Innovative Erfindung Intelligente Fenster heizen das Haus

Ein Start-up aus Berlin hat ein neues Fenstersystem erfunden. Es soll neben dem Blick nach draußen eine angenehme Temperatur im Haus ermöglichen.

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Sieht aus wie eine normale Fensterscheibe, ist aber keine: das innovative Heizsystem von Vestaxx. (Foto: Vestaxx)

Fenster gelten als neuralgischer Punkt, wenn es darum geht, das Haus warm zu halten: Hier entweicht die meiste Wärme. Dass die Glasscheiben als Heizung dienen, klingt deshalb merkwürdig. Es funktioniert aber – und ist sogar noch günstiger als eine normale Heizung. Das versprechen jedenfalls die Gründer von Vestaxx, einem Unternehmen, das das intelligente Fensterheizungssystem erfunden hat.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Fensterscheibe hatten Bradley Tinkham und Andreas Häger, ein Materialwissenschaftler und ein Elektroingenieur. Vor einiger Zeit probierten die beiden, transparentes Metalloxid (TCO) auf eine Scheibe aufzubringen und unter Strom zu setzen. Es funktionierte.

Die Vestaxx-Gründer v.l.n.r.: Bradley Tinkham, Wiebke Kropp-Büttner und Andreas Häger. (Foto: Vestaxx)

Zuerst mit 24 Volt, dann immer mehr, bis sie bei 220 Volt ankamen.  Tinkham und Häger waren von dem Prinzip begeistert. Sie tüftelten immer weiter, bis sie eine komplette Glasscheibe zur Heizung umfunktionierten hatten. Zusammen mit Wiebke Kropp-Büttner gründeten sie in Berlin das Start-up Vestaxx.

Die Technologie ist recht einfach: Die Innenseite der Fensterscheibe wird mit einer dünnen metallischen Schicht versehen, die mit hohem Druck auf das Glas geschossen wird. Schließt man das System an das Stromnetz an, erwärmt sich diese Schicht.

Niedrige Investitionskosten, aber teurer Strom

„Die leitfähige Schicht ist 1000 Mal dünner als das menschliche Haar“, erklärt Vertriebschef Häger – deswegen ist sie auf dem Fenster auch nicht zu erkennen. Genauso wenig wie der dünne Draht, der wie bei der Heckscheibe des Autos durch das Fenster läuft und für gleichmäßige Wärme sorgt.

Gesteuert wird das System wie bei einem Dimmer für eine Lampe. Ob per Drehknopf oder W-Lan: „Es ist alles möglich“, sagt Andreas Häger. Über eine App ist auch eine Fernsteuerung geplant, damit die heimischen vier Wände kuschelig warm sind, wenn man nach Hause kommt. Ein Heat Controller sorgt zudem dafür, dass beim Öffnen des Fensters das Heizsystem automatisch abgeschaltet wird.

Eine App zur Fernsteuerung der Fensterheizung ist in Planung. (Foto: Vestaxx)

„Die Investitionskosten sind bis zu 85 Prozent niedrigeren als bei anderen Heizungen“, versprechen die Entwickler. Der Nachteil ist, dass die Kosten für den Strom höher als die für Gas oder Öl sind.

Investoren sollen das System marktreif machen

Nach Berechnungen der Gründer ist die Fensterheizung über die gesamte Lebensdauer aber immer noch um 50 Prozent günstiger als alternative Heizungen. Wärme gehe bei der Fensterheizung nämlich kaum verloren. „Der Wirkungsgrad ist mit 92 Prozent recht hoch“, so Häger.

Das Start-up Thermondo bietet nun auch Brennstoffzellen an, die Wärme und Strom erzeugen. Die Branche hofft auf ihren großen Durchbruch am Heizmarkt.

Bisher gibt es lediglich Prototypen. Ein erstes Projekt läuft gerade in einem Bürogebäude in Berlin: Hier wird ein Konferenzraum mit den Fenstern ausgestattet und ermittelt, wie viel Energie in diesem Zug gespart werden kann.

Für eine Markteinführung brauchen die Gründer noch Investoren: Für die Produktion ist ein siebenstelliges Finanzvolumen notwendig. Andreas Häger ist aber optimistisch und plant, die intelligenten Fenster Anfang 2017 auf den Markt zu bringen. „Das Interesse ist sehr groß.“

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