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Luftfahrt Vom Flughafen zur digitalen Airport-Erlebniswelt

Digitale Anzeigetafel: Flughäfen müssen sich untereinander besser vernetzen. Quelle: dpa

Das Smartphone bucht nicht nur Flugtickets, es navigiert auch durch den Flughafen. Airlines und Betreiber versprechen sich und ihren Kunden viel von der Digitalisierung. Doch das will strategisch angegangen sein.

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Zu Beginn der Luftfahrt war ein Flughafen kaum mehr als Start- und Landeplatz. Heute ist er ein Ort, an dem sich Menschen länger aufhalten, umsteigen, Designermode kaufen, Restaurants besuchen, oder sich in elegant bestuhlten Lounges von der anstrengenden Reise erholen. Digitale Helferlein treiben die Metamorphose von der betongrauen Abfertigungshalle zum modernen Erlebnis-Drehkreuz noch weiter voran.

Bereits vor 20 Jahren hatte Lufthansa als eine der ersten Airlines eine Digitalstrategie auf den Weg gebracht. Heute bucht jeder Achte seinen Flug per App, jeder Zehnte checkt mobil am Flughafen ein. Das hat der Digitalverband Bitkom diesen Sommer herausgefunden. Die Marktforscher befragten knapp 1.000 Flugreisende zu ihren Gewohnheiten und Bedürfnissen rund um das Fliegen.

Diese Ausgabe des Digital Transformation Reviews beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Digital Transformation auf die Unternehmensstrategie – mit Gastbeiträgen von VISA, General Electric und Telstra.

Die Zahlen offenbaren, dass die Digitalisierung der Luftfahrt noch lange nicht am Anschlag ist. „Um die Digitale Transformation erfolgreich zu gestalten, müssen die Unternehmen den Wandel strategisch angehen“, beurteilt Bitcom-Chef Bernhard Rohleder seine Studienergebnisse.

Ein Schlüsselaspekt könnte eine bessere Vernetzung der Flughäfen untereinander sein. Die Airports in München, Hamburg und Düsseldorf machen das bereits mit einer flughafenübergreifenden App vor. Passngr ist einer Art Navigationssystem, das Passagiere durch den Flughafen lotst. „Die Kunden wollen nicht nur reine Informationen in einer App, sondern auch eine spielerische Komponente“, sagt Manfred Zötl, Chef des Passngr-Betreibers InfoGate. Passngr zeigt An- und Abflugzeiten an, reserviert Parkplätze und bietet Shopping-Gutscheine an. „Die Idee zu der App ist entstanden, weil wir den Aufenthalt am Flughafen so angenehm wie möglich machen wollen. Mittelfristig wollen wir das Angebot auf noch mehr teilnehmende Flughäfen erweitern“, sagt Zötl.

Was Passagiere am Flughafen am meisten stört

Wo geht’s lang für den Passagier?

Doch Flughäfen stehen heute mehr denn je in einem großen Wettbewerb zueinander. Das gilt auch für eines der größten Drehkreuze der Welt, den Frankfurter Flughafen. Rund 60 Millionen Fluggäste sind hier im Jahr 2014 gestartet und gelandet. Davon steigt mehr als die Hälfte von einem Flugzeug in ein anderes um. Deshalb messen Sensoren auf dem Gelände minutengenau wo Passagiere lange warten müssen, sodass das Personal schnell auf Engpässe reagieren kann. „Da ist die Möglichkeit einer Prognostik mittels Passagierflussanalyse eine große Erleichterung, um rechtzeitig Maßnahmen zu treffen“, sagt die Innovations-Chefin des Flughafenbetreibers Fraport, Kerstin Bitterer.

Besonders zu Stoßzeiten hilft die Passagierflussanalyse dabei, dass keine Staus oder lange Wartezeiten am Schalter oder an Kontrollpunkten entstehen – besonders am Morgen, wenn in Frankfurt innerhalb kurzer Zeit Langstreckenmaschinen mit mehreren tausend Passagieren landen und auch wieder abfliegen. Ein Computersystem wird laufend mit den Passagierzahlen, Start- und Landezeiten sowie anderen wichtigen Daten gefüttert. Videokameras helfen bei der Analyse. Alle fünf Minuten gibt das Computerprogramm eine Prognose heraus, welche Stellen in nächster Zeit stark frequentiert werden. Darauf kann die dynamische Beschilderung am Flughafen reagieren und lenkt neu ankommende Passagiere einfach an den neuralgischen Punkten vorbei, sodass kein Stau entsteht oder sich dieser schnell wieder auflösen kann. Die Fluggäste bekommen davon gar nichts mit. Sie folgen den digitalen Schildern zum Schalter, zum Gate oder zum nächsten WC.

Fracht digital planen

Neben den Fluggästen kommen in Frankfurt jedes Jahr 2,2 Millionen Tonnen Fracht zusammen. Logistik-Spezialist Fraport setzt auch an diesen Schnittstellen digitale Technik ein. Mussten LKW-Fahrer noch vor einigen Jahren stundenlang auf das Entladen warten, weil Fracht- und Zolldokumente aufwändig erstellt und geprüft werden mussten, können sie jetzt ihre Route und freie Ladestationen mit dem Tablet planen und buchen sowie jederzeit den Status ihrer Frachtstücke abfragen. Nach diesem Vorbild will Innovationschefin Bitterer auf lange Sicht noch mehr Komfort für die Fluggäste schaffen. „Parkplatzsuche, Koffer schleppen, Check-In-Schlangen, Warten bei der Sicherheitskontrolle, all das ließe sich auf einen kleinen glatten Spaziergang dezimieren durch digitale Vorarbeit.“

Seit diesem Jahr sorgen digitale Fingerabdrücke am Flughafen Bremen für eine lückenlose Überwachung der Luftfracht. In den letzten drei Jahren hatte sich das Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen mit anderen Forschungspartnern dem Projekt „Enhanced Security for Logistics“ (ESecLog) gewidmet. Dabei erhält jedes Frachtstück eine Identifikationsnummer auf einem speziellen RFID-Transponder, über den sich die Eckdaten der Fracht jederzeit abrufen lassen. Der Transponder mit Siegelfunktion sitzt unauffällig an einem schlichten Aufkleber in Kombination mit einem dünnen Draht. Wird ein Paket unbefugt geöffnet, speichert er diesen Vorgang. Röntgen- und Lichtsensoren im Packstück zeichnen zusätzlich eine dreidimensionale Landkarte des Paketinhalts. Ändert sich dieses Bild, reagieren Informationssysteme am Flughafen darauf. Ähnliche Transponder könnten in Zukunft auch bei der Abfertigung von Gepäckstücken eingesetzt werden.

Immer weniger Emissionen

Die Kombination aus Apps, Software und Sensoren macht die Luftfahrt nicht nur komfortabler und flexibler, sondern sorgt auch für geringere Emissionswerte. Flugzeugbauer und Triebwerkshersteller arbeiten immer weiter an leichteren und widerstandsfähigen Materialien um Treibstoff zu sparen, nutzen 3D-Druckverfahen bei der Herstellung von Ersatzteilen und feilen an der Aerodynamik. Mit Erfolg: In den letzten 35 Jahren sind Lärm und Emissionen pro Passagier und Kilometer um etwa drei Viertel zurückgegangen, meldet ein Forschungsteam von Boeing Digital Aviation. Sensoren am Flugzeug können Abgaswerte oder Verschleißzeiten berechnen, sodass sich die Wartung besser planen lässt und sich Ausfälle oder Verspätungen auf ein Minimum reduzieren lassen, denn wie das Forbes-Magazin herausfand, müssen Airlines rund um den Globus innerhalb eines Monats mehr als 30.000 Flüge streichen und fliegen 520.000 Verspätungen ein.

Die Digitalisierung läuft auf Hochtouren. Wie sich Unternehmen aufstellen, welche Projekte in diesem Jahr im Vordergrund stehen und wie viel Geld in IT investiert wird, lesen Sie in der neuen IT-Trends-Studie.

Ähnlich viel Potenzial bringen auch automatisierte Abläufe an der Rampe. Das Unternehmen Thyssenkrupp hat mit dem Smart-Docking Assist eine radargesteuerte Andockstation entwickelt, die Abstände mit Hilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz selbstständig berechnen kann. „Einparkhilfen im Auto optimieren bereits heute die Sicherheit. Wir übernehmen dieses Konzept für die Flughafenindustrie, minimieren Bedienfehler, sichern einen reibungslosen Betrieb und erhöhen die Sicherheit", sagt Javier Sesma, Geschäftsführer des Thyssenkrupp Elevator Innovationszentrums, das die neue Technologie für die Bodenabfertigung entwickelt hat.

Datenschutz ist gefordert

Einen enorm wichtigen Aspekt dürfen Airlines und Flughafenbetreiber in der digitalen Welt allerdings nicht vergessen. Wo Maschinen am Werk sind und Daten gesammelt und ausgewertet werden, steigen auch die Anforderungen an den Datenschutz und das Risiko vor Hacker-Angriffen. „Cyber-Attacken könnten klassische Flugzeugentführungen ablösen und zur Waffe der Wahl für Angriffe auf die Luftfahrtbranche werden“, heißt es in einer Studie zu den größten Risiken in der Luftfahrt, die zuletzt Ende 2014 vom Luftfahrtversicherer Allianz Global Corporate & Specialty SE vorgelegt worden war. Die Experten stufen das Risiko vor Cyber-Angriffen in der Luftfahrtindustrie mit steigender Tendenz ein.

Doch nicht nur die Gefahr einer digitalen Cockpit-Übernahme wächst. Auch unsere persönlichen Daten sind für Angreifer interessant. Bei der Flugbuchung geben wir unsere Kontoverbindung preis, bei der Parkplatzreservierung unser Autokennzeichen, Smartphones kennen unsere Vorlieben und spätestens, wenn die Stewardess der Zukunft mit Hilfe einer Virual-Reality-Brille weiß, welchen Wein ihr Stammgast auf seinen Flügen am liebsten bestellt, sobald sie ihn ansieht, haben Fluggesellschaften eine riesige Verantwortung ihren Kunden gegenüber, die sie im digitalen Wandel auf keinen Fall vernachlässigen dürfen.

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