Absatzsprünge Romantik rettet das Vorhängeschloss

Sie hängen an Brücken, Zäunen, und Geländern: Weltweit schwören sich Paare mit einem Liebesschloss die Treue. Und das freut die Branche: Ohne diesen Trend wäre das Vorhängeschloss längst ausgestorben.

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So sehen die neuen "Love Locks" der Hersteller aus
Nach Schätzungen hängen über 150.000 Liebesschlösser in allen Formen und Farben an der Hohenzollernbrücke in Köln. Ein striktes Verbot wie in Berlin lehnte die Stadt ab - dafür gilt die Brücke am Kölner Hauptbahnhof mittlerweile zu sehr als Touristenmagnet. Quelle: dpa
Auch an der Hamburger Binnenalster werden die Schlösser als ewiger Liebesschwur an die Lombardsbrücke angebracht. Die genaue Herkunft des romantischen ist bis heute nicht geklärt. Ausgangspunkt soll Italien sein. Es wird vermutet, dass Absolventen in Florenz die Vorhängeschlösser ihrer Spinde zur Feier ihrer Ausbildung an einem Gitter befestigt haben. Verliebte in Rom sollen den Brauch dann nachgeahmt haben. Quelle: dpa
Heute hängen Verliebte in der ganzen Welt ein Schloss auf, um ewige Verbundenheit auszudrücken - wie hier in Hannover an einer Brücke im Park hinter dem Neuen Rathaus. Quelle: dpa
Hersteller wie Abus und Burg-Wächter freuen sich, hätte das robuste Vorhängeschloss doch ohne den Liebesbrauch längst ausgedient. Jetzt heißt es, kreativ sein. Die neue Produktionslinie von Abus "Love Locks" gibt es in mehreren Varianten zu kaufen. Quelle: Abus
Und auch Konkurrent Burg-Wächter hinkt nicht hinterher. Schlösser mit Gravur gibt es im Internet für rund 20 Euro. Quelle: Burg-Wächter

Das geritzte Herz in der Baumrinde ist out: Romantische Pärchen in aller Welt von Köln über Paris und Rom bis nach Moskau setzen auf die Liebesschlösser. Ob in Farbe, mit Foto oder Gravur – die Hersteller haben den Trend längst für sich entdeckt und bieten immer neue Variationen der Vorhängeschlösser an. Sie retten sogar das Geschäft, denn immer mehr moderne Schließsysteme verdrängen das klassische Vorhängeschloss an Türen und Toren.

Ob Gartenhaus oder Schwimmbad-Spind: Neue Schließtechniken mit Chips oder Geldmünzen lassen das Bügelschloss alt aussehen. „Klassische Bereiche wie der Bergbau mit seinen vielen Spinden sind ebenfalls weggebrochen - das alles findet heute seine Kompensation im Trend der Liebesschlösser“, bestätigt Jorga Burri-Grisloff vom deutschen Schlösser-Marktführer Abus. Genaue Angaben zum Anteil der Liebesschlösser am Geschäft macht er aber nicht.  

Das traditionsreiche Familienunternehmen hat eine neue Produktlinie Liebesschlösser aus Titalium auf den Markt gebracht. Es ist ein auf Aluminium basierendes Material, das leichter ist als das gute alte Messingschloss - aber ähnlich robust.

"Riesenzuwächse" bei den Traditionsunternehmen

Beim Konkurrenten Burg-Wächter, mit dem sich Abus den deutschen Markt der Vorhängeschlösser weitgehend teilt, spürt man einen ähnlichen Trend. „Wir haben von diesen Schlössern bereits doppelt so viel wie vergangenes Jahr verkauft“, sagt Vertriebschef Detlef Schmale. Burg-Wächter ist bereits seit Anfang 2011 mit speziellen Liebesschlössern auf dem Markt, die auch ins Ausland exportiert werden. „Es ist ein Gag, der das Sortiment aufhellt“, sagt Schmale, und spricht von „Riesenzuwächsen“. Konkrete Zahlen nennt aber auch dieses Traditionsunternehmen nicht.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden 2009 in Deutschland 1,8 Millionen Vorhängeschlösser mit einem Wert von 13,3 Millionen Euro produziert. 2012 waren es gerade noch 1,5 Millionen Stück für 10,5 Millionen Euro. Liebesschlösser werden allerdings hier noch nicht dazugezählt.

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