Haustier-Gadgets Technischer Schnickschnack für Tierhalter

Elektronische Gadgets optimieren das Leben des modernen Vierbeiners – und werden zum Milliardengeschäft.

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Elektronische Gadgets für Vierbeiner werden zum Milliardengeschäft. Quelle: Presse

Die Katze von Nick Hill war ein wenig eigen. Flipper mochte Gesellschaft nicht so gern. Vor allem nicht die des Nachbarkaters. Der aber ignorierte die Ablehnung und stieg Flipper weiter hinterher, verfolgte sie ins Hill’sche Revier und markierte dort die Küche mit seinem Duft. Zu viel für Flipper – die Katze fraß nichts mehr. Um den aufdringlichen Nachbarn fernzuhalten, probierte Hill diverse Katzenklappen aus – erfolglos. Da wurde es dem promovierten Physiker von der Universität Cambridge zu viel. Er entwickelte selbst eine Klappe: Elektronisch aufgerüstet gewährt sie nur der Katze den Zutritt, die den richtigen Chip zwischen den Schulterblättern unter dem Fell trägt – im Hause Hill: Flipper.

Das war vor sieben Jahren. Damals gründete der Physiker Sureflap und brachte die erste mikrochipgesteuerte Klappe auf den Markt. Aus der Drei-Mann-Schmiede ist inzwischen ein Unternehmen mit 30 Mitarbeitern geworden – die Katzenklappe exportiert Hill weltweit. Hauptabsatzmärkte sind England und Deutschland.

Die besten Gadgets für Tiere
Elektronische HundemarkeWo ist Fiffi denn jetzt schon wieder? Diese Sorge soll mit dem "Play-Tag" der Vergangenheit angehören. Die elektronische Hundemarke wird wie gewohnt am Halsband des Hundes befestigt. Darin befindet sich ein Bluetooth-Funksender, der mit einer App auf dem Smartphone von Herrchen oder Frauchen kommuniziert. Entfernt sich der Vierbeiner weiter als eine individuell einstellbare Distanz, gibt die App einen Alarm aus. Zugleich wird automatisch eine LED-Leuchte aktiviert. Das macht das Auffinden des Hundes bei Dunkelheit leichter. Was dem Anhänger aber leider fehlt, ist ein GPS-Chip, mit dem man den Hund orten kann. Weiterer Schwachpunkt: Ist das Tier weiter als 45 Meter entfernt, reicht die Power des Play-Tag-Senders nicht mehr aus, um es zu finden.Preis: Der Play-Tag soll 50 Dollar kosten, Apps gibt es für iOS und Android. Zum Vergleich: Geräte mit GPS gibt es in den USA bereits, diese kosten etwa das Doppelte; zusätzlich fallen meist monatliche Kosten für die Verbindung an. Quelle: Screenshot
Smarter FutternapfAus Asien kommt ein neues Gadget für Katzenbesitzer: "Bistro " kontrolliert das Fress- und Trinkverhalten der Vierbeiner und soll auch deren Gesundheit übermachen. Der smarte Napf funktioniert per Gesichtserkennung und Bodenplatte mit Sensoren zur Gewichtsmessung. Die Katze wird so vor jeder Fütterung gewogen, anschließend wird erfasst, wie viel Wasser und Futter aus den Behältern geschlabbert wurde. Besonders praktisch für Katzenfreunde mit mehreren Tieren, so lässt sich vermeiden, dass eine der anderen das ganze Futter klaut. Zusätzlicher Fun-Faktor: das ganze ist auch noch mit einer Online-Community verknüpft, quasi ein Facebook für Katzen. Preis: Im Crowdfunding-Portal Indiegogo lief eine Finanzierungskampagne, dabei wurde mehr als das Doppelte des benötigten Geldes eingesammelt. Für 145 US-Dollar zuzüglich 40 Dollar Versand konnten sich Kurzentschlossene einen Napf sichern. Ausgeliefert werden soll der Napf ab Februar 2015. Quelle: Screenshot
Strenger SpeiseplanWill Katze fressen, muss sie sich per Mikrochip ausweisen. Nur dann gibt der Fressnapf Surefeed der britischen Firma Sureflap das Futter frei (ab dem Sommer erhältlich).Preis: 124,99 Euro Quelle: Presse
Fitter VierbeinerDer münzgroße Sensor The Whistle der kalifornischen Firma Whistle Labs misst, wie viel ein Hund rennt, spielt und schläft – ganz wie ein Fitnessband beim Menschen. Die Daten funkt er vom Halsband aus aufs Smartphone des Besitzers.Preis: circa 95 Euro Quelle: Presse
Tierische SelfiesMit der App Cat Snaps können sich Katzen per Tablet ablichten. Schlagen sie auf einen farbigen Punkt auf dem Display, lösen sie die Aufnahme aus.Preis: kostenloser Download Quelle: Getty Images
Unsichtbarer ÖffnerNur wenn ein Vierbeiner den richtigen Mikrochip unterm Fell trägt, öffnet die Katzenklappe des britischen Anbieters Sureflap den Weg in die Wohnung.Preis: 99,99 Euro Quelle: Presse
Stolze KamerakatzeMountainbiker zeichnen mit einer Actioncam Touren auf, die Katze von heute mit der Catcam von Catnip Technologies aus Hongkong. Herrchen und Frauchen erfahren so, wo ihr Felltiger am liebsten Mäuse jagt.Preis: 39 Euro Quelle: Presse

Elektronische Katzenklappen, GPS-Sender für Hunde, Apps fürs Aquarium – die Liste der smarten Technikspielereien für Haustiere wird immer länger. Längst gibt es die Webcam für die Katze oder Activity-Tracker, die über einen Clip am Hundehalsband – ähnlich wie Fitnessbänder beim Menschen – Lauf-, Spiel und Ruhezeiten des Tieres aufzeichnen und aufs Smartphone schicken. Während in den USA und England Tierliebhaber ihre Schoßtiere schon seit Jahren mit derlei Gadgets ausstatten, schwappt der Trend nun auch nach Deutschland.

Diät für dicke Kater

Noch ist es ein Nischenmarkt. Doch ähnlich wie beim Menschen, bei dem die tragbare Elektronik – die Wearables – zu boomen beginnt, soll nun auch das moderne Haustier technisch aufgerüstet werden. Bis 2025 erwartet die britische Marktforschung IDTechEx Umsätze von 2,6 Milliarden Dollar, einschließlich der Anwendungen für Nutztiere in der Landwirtschaft. Dabei geht es etwa darum, Tiere per Funkchip zu identifizieren, ihren Aufenthaltsort per Satellitennavigation zu bestimmen und irgendwann sogar über Sensoren ihr Wohlbefinden zu überwachen.

Andy Bank, Commercial Director von Sureflap, ist zuversichtlich: „Die steigenden Verkaufszahlen in Deutschland lassen darauf schließen, dass der Markt ähnlich wie in England wachsen wird“, sagt er. „Nur die Entwicklung wird etwas langsamer sein.“ Bei den Katzenklappen hat das zwei Gründe: Während in England jede Katze einen implantierten Chip unter der Haut trägt, ist das hierzulande nur bei denjenigen der Fall, die schon Reisen ins europäische Ausland unternommen haben. Und die britischen Tierarztketten sind geschäftstüchtiger. Sie haben eigene Mitarbeiter, die sich um den Verkauf solcher Produkte kümmern. Das erleichtert den Vertrieb.

Die Rechte der Haustierhalter

Das größte Angebot an smartem Schnickschnack finden technikbegeisterte Tierhalter im Internet. Aber auch die lokalen Fachmärkte haben durchaus elektronische Katzenklappen oder Futterautomaten ins Sortiment aufgenommen. „Das sind feine Sachen, gerade wenn Sie einen ständig fressenden adipösen Vierbeiner zu Hause haben“, sagt Kressen Thomsen von der Handelskette Das Futterhaus. „Wenn Sie zur Arbeit sind, können Sie damit hervorragend per Zeitschaltuhr die Fütterung regulieren.“ Als Extra lässt sich auch noch eine Web-Cam installieren, um über das Internet mitzuverfolgen, wie sich Mieze den Magen vollschlägt.

Für noch mehr Kontrolle will Sureflap mit dem Surefeed sorgen, der jetzt auf den Markt kommen soll. Er funktioniert mit derselben Technik wie die Katzenklappe – nur das Tier mit dem richtigen Chip bekommt Futter. Speziell auf Mehrkatzenhaushalte zugeschnitten und für die besondere diätische Lebensweise besonders dick geratener oder kranker Vierbeiner.

Und wer wissen will, wo sich die eigene Katze so herumtreibt, kann ihr eine kleine Videokamera umhängen. So erfahren Herrchen und Frauchen auch, bei welchen Nachbarn die eigene Mieze noch ein paar Extra-Happen abstaubt – und wie es dort im Schlafzimmer aussieht.

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