Neue Antriebskonzepte befeuern die Miniaturisierung. Nur dank eines eigenen Antriebs halten sich Satelliten in ihrer Bahn. Bisher setzten die Konstrukteure auf Düsen, in denen Treibstoff verbrannt wird. Im März aber startete an Bord einer SpaceX-Rakete der Kommunikationssatellit Eutelsat 115 West B.
Das Besondere: Als erster Satellit der Welt besitzt er einen vollelektrischen Antrieb. Xenon-Ionen, geladene Teilchen, werden in einem elektrischen Feld beschleunigt und sorgen für Rückstoß. Die Energie liefern Solarsegel. „Die neue Technik reduziert den Anteil von Antrieb und Treibstoff am Gesamtgewicht von rund 57 Prozent auf 13 Prozent“, rechnet Walter vor. Das senke die Startkosten massiv.
Aber auch die Satelliten selbst werden billiger. Hersteller verzichten zunehmend auf teure Spezialteile. Kostet etwa eine Baumarkt-Schraube wenige Cent, so müssen Satellitenbauer heute mehrere Euro für das weltraumzertifizierte Pendant zahlen. „Dabei stellt etwa die Autoindustrie in der Massenfertigung Bauteile in fast ebenso hoher Qualität her“, sagt Matthias Spott, Chef des Münchner Start-ups eightyLEO. Zur Steuerung der Satelliten genüge es mitunter, zwei GoPro-Kameras statt einer teuren Weltraumkamera zu montieren. Spott plant, Hunderte Satelliten in den Orbit zu schicken, die den kompletten Planeten mit Breitbandinternet versorgen. So will er die Kommunikation mit selbstfahrenden Autos, Traktoren und Mähdreschern in abgelegenen Regionen sicherstellen.
Ariane droht abgehängt zu werden
Der Pragmatismus der jungen Branche zeigt sich auch in der Strategie des „Minimal Viable Product“, die viele Start-ups aus der Webwelt adaptiert haben. Die erste Generation ihrer Satelliten beherrscht nur Basisfunktionen, neue, anspruchsvollere sollen schnell folgen.
Als Transporteur für diese Überflieger bietet sich nicht nur SpaceX an. Auch Amazon-Chef Jeff Bezos setzt mit seiner Blue-Origin-Rakete auf Wiederverwendbarkeit. Die drei Start-ups Vector Space, Firefly Space und Rocket Lab versuchen, mit Miniraketen, den Markt aufzurollen. Ihr Ziel sind Firmen, die wenige kleine Satelliten ins All befördern wollen.
Schneller schlau: Weltraum-Recht
Als erste und grundlegende völkerrechtliche Vereinbarung des Weltraumrechts gilt der Weltraumvertrag, der 1967 unterschrieben wurde und dem heute 107 Staaten zugestimmt haben (Stand: Juli 2017).
Darin sind Grundsätze festgelegt, die die staatlichen Weltraumaktivitäten regeln. So wird etwa das Hoheitsrecht an Teilen des Weltraums, am Mond und an anderen Himmelskörpern ausgeschlossen. Für Forschung und wirtschaftliche Nutzung ist der Weltraum weitestgehend frei. Aber es gibt Beschränkungen. So muss die Erforschung und Nutzung des Weltraums Sache der gesamten Menschheit sein. Geschlossen wurde der Vertrag einst insbesondere aus Furcht vor einem Wettrüsten im All vor dem Hintergrund des Kalten Krieges.
Das Weltraumrettungsübereinkommen wurde kurz nach dem grundlegenden Weltraumvertrag 1968 verabschiedet und regelt die Gewährung von Hilfe an in Not geratene Raumfahrer und zur Rückgabe von in den Weltraum gestarteten Gegenständen.
Mit dem Weltraumhaftungsübereinkommen wurde 1972 die Haftung im Weltraum in Regeln festgelegt. Zur Sicherstellung angemessenen Schadensersatzes für durch Weltraumgegenstände verursachte Schäden gibt es seitdem einen handfesten Rechtssatz – allerdings bezieht dieser sich in erster Linie auf staatliche und nicht auf private Aktivitäten im Weltraum.
Nach dem allgemeinen Weltraumvertrag gilt der Mondvertrag von 1979 als die wichtigste Vereinbarung im Weltraumrecht. Darin wurden spezielle Regelungen über die Nutzung des Monds und der eventuellen Ausbeutung seiner Naturschätze festgehalten. Allerdings ist dieser Vertrag wenig bindend, denn im Vergleich zum Weltraumvertrag wurde der Mondvertrag bislang nur von 18 Staaten ratifiziert.
Stand: August 2023
Denn Hersteller von Cube-Sats haben ein Zeitproblem. Ihre Satelliten reisen heute huckepack bei großen Missionen mit. Sie sind so abhängig von den Zeitplänen anderer, müssen oft Monate auf den Start warten. Verglichen mit SpaceX, sind die Kilopreise bei Vector und Co. mit bis zu mehreren Zehntausend Dollar zwar exorbitant. Das niedrige Satellitengewicht macht sie aber erschwinglich.
Selbst wenn Exastronaut Walter recht behält und Mehrwegraketen für SpaceX zu teuer werden, kann Musk dennoch die Preise weiter senken. Dank Serienfertigung seiner Merlin-Triebwerke hat er die Kosten schon deutlich reduziert. Die Warteschlange derer wächst, die Satelliten via SpaceX starten wollen. Fährt Musk die Produktion hoch, dürften die Stückkosten weiter sinken. Zugleich verschenkt er zurzeit 30 bis 40 Prozent an Nutzlast, weil er Treibstoff für Rückflug und Landung mitführt. Verzichtete er darauf, könnte er die Startpreise fast halbieren. Damit droht die neue Ariane-6-Rakete von Airbus zum Verlierer zu werden, weil sie preislich nicht mithalten kann. Mit ihr wollen die Europäer ihre bisherige Vormachtstellung verteidigen. Doch Musks Vorsprung ist groß: Die neue Ariane soll frühestens 2020 abheben.