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ErnährungZucker und Fett prägen uns wie Rauchen

Viele Lebensmittel für Kinder sind ungesund. Mediziner fordern deshalb Radikales: Eine Zucker-, Fett- und Salzsteuer und ein Werbeverbot. Anders seien Fettleibigkeit, Diabetes oder Bluthochdruck kaum zu stoppen.Jürgen Rees 21.10.2015 - 16:17 Uhr

Cola

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor den Folgen übermäßigen Zuckerkonsums und empfiehlt etwa für einen gesunden Erwachsenen, die tägliche Zufuhr auf rund 25 Gramm zu beschränken. In einer 330 Milliliter Flasche Cola stecken immerhin neun Teelöffel Zucker, was in etwa 36 Gramm entspricht - das Limit wäre mit einer kleinen Flasche Coca-Cola also schon gesprengt. Ein Blick auf weitere Kalorienbomben:

Foto: REUTERS

Ketchup

Gerade in der Grillsaison fließt Ketchup literweise. Zu Steak, Pute und Grillwürstchen gibt es oft eine ordentliche Portion, aber auch zu Pommes oder Fischstäbchen gehört Ketchup für viele dazu. Zwar enthält die Soße so gut wie kein Fett, dafür aber ganze elf Stück Würfelzucker pro 100 Gramm - ein Figur-Killer.

Foto: dpa

Wurst

Der komplette Verzicht ist bestimmt nicht notwendig, aber wer etwas auf seine Ernährung achtet, sollte überlegen, zu welchem Fleisch er greift. Besonders Wurstprodukte können die Kalorienzahl eines Tages deutlich in die Höhe treiben. Als Beispiel: Eine Snackwurst, "Rucksackwurst" oder auch Landjäger genannt, kommt bei 100 Gramm schon auf rund 457 Kilokalorien.

Foto: dpa

Gummibärchen

Lange Zeit hielt sich das Gerücht, Gummibärchen seien gar nicht so tückisch für die Figur. Dabei steckt eine Menge Zucker in den Bärchen. Und auch Zucker wird im Körper in Fett umgebaut und so in den unschönen Speckrollen gespeichert, wenn wir mehr Kalorien zu uns nehmen, als wir verbrauchen können.

Foto: dpa/dpaweb

Fruchtsaft

Viel trinken ist gesund - aber nicht jedes Getränk hält schlank. Fruchtsäfte zum Beispiel: Ein Glas Apfelsaft enthält genau so viele Kalorien wie ein Glas Cola. Daher sollte man den Saft lieber mit Wasser mischen.

Foto: CLARK/obs

Milch

Auch Vollmilch gilt durch den hohen Fettgehalt als flüssiger Dickmacher. Bei 3,5 Prozent Fettgehalt liegen 100 Milliliter bei 64 Kilokalorien. Gleichzeitig enthält das Getränk viel Kalzium und Eiweiß, das ist wichtig für Knochen und Muskelaufbau. Um darauf nicht verzichten zu müssen, können Diäthaltende die entrahmte Version oder Buttermilch trinken. Die entrahmte Milch hat nur noch 36 Kilokalorien auf 100 Milliliter. Dabei muss man aber bedenken: So nimmt man auch kaum noch fettlösliche Vitamine A, D und E auf.

Foto: dpa

Fisch

Fisch ist eigentlich auf jedem Diätplan enthalten. Die Meeresbewohner gelten als besonders fettarm und jodhaltig. Es gibt aber auch besonders fetthaltige Fische. Wer auf die Linie achten muss, sollte sich bei Thunfisch, Lachs, Matjes oder frittierten Calamares zurückhalten. Diese Speisen bestehen zu 13 bis 20 Prozent aus Fett. Deutlich kalorienärmer ist zum Beispiel eine Portion gegrillte Scampis.

Foto: dapd

Salatdressing

Wer abnehmen will, greift in der Regel zu Salat und frischem Gemüse. Dabei wird aber immer wieder vergessen, dass die Dickmacher nicht im Salat, sondern im Dressing lauern. Statt einer Fertigmischung, die oft viel Zucker enthält, sollten Genießer ihr Dressing lieber selbst machen und dabei pro Person nicht mehr als einen Esslöffel Öl verwenden.

Foto: dpa/dpaweb

Marzipan

Ob als Kartoffel, Schweinchen oder Brot: Marzipan gehört zu den schwerwiegendsten Süßigkeiten, wenn es einmal im Magen gelandet ist. Rund 495 Kilokalorien kommen bei 100 Gramm zusammen. Kein Wunder: Die Süßware besteht üblicherweise aus Marzipanrohmasse, die sich aus gemahlenen Mandeln und Zucker zusammensetzt.

Foto: Blumenbüro Holland/dpa/gms

Käse

Vor allem aufgrund seines hohen Fettgehalts gehört auch Käse zu den Kalorienbomben in deutschen Kühlschränken. Spitzenreiter ist der Parmesan. Der italienische Hartkäse aus Kuhmilch, der zumeist zur Würzung verwendet wird, kommt auf rund 440 Kalorien pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Ein junger Gouda enthält noch mehr Wasser und kommt so "nur" auf rund 326 Kilokalorien.

Foto: dpa

Nüsse

Sie sind lecker, gesund, aber enthalten auch sehr viele Kalorien: Nüsse. Wer sich auf Kokosnussraspel stürzt, sollte mit 611 Kilokalorien pro 100 Gramm rechnen, Mandeln kommen auf 570 und die heftigsten Kalorienbomben unter den Nüssen sind die Walnüsse mit 654 Kilokalorien. Dadurch zählt auch das allseits beliebte "Studentenfutter" zu den Dickmachern: 484 Kilokalorien pro 100 Gramm sind es hier durchschnittlich.

Foto: Fotolia

Kerne

Ähnlich wie bei Nüssen sollten Sie während einer Diät mit Kernen und Saaten vorsichtig sein, denn sie enthalten viel Fett. Sonnenblumenkerne beispielsweise kommen auf 584 Kilokalorien pro 100 Gramm. Zu beachten ist aber, dass sie auch wertvolle ungesättigte Fettsäuren enthalten, die für unseren Körper unverzichtbar sind. Also lieber ein Löffel Kerne über den Salat, als dick Butter auf dem Brot.

Foto: Fotolia

Fette

Die Klassiker unter den Dickmachern, die jedem bekannt sein dürften, sind Butter und Margarine. Bei beiden liegt der Kilokalorienwert pro 100 Gramm über 700: Während man mit 100 Gramm Butter im Schnitt 741 Kilokalorien zu sich nimmt, sind es bei Margarine 710.

Foto: dpa/dpaweb

Süßes aufs Brot

Nuss-Nougat-Creme und Erdnussbutter versüßen uns das Frühstück. Bei beiden sind Genießer aber nicht vor einer enormen Kalorienzufuhr gefeit. Nuss-Nougat-Creme kommt bei 100 Gramm durchschnittlich auf 522 Kilokalorien, die Erdnussbutter sogar auf 598 Kilokalorien.

Foto: Fotolia

Gebäck

Das Krümelmonster liebt Kekse - ebenso wie viele Menschen. Allerdings gehören sie ebenfalls zu den größten Kalorienbomben. Vor allem Butterkekse mit 480 und Vollkornkekse mit 471 Kilokalorien pro 100 Gramm fördern das Hüftgold. Aber andere Backerzeugnisse sind noch schlimmer: Waffeln können bis zu 554 Kilokalorien pro 100 Gramm beinhalten und wer sich zum Frühstück ein Croissant gönnt, liegt locker bei über 500 Kilokalorien.

Foto: dpa

Knabberzeug

Ganz vorne mit dabei sind Chips. Wer zu 100 Gramm Kartoffelchips greift, kann sich im Schnitt weitere 536 Kilokalorien auf die Tagesliste schreiben. Bei Erdnussflips sind es mit 530 Kilokalorien kaum weniger.

Foto: Fotolia

Schokolade

Niemanden dürfte es wundern, dass auch die Schokolade zu den größten Dickmachern zählt. Dabei gilt die bekannte Regel: Je dunkler die Schokolade, desto weniger Kalorien. Trotzdem gehört nicht nur die Milchschokolade mit durchschnittlich 537 Kilokalorien pro 100 Gramm zu den Kalorienbomben schlechthin, sondern auch die Zartbitterschokolade. Denn sie liefert mit 100 Gramm Genuss auch satte 497 Kilokalorien.

Foto: dapd

Beinahe jedes sechste Kind in Deutschland ist nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts übergewichtig – die Rate hat sich seit den Neunzigerjahren verdoppelt. Das Übergewicht von Kindern und Jugendlichen schafft Leid und kostet Geld: Dicke Kinder werden meist dicke Erwachsene und sie haben ein erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. Außerdem ist die sogenannte Adipositas ein Risikofaktor bei der Entstehung von Krebs. Übergewicht verursacht auch hohe Kosten im Gesundheitssystem und damit für die gesamte Gesellschaft.
Salzig-fettige Chips und Tiefkühlpizzen, pappsüße Joghurts, Kinder-Ketchup, das mehr Zucker enthält als konventionelles Ketchup, fettig-süße Nuss-Nougat-Creme oder übersüßte Softdrinks: Die lieben Kleinen essen schlicht zu viel Zucker und Fett.

Laut aktuellem Welternährungsbericht des Washingtoner International Food Policy Research Institute sind die Deutschen Vizeweltmeister: Pro Tag verputzen sie knapp 103 Gramm Zucker und fast 87 Gramm Fett. Nur Amerikaner respektive Belgier übertreffen sie. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt lediglich 50 Gramm Zucker und 65 Gramm Fett pro Tag.

Hinter welchen Bezeichnungen sich Zucker versteckt
Süßes Geheimnis
Saccharose
Laktose und andere -osen
Süßmolkenpulver
Maissirup, Stärkesirup
Invertzucker, Invertzuckersirup
Malto-...
Dicksaft

Um den gefährlichen Trend zum Kugelbauch und dicken Waden zu stoppen, fordern Experten jetzt Radikales: „Wir brauchen endlich eine Zucker-, Fett- und Salzsteuer“, verlangt Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Garlichs weiß sich darin einig mit insgesamt 17 medizinischen Fachgesellschaften – darunter etwa das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebshilfe - die sich unter dem Namen Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) zusammengeschlossen haben - auch um ihren Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Gleichzeitig könnte die Bundesregierung die Abgaben für gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse senken.

Lebensmittel für Kinder

Kampf den Zuckerbomben

Kommentar von Susanne Kutter

Bisher hatte die Politik vor allem auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelhersteller gesetzt. Die sollten bei Kindern nicht für Nahrungsmittel werben, die nicht den Anforderungen an ausgewogene Kinderlebensmittel der WHO entsprechen. Denn das Tückische an Zucker, Fett und Co.: Die Leckereien gewöhnen Kinder bereits früh an ungesunde Geschmacksrichtungen. „Eine Prägung, die sich ähnlich wie beim Rauchen später nur sehr schwer ändern lässt“, sagt Garlichs.

Werbeverbot für ungesunde Produkte

Doch die Selbstverpflichtung namens EU Pledge greift nicht, so eine Studie von Diabetes Gesellschaft, Deutscher Adipositas Gesellschaft, Deutscher Diabetes Hilfe und der Verbraucherorganisation Foodwatch. Bei 90 Prozent von 281 untersuchten Produkten wie Kinderjoghurt, Frühstücksflocken und Kinderschokolade zeigte sich: Sie sind nach den Kriterien der WHO keine ausgewogenen Kinderlebensmittel.

Wieviel Zucker steckt in...
...einem Duplo?
...einem Mars-Riegel?
...zwei Teelöffeln Nuss-Nougat-Creme?
...einem Glas Apfelsaft?
...einem Glas Cola?
...einem Glas Milch?
...einem Fruchtzwerg?
...eine Portion Fertig-Zwiebelsuppe?

Neben den Strafsteuern fordern die Organisationen deshalb auch ein „gesetzliches Werbeverbot für ungesunde Kinder-Produkte“. Für die WHO Europa zählt beispielsweise auch Speiseeis zu den Produkten, die aufgrund ihres extrem hohen Zucker- und zum Teil auch Fettgehaltes grundsätzlich nicht beworben werden sollten.

Die WHO empfiehlt jedenfalls, einerseits den Zucker-, Fett- und Salzgehalt in Lebensmitteln zu reduzieren und andererseits den Konsum von gesunden Lebensmitteln zu fördern. Eine differenzierte Lebensmittelsteuer, die ungesunde Lebensmittel verteuert und gesunde Lebensmittel verbilligt, kann demnach eine gesunde Ernährung unterstützen.

Mogelpackung

„Wir werden unsere Lebensmittelwerbung an Kinder ändern.“ So lautet das Versprechen des „EU Pledge“, mit dem sich die weltgrößten Lebensmittelunternehmen 2007 freiwillig zu einem verantwortungsvolleren Kindermarketing verpflichtet haben. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat das jetzt überprüft. Sie checkte bei 281 an Kinder beworbenen Produkte dieser Unternehmen, ob sie den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für gesunde Lebensmittel genügen. Das Ergebnis: 90 Prozent der Produkte sind unausgewogen und dürften nach den Empfehlungen der WHO nicht an Kinder vermarktet werden. Für Foodwatch ist damit klar, dass die Selbstverpflichtung wirkungslos ist.

Foto: Foodwatch

Mondelez

Die Unternehmen mit dem höchsten Anteil unausgewogener Lebensmittel sind naturgemäß Süßwaren-, Snacks- und Softdrink-Produzenten. Laut Foodwatch vermarktet der Süßwarenkonzern Mondelez zu 100 Prozent unausgewogene Produkte an Kinder. Mit quietschbunt animierter TV-Werbung und einem iPhone-Spiel für Oreo-Kekse, einem Plüschkuh-Gewinnspiel für Milka-Schokolade oder der Comicfigur „Bär Berry“ auf Kaba-Verpackungen werden die Kleinen für die Süßigkeiten begeistert.

Foto: Foodwatch

Ferrero

Ob Tier-Sammelbildchen im Duplo-Riegel oder Tictacs in „Minions“-Form: Das Marketing von Ferrero spricht eindeutig Kinder an – trotz der Selbstverpflichtung. Laut Foodwatch sei das kein Wunder, denn Aktionen am Verkaufsort und das Verpackungsdesign seien vom "EU Pledge" ausgenommen. So vermarktet Ferrero nach der aktuellen Foodwatch-Studie weiterhin ausschließlich unausgewogene Produkte an Kinder.

Foto: Foodwatch

Intersnack

Bären, Kängurus und Fische – Chips von Intersnack gibt es in vielen Formen. Zum Teil werden die Verpackungen zudem mit Comicfiguren versehen. Allen gemeinsam ist, dass sie dadurch Kinder ansprechen – und zu viel Salz enthalten. Nach den Empfehlungen der WHO-Europa dürfte daher keins der Produkte an Kinder vermarktet werden.

Foto: Foodwatch

Coca-Cola

Softdrinks – egal ob mit Zucker oder Süßstoffen gesüßt – dürften nach dem WHO-Modell grundsätzlich nicht an Kinder vermarktet werden. Und genau das hat Coca-Cola auch im "EU Pledge" versprochen. Auch hier bemängelt Foodwatch, dass Sponsoring-Aktivitäten wie die „Fanta-Spielplatzinitiative“ oder Gewinn-Aktionen wie „Freier Eintritt ins Legoland“ auf Mezzo-Mix-Flaschen nach "EU Pledge"-Definition kein Kindermarketing darstellen.

Foto: Foodwatch

PepsiCo

Sämtliche Punica-Produkte im Foodwatch-Test enthalten sowohl Zucker als auch zugesetzte Süßstoffe. Gemäß WHO-Kriterien sollten allerdings ausschließlich ungesüßte Getränke an Kinder vermarktet werden. Der Punica-Abenteuerdrink sowie die Punica-Webseite richten sich mit Comicfiguren und Online-Spielen dennoch gezielt an Kinder.

Foto: Foodwatch

Danone

Das Unternehmen Danone nutzt viele Methoden, um Kinder für seine überzuckerten Milchprodukte zu gewinnen. Auf den Joghurt-Verpackungen prangen Disneyfiguren, die Fruchtzwerge werben mit dem Markenmaskottchen „Danonino“, der im Internet eine eigene Spielewelt anbietet, und Actimel gibt es in „Team Actimel“-Aktionsflaschen. Alle diese Produkte gelten nach den WHO-Kriterien als unausgewogen, da sie zu viel Zucker enthalten. Nur ein einziges Produkt entspricht den Vorgaben der WHO: Danone Waters vermarktet Volvic-Wasser in einer kleinen kindgerechten Flasche mit Comicfiguren.

Foto: Foodwatch

Kellogg's

Bis auf die klassischen Cornflakes mit acht Prozent Zucker sind alle Frühstücksflocken von Kellogg’s nach den WHO-Kriterien zu stark gesüßt, um an Kinder vermarktet zu werden, ergibt die Foodwatch-Studie. Spitzenreiter sind die „Smacks“ mit 43 Prozent Zucker. Die WHO empfiehlt maximal 15 Prozent Zucker. Die Pringles-Chips enthalten allesamt zu viel Salz, um als ausgewogene Snacks zu gelten.

Foto: Foodwatch

Lorenz Snack World

Das Unternehmen Lorenz Snack World vermarktet nur einen einzigen seiner salzigen Snacks direkt an Kinder, so die Foodwatch-Studie. Dieser enthält aber trotz der Auslobung „25 Prozent weniger Salz“ nach den Maßstäben der WHO zu viel davon, um für Kindermarketing geeignet zu sein.

Foto: Foodwatch

Mars

Mars verspricht, keine „Werbung“ an Kinder unter zwölf Jahre zu richten. Mit der Verpackungsgestaltung aber spricht der Süßwarenkonzern eindeutig und gezielt kleine Kunden an, so die Foodwatch-Tester: Für die m&m’s-Schokolinsen kommen eigens kreierte Comicfiguren zum Einsatz, bei dem Kinder-Kaugummi-Klassiker „Hubba Bubba“ („Megafun mit Bubblegum“) setzt Mars auf kindgerechte Comicschrift in grellen Farben. Die Smartphone-App „Hubba Bubba Stickers“ tut ihr Übriges.

Foto: Foodwatch

Unilever

Der Konzern Unilever nutzt den Comic-Löwen von „Max Adventures“, um Kindern sein Langnese-Eis noch schmackhafter zu machen. Nach den Empfehlungen der WHO sollte Eis grundsätzlich nicht an Kinder vermarket werden. Die Rama-Margarine lockt Kinder mit der Aktion „Freier Eintritt in Zoos“. Nur die „Balance“-Variante hält jedoch den WHO-Grenzwert für gesättigte Fette ein.

Foto: Foodwatch

Nestlé

Bis auf die nach WHO-Kriterien ausgewogenen Maggi-Tütensuppen und Dosen-Raviolini hat der Lebensmittelriese Nestlé eine Menge unausgewogene Produkte im Sortiment, die sich im Marketing an Kinder richten: überzuckerte Frühstücksflocken, Kakaopulver, süße Snacks und Eis.

Foto: Foodwatch

Burger King

In der „Kingbox“ von Burger King gibt es je nach Wahl Softdrinks sowie kalorienreiche Burger und fettig-salzige Pommes. Alle diese Produkte sollten gemäß der WHO-Kriterien nicht mit einer Spielzeugbeigabe an Kinder vermarktet werden. Immerhin: Die Kleinen könnten sich mit den Chicken Nuggets, den Apfel Pommes sowie einem Becher Wasser theoretisch ein Menü aus ausgewogenen Produkten zusammenstellen. Die Foodwatch-Experten fragen sich: „Wie viele Kinder das wohl angesichts der anderen Optionen auch tun?“

Foto: Foodwatch

McDonald's

Nach der Kritik der letzten Jahre hat auch McDonald’s mit Salat, Biomilch oder Apfelspalten einige ausgewogene Wahlmöglichkeiten in seinem „Happy Meal“ ergänzt. Es überwiegen laut Foodwatch jedoch nach wie vor unausgewogene Produkte wie Burger, Pommes und Softdrinks sowie Säfte.

Foto: Foodwatch

Die DANK-Allianz, zu denen unter anderem auch das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebshilfe gehören, räumen auch mit einer immer noch gepflegten Hoffnung auf: Maßnahmen, die alleine auf eine Verhaltensänderung abzielen, wie Programme für Jugendliche zur Bewegungsförderung und gesunden Ernährung, erwiesen sich in der Vergangenheit als kaum effektiv.
Nachweislich, so Garlichs, sind bessere Erfolge zu erzielen, wenn die Verhaltensprävention durch politische Maßnahmen unterstützt wird. Garlichs verweist auf das Rauchen. Seit Zigaretten teurer sind, erst ab 18 gekauft werden dürfen und weitgehende Rauchverbote in Kneipen und öffentlichen Gebäuden herrschen, nimmt die Zahl der jugendlichen Raucher ab.

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Der Vergleich mit der Zigarettenindustrie ist nicht zufällig. Denn mittlerweile schreiben auch viele Wissenschaftler dem Zucker ebenfalls ein erhebliches Suchtpotenzial zu und auch die Methoden dies zu vertuschen ähneln sich. Der Professor für Kinderheilkunde David Ludwig von der Harvard-Universität veröffentlichte seine beeindruckende Forschung über das Suchtpotential bestimmter Zucker und Kohlenhydrate bereits 2013 in der führenden Fachzeitschrift „American Journal of Clinical Nutrition".

Viele Länder haben bereits Lebensmittelsteuern

Dass zumindest Teile der Lebensmittelindustrie mit ähnlichen Methoden arbeiten wie die Tabakindustrie, zeigt eine Antwort darauf in der gleichen Zeitschrift: Dort versuchte der Mediziner Ian Macdonald von der britischen Universität Nottingham die Ergebnisse abzuschwächen. Das „British Medical Journal“ enthüllte jüngst, dass Mars und Coca-Cola die Forschung Macdonalds großzügig unterstützen.

Vier Länder haben in Europa bereits auf die wachsende Zahl dicker Kinder und neue Forschungsergebnisse reagiert und Lebensmittelsteuern eingeführt:

    Dänemark: Bereits im Jahr 2009 erhöhten die Dänen die Steuern für Süßwaren um 25 Prozent, 2011 folgte die Fettsteuer, die aber 2012 auf Druck der Lebensmittelindustrie und aus koalitionspolitischen Gründen nach einem Regierungswechsel wieder abgeschafft wurde. Nach der Steuererhöhung sank der Konsum stark fetthaltiger Produkte um 10 bis 20 Prozent. Die Langzeitauswirkung konnte wegen der Aussetzung der Steuer nicht erfasst werden.Ungarn: 2011 kam die Steuer auf Lebensmittel mit hohem Gehalt an Zucker, Salz und Koffein, Grundnahrungsmittel sind davon ausgenommen.Finnland: Seit dem Jahr 2011 kassieren die Finnen Steuern auf Süßigkeiten, Softdrinks, Eiscreme und Schokolade.Frankreich: Seit 2012 gibt es bei den Nachbarn Steuer auf Softdrinks.

Seit 2014 kassiert Mexiko eine Steuer von acht Prozent auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm und auf Softdrinks eine Steuer von umgerechnet sechs Cent pro Liter. Bei dem Abfüller von Coca-Cola in Mexiko sanken infolge dieser Steuer im zweiten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr die Gesamteinnahmen um 2,1 Prozent und das Verkaufsvolumen um 6,6 Prozent. Auch Belgien, Irland, Rumänien, England, Italien und Australien diskutieren derzeit eine Besteuerung ungesunder Lebensmittel und Getränke.

Anders sei, so fürchtet Garlichs, die Welle an chronischen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Bluthochdruck kaum zu stoppen.

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