kreuzchen seriös zu setzen.

Foto: AP/dpa

User werden zum Spitzeln aufgefordert

Nicht jeder mag in einem Sozialen Netzwerk seinen kompletten Namen preisgeben. Etwa 40 Millionen Facebook-User benutzen ein Pseudonym, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Facebook selbst schmeckt das nicht. In den AGBs des Unternehmens ist verankert, dass jeder, der sich bei Mark Zuckerbergs Netzwerk anmelden möchte, auch seinen richtigen Namen verwenden muss. Um den schwarzen Schafen im Netzwerk auf die Spur zu kommen, hat Facebook zwischenzeitlich die User zum Spitzeln aufgefordert. Dafür wurde angemeldeten Personen ein Foto eines Freundes gezeigt, dazu erschien die Frage: „Ist dies der echte Name deines Freundes?“ Dafür standen die Antwortmöglichkeiten „Ja“, „Nein“, „Ich kenne die Person nicht“ oder „Ich möchte nicht antworten“ zur Verfügung. Laut Facebook sei die Umfrage anonym ausgewertet worden.

Foto: dpa

Karteileichen können die Freundesliste sprengen

Seit kurzem tauchen in den eigenen Freundeslisten wieder Namen von Personen auf, die ihr Facebook-Profil längst gelöscht haben. Um die Freunde, die zumindest auf Facebook keine mehr sind, aus der Liste entfernen zu können, muss jeder Name einzeln angeklickt werden.

Foto: dpa

Mühe oftmals umsonst

Wer sich wirklich sicher sein will, dass alle getroffenen Einstellungen auch dauerhaft in Ordnung sind, muss sich viel mit seinem Profil beschäftigen. Denn einmal getroffenen Einstellungen bleiben nicht immer gleich. Facebook ändert gerne seine Privatsphäre-Einstellungen, ohne dabei sonderlich transparent zu sein. Oft machen sich die User untereinander auf die Änderungen aufmerksam.

Foto: ZBSP

Korrekte Signatur

Name, Firma, Position, Adresse und Telefonnummer sind ein absolutes Muss in der digitalen Signatur. So weiß der Empfänger stets mit wem er es zu tun hat und wie er ihn erreichen kann. Achten Sie darauf, dass Ihre Signatur auch mitgeschickt wird, wenn Sie auf Emails antworten oder die elektronische Post weiterleiten. Diese Einstellungen werden oftmals übersehen. Da eine berufliche Email seit 2007 als Geschäftsbrief gilt, müssen die erforderlichen Angaben des Unternehmens mitgesandt werden: Name der Firma, Handelsregisternummer, Rechtsform etc. Das passiert in den meisten Unternehmen automatisch.

Foto: Fotolia

Keine Werbung

Vermeiden Sie es unbedingt in die Signatur Werbebotschaften einzubauen. Ein einfacher Link zu einem bestimmten Angebot ist erlaubt, mehrzeilige Werbesprüche lenken vom eigentlichen Inhalt ab und wirken oftmals unübersichtlich. Außerdem sollte die Signatur auch bei kurzen Emails im richtigen Größenverhältnis zum restlichen Text stehen.

Foto: Fotolia

Individuelle Grußformeln  

Legen Sie auf keinen Fall eine bestimmte Abschiedsformel in der Signatur fest. So können Sie je nach Verhältnis zum Email-Empfänger variieren. „Mit freundlichen Grüßen“ ist zwar die Standardverabschiedung, sie wirkt allerdings schräg, wenn sie an jemanden gerichtet wird, den man besser kennt, zum Beispiel einen Kollegen oder einen langjährigen Kunden, zu dem man ein gutes Verhältnis hat. 

Foto: Fotolia

Große Verteiler meiden

Jeder kennt es, jeden nervt es. Emails werden über einen Verteiler geschickt, obwohl nur ein oder zwei bestimmte Empfänger die Nachricht bekommen sollen. Machen Sie sich die Mühe und suchen Sie die persönlichen Email-Adressen raus. Die anderen auf der Verteilerliste sind sonst schnell genervt. Auch die Option „Allen antworten“ sollte nur genutzt werden, wenn Ihre Antwort wirklich für alle relevant ist.

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Postfach pflegen

Achten Sie darauf, dass Ihr digitales Postfach nicht überquillt. Ist nur noch wenig Platz im Posteingang, bekommen Geschäftspartner und Kollegen Fehlermeldungen, wenn sie versuchen Ihnen größere Anhänge zu schicken. Die Email kommt nicht an und der Absender hat mehr Arbeit, weil er Sie anrufen und auf das Problem hinweisen muss.

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Abwesenheitsnotiz überprüfen

Vor allem während der Sommerferien und an Weihnachten sind viele Büros nur notbesetzt. In diesen Zeiten ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass in der Abwesenheitsnotiz ein Ersatzansprechpartner angegeben wird, der während des kompletten Urlaubs als Vertretung erreichbar ist. Eine Abwesenheitsnotiz von der Vertretung mit Verweis auf deren Vertretung ist inakzeptable.

Foto: Fotolia

Aussagekräftiger Betreff

Bei der täglichen Flut an Emails ist es wichtig den Überblick zu behalten. Hierbei helfen die Betreffzeilen. Emails ohne Betreff oder mit schwammiger Zeile wie „Frage“ oder „Pressemitteilung“ gehen unter oder werden spät beantwortet, weil der Inhalt nicht auf den ersten Blick erkennbar ist und damit auch nicht die Relevanz der Email.

Foto: Screenshot

Form wahren

Auch wenn die berufliche Email weniger formell als ein Geschäftsbrief erscheint, sollten einige Regeln gewahrt werden. Verzichten Sie auf keinen Fall auf die Anrede, wenngleich Sie das Grußwort etwas lockerer als in einem Brief formulieren können. Je nach Beziehung zum Empfänger kann die Email auch mit „Guten Tag“ oder sogar „Hallo“ beginnen. Rechtschreibung und Grammatik sind in der elektronischen Post genauso wichtig wie in traditionellen Brief. Smileys sind bei geschäftlichen Emails meist unangebracht.

Foto: dpa

Anhang richtig formatieren

Verschicken Sie Anhänge, sollten Sie dabei gängige Dateiformate verwenden. Für den Empfänger ist es ärgerlich, wenn er eine wichtige Information von Ihnen zwar bekommt, diese aber nicht lesen kann. Halten Sie außerdem die Datenmenge gering, weil nicht jeder Internetnutzer Emails mit riesigen Anhängen empfangen kann. Programme zur Komprimierung können dabei helfen.

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Sparsam mit roten Ausrufezeichen umgehen

Erscheint das rote Ausrufezeichen im Posteingang, schrillen die Alarmglocken des Empfängers. Emails, die Sie mit hoher Priorität versenden, sollten auch wirklich wichtig sein, sonst verwässern Sie ihre Wirkung. Auch Lesebestätigungen sollten Sie nur in absoluten Ausnahmefällen anfordern.    

Foto: Fotolia

Eigentlich gehöre ich zu der direkteren Sorte Mensch, die kein Problem damit hat, anderen Menschen offen die Meinung zu sagen. Dennoch ziehe ich es in diesem Fall vor, nicht von Facebook oder Konsorten dazu gezwungen zu werden, dies tun zu müssen, indem ich augenscheinlich Messages an mich ignoriere. Und ich bevorzuge auch die Illusion alternativer Erklärungsmöglichkeiten für eine ausbleibende Antwort anstelle eines offensichtlichen Ignoriertwerdens. Müsste ich an mir arbeiten und ein dickeres Fell entwickeln, damit mich die beschriebenene Situationen nicht weiter tangieren? Vielleicht. Aber nicht ohne Grund ist die menschliche Kommunikation geprägt von unzähligen Höflichkeitsritualen und Normen, die zum Zweck haben, Konflikte zu vermeiden, Respekt zu wahren und andere nicht unnötig zu verletzen. Gäbe es das alles nicht, würden Kommentare über den schlechten Kleidungsstil, die unpassende Frisur oder den unangenehmen Mundgeruch des Gegenübers Teil der meisten Gespräche sein – und permanent für schlechte Stimmung sorgen. So dankbar wir mittelfristig für einen konstruktiven Verbesserungsvorschlag auch sein mögen, so sehr möchten wir ihn nicht ungefragt und von irgendwem hören müssen. Der heutige Mensch ist für die totale Wahrheit schlicht nicht geschaffen.

Ausbleibende Antworten sorgen für unnötige Verstimmung

Sicherlich handelt es sich beim verzögerten Beantworten oder Ignorieren von einer an einen gerichteten Mitteilung von Freunden oder Bekannten um ein weitaus weniger dramatisches Ereignis. Doch auch hier kann man unnötig für Verstimmung sorgen. Jeder von uns war sicher schon auf beiden Seiten – hat einmal eine Mail, SMS oder Chatnachricht ignoriert, und wurde selbst irgendwann mit einer ausbleibenden Antwort gestraft. Wenn jedoch der kleine Hinweis “gelesen” direkt darunter steht, dann entsteht dennoch eine unangenehme Situation, bei welcher dem Absender das Desinteresse des Empfängers unweigerlich auf die Nase gebunden wird. Etwa wie bei einem Anruf mit Rufnummernanzeige einfach weggedrückt zu werden. Für diejenigen, die sich selbst ungern in dieser Situation wiederfinden, führt im umgedrehten Fall das erfolgte Lesen einer an sie gerichteten Nachricht zu dem irritierenden Druck, sich mit der Antwort nicht allzu lange Zeit lassen zu können.

Eventuell durch Lesebestätigungen verursachte Irritationen sind gücklicherweisen meist von kurzfristiger Dauer. Doch angeblich soll es auch schon zu Trennungen von Paaren gekommen sein, weil ein Partner trotz Lesens partout nicht auf die Mitteilungen des anderen antwortete. Angesichts derartig weitreichender Folgen von Zwangs-Lesebestätigungen gibt es wenig verwunderlich diverse Tools, die in der Theorie etwa bei Kakao Talk und bei Facebook Lesebestätigungen ausschalten. Angesichts funktioneller und plattformbezogener Begrenzungen muss ihr tatsächlicher praktischer Nutzen jedoch angezweifelt werden.

Auffällig ist, dass es die kostenlosen Messenger sind, die ihre Mitglieder bei den Lesebestätigungen bevormunden. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Die Betreiber wollen mit Lesebestätigungen Dringlichkeit erzeugen, um so die Aktivität und Nutzungsdauer zu erhöhen. Nur so lässt sich erklären, dass die Gratis-Apps Facebook, Kik, Line, Path und Kakao Talk ihren Usern Lesebestätigungen aufzwingen, während einer der populärsten Services, nämlich WhatsApp, ganz auf eine derartige Funktion verzichtet. Der kalifornische Dienst zeigt in Form zweier grüner Häckchen neben einer Nachricht lediglich an, wann sie versendet und an Empfänger übermittelt wurde. WhatsApp finanziert sich durch Mitgliedergebühren und ist somit nicht darauf angewiesen, die Nutzeraktivität künstlich zu erhöhen, um sich für nachgelagerte Erlösquellen attraktiv zu machen. Angesichts der enormen Konkurrenz im Messengersegment bleibt abzuwarten, wie lange der Anbieter sich diesen “Luxus” leisten kann. Dass iMessage Lesebestätigungen als optionales Feature anbietet, kann damit erklärt werden, dass der Service anders als die Konkurrenz lediglich ein nicht monetarisiertes Feature von iOS darstellt.

Allein dem aufstrebenden mobilen VoIP- und Chatservice Viber fehlen Lesebestätigungen, obwohl er kostenfrei angeboten wird. Allerdings macht das mit 20 Millionen Dollar aus privaten Taschen finanzierte israelisch-amerikanische Startup bisher trotz rasantem Wachstums noch überhaupt keine Anstalten, Umsätze zu generieren, ist also ein generell ein Sonderling. Und erzwungene Lesebestätigungen sind schnell implementiert, falls erforderlich.

Anwender sollten die Wahl haben

Es ist wichtig zu akzeptieren, dass verschiedene Kommunikationstypen unterschiedliche Ansprüche an ihre Onlinekonversationen haben. Manche werden meine Beschwerde über Lesebestätigungen nicht nachvollziehen können, andere dagegen schon. Im Netz finden sich zahlreiche, die zunehmende Verbreitung dieser Funktionalität kritisierende Beiträge. Den besten Weg geht meines Erachtens nach iMessage, das Anwendern die Entscheidung überlässt, ob sie Lesebestätigungen verwenden möchten oder nicht. Ein Lob verdient auch WhatsApp, wobei man argumentieren könnte, dass eine optionale “Gelesen”-Funktion für diejenigen, die sie schätzen, wünschenswert wäre.

Ein überzeugendes Argument dafür, warum Facebook, Line und ähnliche Dienste Usern bei Lesebestätigungen keine Wahlmöglichkeit bieten, existiert nicht. Services, die an dieser Praxis festhalten, ignorieren die unterschiedlichen Kommunikationsbedürfnisse von Nutzern und offenbaren ein grundlegendes Unverständnis darüber, wie man eine dauerhaft zufriedene, loyale Anwenderschaft aufbaut. Speziell im heiß umkämpften Markt der mobilen Messenger kann sich – und sollte sich – dies rächen.

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