Neue Shopping-App Shopkick wird es in Deutschland schwer haben

Die Smartphone-App Shopkick soll mehr Kunden in Geschäfte locken. In den USA ist das digital aufgepeppte Bonuspunkte-Modell beliebt. Doch in Deutschland wird es die App schwerer haben.

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Punktesammeln mit dem Smartphone: Bei Shopkick gibt es schon für das Betreten von Geschäften Punkte. Quelle: PR

Eine App, um sie alle zu finden, in die Läden zu treiben und dort zu binden. Mit dem Start von Shopkick schickt sich ein neuer Dienst an, den Einkauf im stationären Handel mit digitalen Elementen aufzupeppen.

Die Einkaufs-App will mit Bonuspunkten mehr Kunden in die Läden bringen. Das funktioniert etwa so: In den Geschäften wird an jedem Eingang eine kleine Box angebracht, die Signale an Smartphones sendet. Wer mit gezücktem Smartphone und geöffneter App den Laden betritt, bekommt 35 Punkte gutgeschrieben.

Das entspricht etwa 15 Cent. Weitere dieser „Kicks“ gibt es für das Einscannen von bestimmten Produkten – etwa die der Konsumgüter-Riesen Procter & Gamble und Henkel. Kunden können ihre Punkte sammeln und gegen Sonderangebote oder Prämien tauschen. Schlussendlich geht es um Kleinstrabatte, nicht anders als bei traditionellen Treue- und Payback-Karten auch.

Mit mehreren großen Ketten wie Media Markt, Saturn, Karstadt, Douglas und Obi an Bord startet Shopkick am Donnerstag in 1300 Läden. Weitere 100 sollen in den nächsten Tagen dazukommen.

In den USA ist die App bereits seit 2009 im Einsatz, hat rund eine Million aktive Nutzer pro Monat und ist nach eigenen Angaben "das weltweit umfangreichste mobile Bonussystem". Nun folgt die Expansion: Deutschland ist der erste Auslandsmarkt für Shopkick.

Start im Land der Rabatt-Sammler

Das Konzept von klingt erfolgsversprechend. Die Deutschen gelten als Sparfüchse und Punktsammler. Allein bei der beliebtesten deutschen Treuekarte, Payback, machen insgesamt rund 20 Millionen mit.

Für die Händler ist die Shopkick attraktiv, um gezielt Kunden anzusprechen. In der App können sie ihre Sonderangebote und das Sortiment platzieren. Die App kann Kunden zudem informieren, wenn sie in die Nähe von Geschäften kommen, die bestimmte Artikel führen. Da die Kosten und der Aufwand für die Unternehmen gering sind, beteiligen sich bereits jetzt gleich mehrere große Händler.

Handelsexperten predigen schon lange, dass sich die Verkäufer endlich auf die Verschmelzung von On- und Offline einstellen müssen und vor allem den Trend zum Mobil-Shopping nicht verpassen dürften. Da gelten bislang wieder die bekannten E-Commerce-Unternehmen wie Zalando als Vorreiter.

Informations- und Kaufverhalten der Deutschen

Dennoch wird es Shopkick in Deutschland schwerer haben als in den USA, schnell einen großen Stamm mit dauerhaft aktiven Kunden aufzubauen. Die Angst vor dem Datenmissbrauch ist hierzulande ausgeprägt. Auch das Bonussystem Payback ist durchaus umstritten. Verbraucherschützer kritisieren seit Jahren, dass es die Prozente nur im Gegenzug für detaillierte Kundendaten gibt und der Nutzer zum Opfer lästiger Werbung wird.

Zwar versichert App-Chef Cyriac Roeding, dass mit den Händlern keine personifizierten Kundendaten geteilt werden. Sie bekämen nur allgemeine Statistiken wie etwa die Kundenzahl oder den Anteil von Männern und Frauen zu sehen. Trotzdem werden die detaillierten Daten erst einmal erhoben.

Das ist ja gerade einer der Reiz dieser Dienste: Sie analysieren, wann Kunden was, wo und wie einkaufen und bringen den stationären Handel beim Thema Big Data auf Augenhöhe mit Onlineanbietern Amazon und Zalando.

Auch deshalb sollen ähnliche Systeme in Zukunft stark erweitert werden. Über kleine, im Laden verteilte Sender, sogenannte Beacons, lassen sich etwa Laufwege im Laden aufzeichnen und analysieren. In den USA gibt es bereits jetzt Modehändler, die mittels Shopkick messen und belohnen, wenn Kunden besonders häufig in die Umkleide gehen.

Doch beim Punkt Technik ergibt sich für Shopkick noch ein anderes Problem: Deutschland hinkt beim Bezahlen oder Einchecken mit dem Smartphone um Jahre hinterher. Techniken wie Beacons und die Nahfeldkommunikation (NFC) sind gerade im Handel noch vielfach im frühen Experimentierstadium – wenn überhaupt. Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder Banken, die die Funktionen im größeren Stil ausprobieren, liefern eher ernüchternde Zahlen im Hinblick auf den Kundenzuspruch.

Daran sind nicht nur Skepsis und Unwissenheit Schuld, sondern auch eine gewisse Bequemlichkeit vieler Kunden, sich auf neue Dienste einzulassen. Auch damit wird Shopkick zu kämpfen haben.

Zwar ist die Bedienung der App offenbar einfach, doch erfordert sie vom Kunden mehr als das bloße Vorzeigen einer Karte. Sich scannend vor Produkte stellen, ist bislang wohl eher etwas für wirklich überzeugte Schnäppchenjäger als für die breite Masse.

Mit Material von dpa

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