Obst mit Macken Lebensmittel wegschmeißen war gestern

Das Start-up Querfeld will hässliches Obst verkaufen, bevor dieses auf dem Kompost landet. Für diese Idee hat es nun einen Preis gewonnen.

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Kein Norm-Lauch, aber definitiv suppentauglich. (Foto: Querfeld)

Rund zehn Millionen Tonnen an essbaren Nahrungsmitteln werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Laut einer Studie von WWF Deutschland landen knapp 40 Prozent davon im Müll von Privathaushalten. Der größere Teil der Lebensmittelverluste findet jedoch bereits vorher statt.

Denn etwa sechs Millionen Tonnen an einwandfreien Lebensmitteln kommen überhaupt nicht beim Verbraucher an. So sorgen bei Obst und Gemüse vermeintliche Qualitätsstandards dafür, dass bis zu 30 Prozent der Ernte einfach auf den Feldern bleibt. Und das häufig aus rein optischen Gründen: Krumme Gurken, dicke Möhren oder unförmige Äpfel – angeblich alles unverkäuflich.

Nicht die schönste Erdbeere - aber zu hässlich für Erdbeermarmelade? (Foto: Querfeld)

Die Gründer von Querfeld wollen das nicht hinnehmen. In Berlin und München beliefert das Unternehmen Schulen und Kindergärten mit Saisonware, die nicht den Supermarktnormen entspricht. Die Produkte erhält Querfeld von Landwirten, die auf diese Weise zusätzliches Geld einnehmen können: "Die Bauern freuen sich, wenn sie die angebauten Produkte nicht unterpflügen müssen. Sie haben diese ja schließlich mit viel Aufwand produziert", sagt Frederic Goldkorn, Geschäftsführer von Querfeld. Gleichzeitig profitieren die Abnehmer der B-Ware von günstigeren Preisen – und dem Gefühl, etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu tun.

Für ihre Idee werden Goldkorn und seine Kollegen in diesem Jahr mit dem GreenTec Award ausgezeichnet. Nun wollen sie ihr Geschäftsmodell ausbauen. Neben den Kantinen von Schulen und Kindergärten sollen bald auch andere Lebensmittelverarbeiter mit den unvollkommenen Früchten beliefert werden – am besten deutschlandweit. "Unsere Rolle ist es dabei, die Informationslücke zwischen Bauern und den verarbeitenden Betrieben zu schließen", so Goldkorn.

Hässliche Lebensmittel via Internet

Über eine Internetplattform will das Unternehmen, das sich zunächst "ugly fruits" (hässliche Früchte) nannte, das Angebot der Bauern mit der Nachfrage von Lebensmittelproduzenten, Großküchen oder anderen Kunden zusammenbringen. Auf diese Weise soll die B-Ware zu einem fairen Preis gehandelt werden, anstatt auf den Feldern zu verrotten.

Bislang arbeitet Querfeld nur mit Öko-Bauern zusammen. Ob das auch zukünftig so bleibt, ist laut Goldkorn noch nicht entschieden. "Wir sind von der ökologischen Landwirtschaft überzeugt. Aber wir schließen nicht aus, auch mit konventionellen Bauern zusammenzuarbeiten. Die Hauptsache ist, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden."

Ursprünglich hatten der Geschäftsführer und seine Kollegen auch geplant, Supermärkte zu beliefern. Doch daraus wurde bislang nichts. "Die Handelsketten interessieren sich zwar für unsere Ideen, aber wollen die Umsetzung dann lieber alleine machen", so Goldkorn. Deshalb sucht Querfeld nun andere Wege, um den Umsatz zu steigern. So hat das Unternehmen begonnen, aus der angekauften B-Ware Suppen zu kochen. Um auch dabei keine Rohstoffe zu verschwenden, werden sie in Pfand-Weckgläsern ausgeliefert.

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