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DIGITAL2018-Speaker vorgestellt Erweitere deine Sinne – werde ein Cyborg!

Der 34-jährige Brite gilt als erster offiziell anerkannter Cyborg.

Farben hören, die Uhrzeit fühlen: Neil Harbisson nimmt dank implantierter Technik die Welt auf eine Weise wahr, die dem Menschen normalerweise verschlossen bleibt. Warum wir es ihm gleichtun sollten, erzählt er bei der DIGITAL2018.

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Was hat er da auf dem Kopf? Das fragen sich viele Menschen, die Neil Harbisson zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Ist es eine Leseleuchte? Oder eine Action-Kamera? Vielleicht eine extravagante Freisprecheinrichtung fürs Telefon? Alles falsch: Die Antenne, die aus dem Kopf des britischen Künstlers ragt, ist ein elektronisches Auge. Also doch ein technisches Gerät – für Harbisson aber so viel mehr als das. Die Antenne ist ein eigenes Körperteil.

Chris Boos ist CEO, Berater, Investor und Visionär. Schon vor der Dotcom-Blase forscht er zu künstlicher Intelligenz. Heute ist er ein gefragter KI-Experte – und spricht auf der Bühne der DIGITAL2018.

Der Aktivist und Vortragsreisende kam 1984 mit Achromatopsie zur Welt, einer seltenen Form der Farbenblindheit. Harbisson sieht alles in Graustufen. Im Alter von 20 Jahren ließ er sich besagte Antenne in den Hinterkopf implantieren. Sie wandelt die Frequenz der Farben in Schallwellen um und leitet die Töne an Harbissons Gehör weiter. Seitdem kann er Farben buchstäblich hören.

„Am Anfang musste ich mir die Namen jeder Farbe und die Töne einprägen“, erzählt Harbisson. „Schließlich wurden all diese Informationen zu einer Wahrnehmung, und mit der Zeit zu einem Gefühl. Ich begann in Farben zu träumen: Nicht das Gerät, sondern mein Gehirn produzierte die elektronischen Geräusche.“ Er spürte, dass die Antenne nicht mehr länger ein Apparat war, sondern ein Teil seines Körpers. „Ab da“, sagt Harbisson, „fühlte ich mich als Cyborg.“

Erfahren Sie mehr über die Themen in dieser Rubrik und das Großevent DIGITAL2018.

Ein Cyborg, so die Definition, ist ein Mischwesen: Ein Mensch, dem Technik Fähigkeiten verleiht, die er nicht von Natur aus besitzt. Anhänger des Transhumanismus streben danach, ihre Wahrnehmung der Realität mit künstlichen Sinnen zu erweitern. „Trans-Spezies“ nennt Harbisson den durch Technologie modifizieren Menschen und sich selbst. „Die Definition Mensch charakterisiert mich nicht mehr als Ganzes, denn der Mensch hat keine Antenne.“ Mit seinem „eyeborg“ kann der Künstler auch für das menschliche Auge unsichtbare Farben wie Infrarot und Ultraviolett wahrnehmen. Neuestes Projekt ist ein künstliches Sinnesorgan, mit der Harbisson die Uhrzeit mittels Wärmeimpulsen im Schädelknochen fühlen will.

Neue Organe, zusätzliche Sinne – das alles wird schon bald völlig normal sein, meint Harbisson und ermutigt alle, dieses Experiment selbst zu wagen. 2010 gründete er die Cyborg Foundation, die Menschen hilft, sich mittels Technik selbst zu verbessern. Angst, dass aus empfindsamen Wesen seelenlose Maschinen werden, muss niemand haben. Im Gegenteil, die Verschmelzung mit der Technik mache uns nur noch menschlicher: „Ein Cyborg zu werden, verbindet dich mit der Natur. Wir werden die Natur und andere Lebewesen in einer Art wahrnehmen, wie wir es noch nie getan haben.“

Auf der DIGITAL2018 wird Harbisson zum Thema „Merging with Technology“ sprechen.

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