Bicycle House Fahrradfreundlicher Wohnraum für Malmö

In Schweden entsteht ein Wohnhaus, das baulich speziell auf Radfahrer zugeschnitten ist. Ähnliche Konzepte gibt es bereits in Berlin.

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Ende des Jahres sollen die ersten Bewohner in Malmös Fahrradhaus einziehen. (Foto: Hauschild + Siegel)

Malmö gilt als die fahrradfreundlichste Stadt Schwedens. 30 Prozent der Einwohner nutzen hier täglich ein Fahrrad, Bike-Sharing boomt. Bald hat Malmö für Radfahrer aber noch mehr zu bieten: Mitten in der Innenstadt entsteht derzeit das erste Haus, das komplett auf die Bedürfnisse von radelnden Bewohnern angepasst ist.

Entworfen wurde das OHBOY! Fahrradhaus vom Architekturbüro Hauschild + Siegel. Die Architekten kennen sich aus mit radfreundlichen Lösungen – schließlich sitzen sie in Malmös „Nachbarstadt“ Kopenhagen, der fahrradfreundlichsten Europas.

Dementsprechend durchdacht sind die Pläne für das Bike-Haus in Malmö. Das fängt schon beim Eingang an: Extra breite Türe, Fluren und Gänge im ganzen Haus lösen Platzprobleme, bevor sie entstehen. Auch der Aufzug ist sogar für Cargobikes groß genug. Außerdem öffnet er in beide Richtungen – so sind Ein- und Ausstieg problemlos zu bewältigen.

Auch für Schönwetter-Radler

Konventionelle Parkplätze und Tiefgaragen sucht man in dem siebenstöckigen Neubau, der 55 Wohnungen und 33 Motel-Zimmer bietet, dagegen vergeblich. Stattdessen gibt es direkten Fahrradzugang zur eigenen Wohnung, eine spezielle Parkzone für Lastenräder und eine Ladestation für E-Bikes. Als Naherholungsgebiet für die Hausbewohner gibt es sogar einen Dachgarten.

Parkplätze und Tiefgaragen gibt es im OHBOY! nicht, dafür aber direkten Fahrradzugang zur eigenen Wohnung. (Foto: Hauschild + Siegel)

Wer kein eigenes Rad hat, kann sich vor Ort eins ausleihen. Und falls die Besorgungen doch mal zu groß sind, kommen alle Bewohner automatisch in den Genuss einer Mitgliedschaft bei einem Carsharing-Service.

Für Schönwetter-Radler gibt es zudem eine Monatskarte für Malmös ÖPNV: Die nächsten Bushaltestellen sind praktisch vor der Haustür, auch der Hauptbahnhof ist nur rund eineinhalb Kilometer entfernt – Standortvorteile in Hülle und Fülle also. Dafür halten sich die Preise für die Wohnungen, die bei etwa 950 Euro für zwei Zimmer beginnen, noch im Rahmen.

Berlin hat bereits ein Fahrradhaus

Während die ersten radelnden Mieter in Malmö Ende 2016 in ihre neuen Wohnungen ziehen sollen, hat Berlin schon ein fertiges Fahrradhaus. Am Nöldnerplatz hatte eine Baugemeinschaft gemeinsam ein Grundstück erworben, auf dem sie nach den Plänen der Architekten Paul Wichert und Lars Göhring Mitte des Jahres zwei radfreundliche Häuser fertigstellte.

Die beiden Projekte teilen viele Vorzüge. In Berlin hat jede Wohnung allerdings einen eigenen Balkon als Fahrradparkplatz. Das ermöglicht die Abschaffung der Stellplatzpflicht in Berlin aus den 90er-Jahren. Zusätzlich sind die Eingangstüren mit einem Transponder ausgestattet, der die Öffnung automatisch veranlasst.

Im Fahrradloft sind alle Wohnungen restlos vergeben, was nicht nur am Wohnraummangel in der Hauptstadt liegen dürfte. Auch in Malmö haben sich schon etliche Interessenten angemeldet. Es bleibt zu hoffen, dass die Erfolge dem Konzept verhelfen, Schule zu machen. Fahrradfreundiche Städte brauchen fahrradfreundlichen Wohnraum.

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