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Glück, Missgeschick, VergesslichkeitZehn zufällige Erfindungen

Verstand alleine reicht nicht immer. Manchmal braucht man einfach Glück. Viele Errungenschaften, auf die heute niemand mehr verzichten will, entstanden durch Zufall. Eine Übersicht. 24.09.2014 - 10:00 Uhr
Foto: dpa

LSD
Der Chemiker Albert Hofmann forschte 1938 am Mutterkorn-Pilz auf der Suche nach einem Wirkstoff zur Stimulation des Blutkreislaufs. Im Rahmen dieser Versuche synthetisierte er erstmals Lysergsäurediethylamid. Nachdem die erhoffte Wirkung von LSD im Tierversuch nicht eintrat, verlor Hofmann zunächst das Interesse. 1943 prüfte er erneut mögliche Wirkungen von LSD, weil er befürchtete, etwas übersehen zu haben. Beim Selbstversuch bemerkte Hofmann an sich selbst eine halluzinogene Wirkung. In den 50er Jahren wurde LSD in der Psychiatrie eingesetzt – und gleichzeitig zum gepriesenen Seelenöffner der psychedelischen Bewegung. Verboten wurde es in den USA erst 1966.

Foto: dpa

Mikrowelle
Percy Spencer war in den Vierzigerjahren als Ingenieur für die Firma Raytheon schon sehr erfolgreich. Er entwickelte Magnetrons zur Erzeugung von Radarwellen für amerikanische Kampfflugzeuge. Dass Magnetrons auch Wärme erzeugen, war schon bekannt, aber niemand sah darin einen Nutzen. Als Spencer sich einem Magnetron näherte und in seiner Hosentasche ein Schokoriegel schmolz, kam Spencer auf die Idee des Mikrowellenherdes. Das erste Modell wurde 1947 produziert.

Foto: dpa/dpaweb

Eis am Stiel

In Kinderaugen das vielleicht beste Missgeschick aller Zeiten: 1905 vergisst der elfjährige US-Amerikaner Frank Epperson ein Glas Limonade mitsamt Löffel auf der Veranda. Am nächsten Morgen ist das Getränk gefroren, schmeckt aber trotzdem. 18 Jahre später lässt sich Epperson, mittlerweile Brausehersteller, die Idee patentieren. Nur kurze Zeit später legt der Amerikaner ebenfalls ein Patent vor – für gefrorenes Vanilleeis am Stiel.

Foto: AP

Penicillin
Die Entdeckung des ersten Antibiotikums begann mit einer verschimmelten Bakterienkultur. Der Mediziner Alexander Fleming forschte 1928 am St. Mary’s Hospital in London mit Staphylokokken. Eine seiner Bakterienkulturen auf Nährboden hatte er verlegt. Als er aus den Sommerferien zurückkehrte, fand er sie wieder und entdeckte am 28. September 1928, dass auf dem Nährboden ein Schimmelpilz (Penicillium notatum) wuchs und dass um diesen herum keine neuen Bakterien entstanden. Fleming untersuchte den Pilz, aber er kam nicht auf die Idee, daraus ein Medikament zu entwickeln. Das taten erst zehn Jahre später Howard W. Florey, Ernst B. Chain. Gemeinsam mit Fleming bekamen sie 1945 den Nobelpreis.

Foto: dpa

Viagra
In den Neunzigerjahren suchten die Pharmazeuten des amerikanischen Konzerns Pfizer nach einem Medikament, das die Durchblutung des Herzmuskels verbessern sollte. Sie fanden den Wirkstoff Sildenafil. Zur großen Freude der Probanden durchblutete das Mittel nicht nur das Herz, sondern auch den Penis. Bei 70 Prozent der Männer mit Erektionsproblem hilft das Mittel. Am 27. März 1998 ließ die Arzneimittelbehörde der USA das Medikament unter dem Namen „Viagra“ zu. Es wurde schnell das erfolgreichste Medikament des Konzerns.

Foto: GNU

Fotografie
Die Camera Obscura, der Vorläufer der Fotokamera, ist schon seit vielen Jahrhunderten bekannt. Aber nicht die Bilder, die sie erzeugt. Jacques Mandé Daguerre suchte vor über 170 Jahren nach einem Verfahren, um die flüchtigen Bilder festzuhalten. Er hatte bereits festgestellt, dass Bilder auf lange belichteten Silberplatten für eine kurze Zeit festgehalten wurden. Bei seinen Versuchen im Freien überraschte ihn ein Gewitter. Er legte eine belichtete Platte in einen Schrank in seinem Labor. Am nächsten Tag stellte er fest, dass das Bild noch zu erkennen war, weil zufälligerweise Quecksilberkügelchen in dem Schrank waren. Das Mittel zur Fixierung war gefunden. Die Daguerrotypie war das erste praktikable Fotografie-Verfahren.

Foto: dpa

Porzellan
Porzellan hatten im 7. Jahrhundert die Chinesen erfunden. In der frühen Neuzeit war es in Europa ein begehrtes Luxus-Gut – gerade weil die Herstellungsweise in Europa unbekannt war. Der Alchemist Johann Friedrich Böttger sollte eigentlich für Sachsens Kurfürst August den Starken Silber in Gold umwandeln. Bei seinen Versuchen mischte er gemahlene Tonerde mit Feldspat, Quarz und Wasser und brannte das Ganze. Heraus kam Porzellan. Sachsens König August der Starke richtete 1710 in Meißen eine Manufaktur ein, wo unter gefängnisähnlichen Bedingungen produziert wurde. Das "weiße Gold" machte August reich und schuf mit den gekreuzten Schwertern eine der ältesten Marken der Welt.

Foto: Invision for Ruffles

Kartoffel-Chips

Die beliebten Kartoffel–Chips sind eigentlich ein Produkt der Wut. Im August 1853 brachte Eisenbahn-Magnat Cornelius Vanderbilt den Koch George Crum im US-Städtchen Saratoga Springs fast zur Weißglut. Immer wieder ließ er die Bratkartoffeln in die Küche zurückgehen, weil sie ihm nicht dünn genug geschnitten waren. Crum schwor die Rache eines gekränkten Kochs und schnitt die Scheiben so dünn, dass Vanderbilt sie nicht mit der Gabel essen konnte. Der war von dem knusprigen Snack trotzdem so begeistert, dass die „Saratoga Chips“ erst den Weg auf die Speisekarte des Restaurants und später in die Münder von Millionen Snack-Hungrigen weltweit fanden.

Foto: dpa

Röntgenstrahlung
In einer Novembernacht des Jahres 1895 experimentierte Wilhelm Conrad Röntgen in seinem Labor mit Elektronenstrahlen, die gerade erfunden worden waren. Als die Strahlenquelle, obwohl sie mit dunkler Pappe abgedeckt war, dennoch fluoreszierende Gegenstände zum Leuchten brachte, erkannte Röntgen die Bedeutung dieser Strahlen. Er bat seine Frau, ihre Hand auf eine Fotoplatte zu legen, um diese durchleuchten zu lassen. Das Bild der durchleuchteten Hand samt Ehering machte ihn berühmt. Die Strahlen tragen seither seinen Namen. 1901 erhielt Röntgen den Nobelpreis.

Foto: dpa

Teebeutel
Der Teebeutel wurde vor dem Ersten Weltkrieg versehentlich von dem amerikanischen Teehändler Thomas Sullivan erfunden. Um Teeproben an Kunden zu verschicken, füllte er sie in kleine Seidenbeutel ab – nur zu Transportzwecken. Die Empfänger aber nutzten die kleinen Beutel gleich so, wie wir das heute gewöhnt sind - in dem Glauben, dass dies so von Sullivan vorgesehen gewesen sei. So sparten sie sich die Prozedur des Abseihens und Umfüllen des Tees in eine zweite Kanne. Der heute übliche Teebeutel mitsamt einer Teebeutelpackmaschine wurde 1929 von Adolf Rambold von der Firma Teekanne erfunden.

Foto: AP

Teflon
Polytetrafluorethylen (PTFE) ist kein Nebenprodukt der Raumfahrtforschung, wie bisweilen behauptet, sondern wurde bereits 1938 von dem Chemiker Roy Plunkett entdeckt. Als er auf der Suche nach Kältemitteln für Kühlschränke mit Tetrafluorethylen (TFE) experimentierte, entdeckte er in seinem Reaktionsgefäß farblose Krümel. Die erste Nutzung dieses extrem reaktionsträgen Materials ergab sich erst fünf Jahre später als Korrosionsschutz bei der Urananreicherung für die erste Atombombe. Später beschichtete angeblich der französische Chemiker Marc Grégoire seine Angelschnur mit PTFE, um sie leichter entwirren zu können. Seine Ehefrau Colette kam 1954 auf die Idee, Töpfe und Pfannen damit zu beschichten. Teflon ist der Handelsname der Firma DuPont.

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