Nahverkehr Olli, der Elektrobus ohne Fahrer

In Berlin präsentierte Local Motors sein autonomes Gefährt. Es soll künftig auch in Deutschland produziert werden.

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Aus Zinnwaldit, das im Erzgebirge vorkommt, lässt sich mit dem neuen Verfahren Lithiumcarbonat gewinnen. (Copyright: TU Bergakademie Freiberg)

Kein Fahrer, keine Abgase, kein Motorenlärm. Olli ist Local Motors Antwort auf überlastete Straßen in Ballungsräumen. Der autonom fahrende Elektrobus erkennt mithilfe einer Kamera und weiterer Sensoren (Radio/Light Detection & Ranging, RADAR, LIDAR) die Straße sowie andere Verkehrsteilnehmer. Der Kleinbus absolviert entweder feste Routen oder kann per App bestellt werden.

Gedacht ist Olli für kurze Strecken im öffentlichen Nahverkehr oder auf einem Messe-, Uni- oder Flughafen-Gelände. Das Fahrzeug ist gerade mal groß genug für 12 Fahrgäste. Ihren Haltewunsch sagen sie einem Tablet-PC an der Innenwand. Hinter der Spracherkennung und den dazugehörigen Antworten steckt IBMs lernender Computer Watson.

Bei der Vorstellung in Berlin rollt Olli nicht aus der Halle des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ). Dabei ist der EUREF-Campus am Schöneberger Gasometer für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Doch der Elektrobus ist er erst am Tag zuvor aus den USA eingetroffen. „Die Zeit für Testfahrten reichte nicht aus“, sagt Wolfgang Bern, Director of Operations EMEA bei Local Motors. Da will er kein Risiko eingehen.

Elektrobus soll bald auch in Berlin produziert werden

Vertreter deutscher Verkehrsbetriebe machen sich hier ein Bild von Olli und können schon mal Platz nehmen. Wenige Tage zuvor hatte Gründer und CEO von Local Motors, John B. Rogers, bei der Einweihung der Niederlassung im National Harbor den Elektrobus vorgestellt. Der Ort in Maryland liegt direkt am Potomac River und ist nur wenige Kilometer von Washington D.C. entfernt Die Nähe zur Hauptstadt ist bewusst gewählt. Genau wie die Niederlassung in Berlin.

Sobald eine passende Fertigungsstätte in der deutschen Hauptstadt gefunden ist, wird der Elektrobus auch hier produziert. Bis dahin wird Olli in der 2.000 Quadratmeter großen Micro-Factory im National Harbor hergestellt. Etliche Bauteile stammen aus einem 3D-Drucker. Das reduziert die Produktionszeit und ermöglicht kleine Stückzahlen. Außerdem können Bauteile nach Testläufen schnell angepasst werden. „Wir leben vom Wissen der Nachbarschaft und bringen auch Leben in die Nachbarschaft“, sagt Rogers bei der Vorstellung.

Neben dem Standort in der Nähe der US-Hauptstadt betreibt Local Motors in Knoxville, Tennessee, sowie in Chandler, Arizona, Fertigungsstätten. Nummer vier baut Wolfgang Bern derzeit in Berlin auf. Schließlich entstand die Idee für Olli im Rahmen der „Urban Mobility Challenge: Berlin 2030“. Der Kolumbianer Edgar Sarmiento belegte dabei mit seinem Design für den Kleinbus den ersten Platz.

In den USA produziert Local Motors an drei Standorten seine Fahrzeuge. (Foto: Local Motors)

Das Wissen der Masse nutzt Local Motors seit seiner Gründung 2007. Local Motors nennt das Co-Creation. Rund 50.000 Menschen liefern über das Internet Anregungen und technische Vorschläge für das Auto der Zukunft. Die 130 angestellten Mitarbeiter filtern, prüfen und realisieren die Ideen. Dass es funktioniert, belegte das Unternehmen im vergangenen Jahr auf der Detroit Motor Show. Innerhalb von 44 Stunden „druckten“ sie an ihrem Stand das Elektroauto Strati und fuhren damit von der Messe.

Während der Rallye Fighter, der LM 3D und der autonom fahrende Strati aus dem Hause Local Motors wie Spaßmobile für den Strand oder die Wüstenpiste anmuten, ist Olli das erste Fahrzeug zu Transportzwecken. Der Kleinbus wird seine Alltagstauglichkeit zunächst auf den Straßen von National Harbor beweisen. Im Laufe des Jahres soll er auch in Las Vegas sowie im Großraum Miami zum Einsatz kommen. Wann Olli über die Straßen Berlins rollt, ist noch ungewiss, doch Wolfgang Bern schätzt: „Anfang 2017 sollte Olli die ersten Berliner an ihr Ziel bringen.“

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