Preissturz in den Niederlanden Nordsee-Windpark liefert Strom für 7,27 Cent

100 Euro pro Megawattstunde Strom galten insbesondere bei den Erneuerbaren als magische Grenze. Diese ist in den Niederlanden gefallen - und Deutschland könnte sich davon etwas abgucken.

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Blick auf den deutschen Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 1. (Foto: DONG Energy)

Das dänische Unternehmen DONG Energy hat als erstes Unternehmen bei Stromgestehungskosten die magische Grenze von 100 Euro je Megawattstunde (MWh) unterschritten. Für die niederländischen Offshore-Windparks Borssele 1 und 2hat sich Dong Energy mit einem Angebotspreis von 72,70 Euro pro MWh (7,27 Cent je Kilowattstunde) durchgesetzt.

Die Windparks entstehen 22 Kilometer vor dem Festland der niederländischen Provinz Zeeland und sollen eine Million Haushalte mit Strom versorgen. In den kommenden vier Jahren werden auf rund 128 Quadratkilometern jeweils 350 Megawatt (MW) installiert.

Und die Niederlande bereiten bereits vier weitere Windparks mit einer Leistung von jeweils 700 MW vor. So könnten mehr als fünf Millionen Haushalte Ökostrom beziehen. Die Niederlande wollen damit ihrem Ziel, bis zum Jahr 2023 den Anteil an erneuerbaren Energien auf 16 Prozent zu erhöhen, einen Schritt näher kommen.

Niederländischer Windstrom in Deutschland

Zur Anbindung und zum Ausbau an Land hat der niederländisch-deutsche Netzbetreiber Netzbetreiber TenneT angekündigt, in den kommenden zehn Jahren sechs Milliarden Euro zu investieren. Zudem soll ein Supergrid für eine enge Verknüpfung des gesamten Nordseeraums vorangetrieben werden, um den Strom optimal zwischen den Staaten verteilen zu können.

Maßgeblich für die niedrigen Stromkosten in den Niederlanden ist das gigantische Ausbauvolumen. Die damit entstehenden Skaleneffekte durch größere Stückzahlen verringern die Herstellungskosten. Möglich ist das im Offshore-Markt aber nur, wenn das Unternehmen die Sicherheit über das Ausbauvolumen hat. Auch die Zulieferindustrie benötige diesen Ausblick, um in die weitere Technologieentwicklung investieren zu können.

Dong Energy bestätigt, dass ohne diese Sicherheit nicht nur der Umbau der Strom-Infrastruktur, sondern auch der der Unternehmen unmöglich wäre. Dong Energy hat sich seit der Gründung im Jahr 2006 von einem der kohleintensivsten Energieversorger Europas zu einem weltweit führenden Anbieter von erneuerbarer Energie entwickelt.

"Daher sehen wir es sehr kritisch, dass ausgerechnet Deutschland den Offshore-Ausbau in den Jahren nach 2020 drosselt", so eine Sprecherin. Die Industrie habe im Jahr 2015 mit über 2.500 MW Ausbauvolumen zweifelsfrei gezeigt, was sie zu leisten imstande sei. Dong Energy ist auch in Deutschland im Offshore-Windbereich tätig und hat in der Nordsee den Windpark Borkum Riffgrund (312 MW) fertiggestellt. Sie sind für Gode Wind 1 und 2 mit einer Kapazität von 582 MW sowie für Borkum Riffgrund 2 (450 MW) verantwortlich.

Streit um Ausbauvolumen

Dong Energy zeige, dass es Kostensenkungspotential gebe, lobt Sebastian Boie, Sprecher der Stiftung Offshore. Deutschland ist mit 12 bis 14 Cent je Kilowattstunde Stromgestehungskosten noch weit von dem niederländischen Projekt entfernt. Den Grund dafür sieht Boie wie Dong Energy vor allem im Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das lediglich Ausbaustufen von jeweils 500 MW im Jahr 2021 und 2022 zulässt. Zuwenig, um die Kosten für die Hersteller von Offshore-Windenergieanlagen zu reduzieren.

Dabei wären sieben bis acht Cent ideal, da bei diesem Niveau die Offshore-Windenergie wettbewerbsfähig ist. "Wir brauchen dafür in Deutschland ein konstant hohes Ausbauvolumen", so Boie. Gefordert hatte der Verband sogar 900 MW jährlich – 400 MW weniger als jetzt im EEG verankert wurde. "Es setzt die falschen Anreize." Ein weiterer Vorteil in den Niederlanden ist, dass die Unternehmen im Vergleich zu Deutschland die Umspannplattformen nicht finanzieren müssen, was hierzulande zusätzlich die Kosten in die Höhe treibt.

"Kostensenkende Skaleneffekte lassen sich eben erst ab einem bestimmten Volumen realisieren, das haben bisher leider nur die Holländer erkannt", kritisiert auch wpd offshore-Geschäftsführer Achim Berge Olsen die zu starke Mengenbeschränkung des EEG. Zudem seien die in Deutschland verlangten Garantien, die sofort bei Abgabe/Zuschlag des Projektes verlangt werden, deutlich zu hoch. Die Niederlande würden sich mit zehn Millionen Euro begnügen, Deutschland verlange Garantien in Höhe von 80 Millionen Euro. Dies führe in den Niederlanden zwangsläufig zu deutlich geringeren Kosten, so dass Mittelständler noch an diesen Ausschreibungen teilnehmen können.

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