Deutschland hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord beim Zubau von Windenergieanlagen aufgestellt: 2014 ist so viel neue Windenergie-Leistung neu errichtet worden wie noch nie innerhalb eines Jahres zuvor.
Nach einer Prognose der Deutschen Windguard aus dem niedersächsischen Varel wird es unter dem Strich einen Windenergie-Netto-Zubau an Land von knapp 3400 Megawatt in Deutschland geben. Dabei handele es sich sogar um eine eher „konservative Schätzung“, betonten die Windenergie-Experten aus Norddeutschland. Bislang wurde erst zwei Mal in Deutschland die Zubau-Marke von 3000 Megawatt überschritten. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 2002, als etwa 3250 Megawatt Windleistung installiert wurden.
Die Mittelfristprognose der deutschen Übertragungsnetzbetreiber, die auch das Repowering, also das Austauschen alter Anlagen gegen größere, leistungsfähigere Windmühlen berücksichtigt, geht sogar von einem Zubau von 3600 Megawatt aus. Der Bundesverband Windenergie rechnet laut Medienberichten mit einem Zubau bis 3700 Megawatt. Im Jahr 2014 waren es etwa 3000 Megawatt, die brutto neu installiert wurden.
Chronik der Energiewende
Der von einem Erdbeben ausgelöste Tsunami überschwemmt und zerstört in Fukushima-Daini 250 Kilometer nordöstlich von Tokio Teile des Kernkraftwerks.
Die Bundesregierung ordnet an, sieben ältere Kernkraftwerke sofort vom Netz zu nehmen, die übrigen zehn Reaktoren kommen auf den Prüfstand.
Union und FDP einigen sich auf einen kompletten Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022, die sieben älteren Meiler müssen endgültig stillgelegt werden.
Das Kabinett segnet das Atom- und Energiepaket ab und präsentiert die energie- und klimapolitischen Ziele bis 2050.
Die EU-Kommission reklamiert für sich Kompetenzen bei der Energiewende. Der Strommarkt müsse europäischer werden.
Angela Merkel fordert eine Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG): „Wenn die EEG-Umlage so weiter steigt, dann haben wir mit der Energiewende ein Problem.“
Neuer Windenergie-Rekord
Zu den wichtigsten Gründen für den neuen Ausbaurekord dürften Vorzieheffekte angesichts der Debatte um das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und um die neuen Abstandsregelungen in Bayern zählen. Durch die verschärften Regelungen des neuen EEG und der umstrittenen, restriktiven Abstandregelung 10-H speziell in Bayern haben sich Investoren noch für eine schnelle Projekt-Umsetzung entschieden.
Der Bayerische Landtag hatte im November die 10-H-Regelung beschlossen. Künftig müssen Windräder in Bayern zehnmal so weit von Wohngebieten entfernt sein, wie sie hoch sind – das sind zwei Kilometer für ein modernes Windrad.
Zudem werde der Windstrom an Land immer günstiger, sagt Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie in Berlin. „Gerade die preiswerte Windenergie an Land stabilisiert mit Vergütungen von durchschnittlich unter 7 Cent je Kilowattstunde die Strompreise.“
Egal wie hoch nun genau der Zubau ausfällt: Einen Rekord hat die vergleichsweise junge Windenergiebranche schon kurz vor Weihnachten eingesackt: Im Dezember 2014 wurde in Deutschland mit knapp neun Milliarden Kilowattstunden (kWh) so viel Windstrom wie noch nie in einem Monat produziert, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit. Die Werte basieren auf einer Auswertung der vorläufigen Daten der Strombörse.
Mit insgesamt fast neun Milliarden Kilowattstunden Windstrom konnte die bisherige Rekordmarke aus dem Dezember des Jahres 2011 (8,4 Milliarden Kilowattstunden) übertroffen werden. „Hauptgrund für den Windstrom-Rekordmonat ist die aktuelle zyklonale Wetterlage mit sehr vielen Tiefdruckgebieten“, sagte IWR-Direktor Norbert Allnoch in Münster.
Die Gesamtbilanz verbessert sich auch dank einzelner Spitzentage, wie dem 12. Dezember, an dem Sturmtief Billie weitere Rekorde aufstellt. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme schätzt, dass die an dem Tag ans deutsche Netz angeschlossene Windkraft rund 36 Gigawatt betrug. Damit habe der aus Wind erzeugte Strom rund ein Drittel der deutschen Energieversorgung gestellt.
Der neue Windenergie-Rekord könnte aber schon 2015 wieder übertroffen werden, so das IWR. Zahlreiche neue Offshore-Windparks, also Mühlenfelder in der Nord- und Ostsee, nehmen im Jahr 2015 erstmals die Produktion auf und diese erzeugen den Strom hauptsächlich in den wind- und verbrauchsstarken Wintermonaten. Bis Ende 2015 soll die installierte Gesamtleistung von Offshore-Windrädern entlang der deutschen Küsten auf 3200 Megawatt steigen.
Negativtrend bei Solaranlagen
Dagegen setzt sich der Negativtrend beim Zubau von Photovoltaik-Anlagen in Deutschland ungebremst fort. Das geht aus den jüngsten Zahlen der Bundesnetzagentur hervor. Demnach betrug der Zubau von Solaranlagen im November vergangenen Jahres nur noch 106 Megawatt und damit mehr als 50 Prozent weniger als im November 2013.
Im Zeitraum Januar bis November 2014 wurden bisher insgesamt knapp 1800 Megawatt Solarleistung installiert. Der Vergleichszeitraum des Vorjahres wies dagegen einen Zubau von mehr als 3100 Megawatt aus. Somit sind in den ersten elf Monaten des Jahres 2014 mehr als 40 Prozent weniger Photovoltaik-Leistung zugebaut worden als im Vorjahr.
Damit wird auch der im EEG festgelegte Korridor für Solar-Zubauten von 2400 bis 2600 Megawatt pro Jahr wie erwartet für 2014 deutlich verfehlt.
Trotz des geringen Zubaus verringert sich die Einspeisevergütung weiter. Die Einspeisevergütung für Strom aus Photovoltaik-Anlagen wird nach den Regelungen des EEG monatlich angepasst. Hierbei ist eine konstante Absenkung der Vergütungssätze um jeweils ein halbes Prozent vorgesehen. Bei Über- oder Unterschreitung des Zielkorridors kann sich die Einspeisevergütung jedoch weiter verringern oder auch wieder erhöhen, der sogenannte „atmende Deckel“.
Durch die Unterschreitung des Korridors wird die Einspeisevergütung im Zeitraum vom 1. Januar 2015 bis zum 1. März 2015 jeweils zum Monatsersten um weitere 0,25 Prozent sinken. Damit dürfte sich der Negativtrend beim PV-Zubau weiter fortsetzen.
Den höchsten Zubau bei Solarstrom-Anlagen konnte im Monat November der Freistaat Bayern mit rund 25 Megawatt verzeichnen. An zweiter Stelle rangiert Sachsen-Anhalt mit 15,6 Megawatt und auf Platz drei landet Baden-Württemberg mit 13 Megawatt.