Buchstäblich die Lichter ausgehen dürften in den kommenden Jahren in Osram-Werken wie in Augsburg. In der 1922 eröffneten Fabrik für Leuchtstoffröhren arbeiteten vor acht Jahren noch 2000 Leute. Heute sind es noch gut 1000. Die Fertigung der Röhren wird sukzessive zurückgefahren.
Auch mögliche industrielle Investoren, etwa asiatische Hersteller von elektrischen Massenartikeln wie Schalter und Steckdosen, dürften den Untergang vermutlich nur hinauszögern. Durch die Allianz mit den Deutschen bekämen sie mit einem Schlag Zugang zum Vertrieb von Osram hierzulande, zu Baumarktketten und großen Geschäftskunden.
Durch Synergien beim Einkauf im klassischen Osram-Geschäft ließen sich für die Asiaten Kosten sparen. Dass sie aber weiter stark in Deutschland produzieren, ist unwahrscheinlich.
Was das Sparprogramm „Push II“ bringen soll
Im angekündigten Sparprogramm „Push II“ sollen weltweit 7.800 Stellen abgebaut werden, rund 1.700 entfallen auf die deutschen Werke. Im laufenden „Push“-Programm sollen bereits 8.700 Mitarbeiter weltweit entlassen werden, 1.450 davon in Deutschland. Nach den beiden Sparprogrammen wird Osram dann nur noch etwa 20.000 Mitarbeiter haben – statt derzeit rund 35.000.
Zwischen 2015 und 2017 will Osram-Chef Dehen sieben Werke schließen. Bis Jahresende 2014 sollen bereits elf der über 40 Werke zugesperrt werden.
Wenn das Sparprogramm „Push“ Ende 2014 ausläuft, soll direkt die erste Phase von „Push II“ anlaufen. Das zweite Sparprogramm ist bis 2017 angesetzt.
Die angepeilte Summe von „Push“ sind 1,2 Milliarden Euro. Bei „Push II“ will Osram-Chef Dehen rund 260 Millionen Euro einsparen.
Berliens geplanter Befreiungsschlag könnte die jahrelange Misere des Münchner Konzerns beenden. Insgesamt elf der weltweit 44 Werke hat Osram in den vergangenen Jahren bereits geschlossen. Im Rahmen des Restrukturierungsprogramms „Push“ hat das Unternehmen in einer ersten Runde 8700 Arbeitsplätze und dann noch einmal 1700 Stellen gestrichen.
Die gravierenden Probleme resultieren auch aus der falschen Markteinschätzung von Berliens Vorgänger Wolfgang Dehen. Denn das Geschäft mit traditionellen Lampen schrumpft nicht graduell, wie Dehen immer annahm, sondern stürzt regelrecht ab. Das erfordert einen entschlossenen Schritt, so wie Berlien ihn jetzt unternimmt.
Die Hoffnung auf ein gutes Ende für Osram nährt Aufsichtsratschef Peter Bauer. Der hat mit dem Münchner Halbleiterhersteller Infineon schon einmal einen Milliardenkonzern gerettet, indem er ihn zu einem schmerzhaften Umbruch zwang.
Der einstige Speicherchipproduzent war vor über zehn Jahren zum Sanierungsfall geworden, weil er Chips für den Massenmarkt herstellte. Bauer als damaliger Chef baute Infineon zu einem Anbieter von Spezialchips um, der heute zu den Besten der Branche gehört.
Insofern sind Osram und Berlien in den richtigen Händen.