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Handel Das Ende der Papierflut

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Viele Start-ups setzen auf E-Bons

Für Rewe hat das den Vorteil, dass das Unternehmen auf diese Weise Kundendaten gewinnt. Der Käufer wiederum kann seine Belege über sein Konto chronologisch geordnet aufrufen, kein Bon geht verloren.
Der Nachteil: Rewe erreicht mit dieser Lösung nur einen Bruchteil der Kunden.

Denn bei Weitem nicht alle haben eine Payback-Karte. Und viele sind aus Datenschutzgründen nicht bereit, dem Händler ihre E-Mail-Adresse zu geben. Und all den Kunden, die nicht an diesem System teilnehmen, muss Rewe weiterhin einen Bon aus Papier ausdrucken.

Genau da setzen einige Start-ups wie Simply POS an, die E-Bon-Lösungen für den Handel anbieten. Bei deren Technologie müssen die Kunden keine Daten preisgeben. Es reicht in der Regel, den QR-Code mit der Handykamera abzufotografieren.

Ein ähnliches Verfahren bietet der TV-Koch und Unternehmer Ludwig Heer. „Wir wollten mit großer Absicht eine Lösung schaffen, bei der kein Kunde zu einer App gezwungen wird“, sagt der Gastronom. Stattdessen stellt er mit seinem Unternehmen Greenbill dem Händler ein Gerät zur Verfügung, das sich für das Kassensystem als virtueller Drucker ausgibt.

Statt des Papiers wird dann ein QR-Code ausgegeben – oder auf Wunsch des Kunden eine Quittung per E-Mail. „Gerade hat uns die Belegpflicht sehr in die Karten gespielt“, sagt Heer, der die Lösung bereits vor knapp zwei Jahren zu entwickeln begann. „Deshalb bekommen wir sehr viele Anfragen.“

Für Händler und Gastronomiebetriebe gibt es eine große Vielfalt an technischen Möglichkeiten, den Ausdruck von Papierbons zu vermeiden. Quelle: A&G

Andere Start-ups setzen ganz bewusst auf Apps, weil sie so dem Händler wie dem Kunden noch weitere Zusatzanwendungen bieten können. Die Gründer von Epap aus Hannover beispielsweise stellen die App und ihre Funktionen in den Vordergrund. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die App als Kernprodukt“, erklärt Sebastian Berger, Datenspezialist bei dem Unternehmen „Wir wollen dem Nutzer viele Mehrwerte bieten, etwa über die Auswertungsfunktion oder das digitale Haushaltsbuch.“ Dieses werte durch den Zugriff auf die Kassenbons das Kaufverhalten aus.

Eine ähnliche Ausgabenübersicht erstellt auch die in Regensburg programmierte App Anybill. Anders als bei einigen Wettbewerbern soll Anybill künftig nicht nur als digitales Protokoll dienen, sondern den Entwicklern zufolge ebenso als Zahlungsmittel fungieren.

Auch Naomi Jaguttis, Gründerin des Böblinger Start-ups Bill.Less, bezeichnet eine App-Lösung als naheliegend. „Das Erste, woran wir denken, ist eine App – einfach, weil die immer auf dem Smartphone dabei ist. Es ist die einfachste Lösung.“ Bill.Less baut darauf, dass die App Kunden und stationäre Händler aneinanderbindet. So könne der Verkäufer dem Endverbraucher Vorteile, etwa spezielle Rabatte anbieten, die nur über die Bill.Less-App laufen.

Ähnliche Wege zur Kundenbindung strebt das Start-up Wunderbon aus Düsseldorf an, das sich nicht nur als Partner für große Ketten, sondern ausdrücklich auch für kleine Mittelständler mit wenigen Filialen sieht. „Standardmäßig werden alle Nutzerdaten pseudonymisiert mit unseren Partnern geteilt“, betont Gründer Tobias Holz. So will er den Datenschutzbedenken gleich vorbeugen. Der Kunde könne darüber hinaus jedoch aktiv wählen, ob er die so ermöglichten personalisierten Angebote wünscht oder eben seine Daten dem Händler gar nicht erst mitteilt.

Große Vielfalt an technischen Möglichkeiten

Eine Weitergabe von Daten an Dritte ist bei der Kassenbon-App Admin dagegen kategorisch ausgeschlossen. „Admin ist einfach eine Plattform für Menschen, die digitale Kassenzettel brauchen – mehr nicht“, sagt Amir Karimi, Geschäftsführer des Unternehmens A&G, das Admin entwickelt hat. Schnörkellos sei seine App. „Kassenzettel digital bekommen, so einfach wie möglich, so schnell wie möglich“, sei die Devise.

Selfapy bietet Menschen mit psychischen Beschwerden und Problemen Online-Therapien an. Unkompliziert und rasch will das Start-up helfen und Wartezeiten überbrücken. Nun auch mit einem kostenfreien Corona-Kursus.

Für Händler und Gastronomiebetriebe gibt es so eine große Vielfalt an technischen Möglichkeiten, den Ausdruck von Papierbons zu vermeiden. Und für viele kleinere Unternehmen ist der elektronische Bon ein erster Einstieg in die digitale Welt, dem weitere Schritte folgen dürften. Die Bonpflicht, eigentlich nur als Instrument für die Vermeidung von Steuerhinterziehung gedacht, könnte damit zur Initialzündung für Innovation im Handel werden.

Die Kehrseite: Der Markt für digitale Quittungen steuert mit seiner großen Zahl von Anbietern auf einen Archipel untereinander inkompatibler Apps und Insellösungen zu.

Kunden gefällt das Studien zufolge gar nicht. So hat eine Umfrage des Handelsforschungsinstituts IFH ergeben, dass die Verbraucher im Schnitt weniger als zwei verschiedene Händler-Apps für das Onlineshopping nutzen. „Kunden möchten weder das Portemonnaie voller Kundenkarten, noch zahlreiche unterschiedliche Shopping-Apps auf ihrem Handy“, sagt Eva Stüber vom IFH. Eine Erkenntnis, die wohl analog für E-Bon-Apps gelten dürfte.

Für Händler heißt das: E-Bon-Lösungen sollten für den Kunden so simpel wie möglich sein. Denn sonst lässt er sich doch wieder einen Papierbon ausdrucken – und lässt ihn dann im Geschäft liegen.

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