WhatsApp, SMS, Chats Moderne Kommunikation hält Familien zusammen

Eltern sollten sich nicht länger gegen Facebook oder Video-Chats wehren: Eine Studie zeigt, dass die Beziehung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern von der Nutzung zahlreicher Kommunikationswege profitiert.

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Ob WhatsApp, Facebook oder Video-Chat: Die Nutzung von vielen modernen Kommunikationskanälen kann die Eltern-Kind-Beziehung verbessern. Quelle: dpa

"Du rufst viel zu selten an" - diesen Vorwurf kennen sicher viele von ihren Eltern. Das Problem: Jugendliche oder mittlerweile erwachsene Kinder nutzen eine Vielzahl moderner Kommunikationswege, sei es per SMS, per Instant Messenger oder über soziale Netze wie Twitter und Facebook. Doch die Eltern-Generation neigt dazu, sich diesen neuen Wegen zu verweigern.

Doch eine Studie der Doktorandin Jennifer Schon an der US-Universität von Kansas zeigt: Eltern-Kind-Beziehungen profitieren, wenn viele Wege der Kommunikation genutzt werden. Schon befragte 367 Menschen zwischen 18 und 29 Jahren danach, wie sie ihre Eltern kontaktieren - via Festnetztelefon oder Handy, Instant Messenger, in Chat-Programmen, per E-Mails oder in Sozialen Netzwerken. Außerdem floss in die Erhebung ein, wie oft sie mit ihren Eltern in Verbindung stehen und wie zufrieden sie mit der Beziehung sind.

In der Auswertung zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Menge der Kommunikationskanäle und der Bewertung der Beziehung. Demnach wurden im Durchschnitt drei Kommunikationswege verwendet. Mit jedem zusätzlichen Kanal verbesserte sich die Zufriedenheit. Laut Schon ist die Fähigkeit eines Elternteils, eine Nachricht zu übermitteln, ein guter Indikator dafür, wie glücklich ein Kind in der Beziehung ist.

Eltern würden oft vor neuen Technologien zurückschrecken. "Sie sehen den Nutzen nicht, oder sie erscheinen ihnen zu aufwändig", sagt Schon. Ihre Studie zeige, dass es die Mühe wert sei. "Wenn Sie feststellen, dass Sie nicht der beste Kommunikator sind und es mit der Beziehung zu Ihrem Kind nicht zum Besten steht, kann das Hinzufügen eines weiteren Kommunikationskanals, etwa Facebook oder E-Mail, die Beziehung verbessern", schlussfolgerte die Wissenschaftlerin in einer Mitteilung der Uni Kansas.

Wer schon in der Lage ist, klar und offen mit seinem Kind zu reden, verbessert die Beziehung nicht zwangsläufig durch Hinzufügen weiterer Kommunikationswege. Doch schlechte Kommunikatoren könnten im Laufe der Zeit durch die Nutzung von mehr Kanälen dazu lernen und sich verbessern. Schon stellte fest, dass es vor allem Väter sind, die weniger Kommunkationsmöglichkeiten nutzen und seltener und kürzer mit ihren Kindern kommunizieren. Besonders bei der Kommunikation via Handy lägen die Mütter deutlich vorn.

Einfach gesagt: Mehr ist besser. Stehen Eltern und Kinder häufiger in Kontakt, so wird die Beziehung meist auch besser bewertet. Nicht immer müssten dabei wichtige Informationen übermittelt werden, ein einfaches "Gute Nacht" könne bereits reichen. "Die modernen Technologien ermutigen uns, mit unseren Mitmenschen in Verbindung bleiben zu wollen", so Schon. Sie will nun weiter untersuchen, wie wichtig die Häufigkeit des Austauschs ist.

Laut Schon ist ihre Studie die erste, die sich den Einfluss neuer Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Eltern-Kind-Beziehung ansieht. Bisherige Studien hatten stets die Beziehungen von Kindern und Jugendlichen untereinander im Blick.

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