Dresscode „Kreuzberg“? Alles, was Sie über Dresscodes wissen müssen

Ein gelungenes Beispiel für Smart Casual. Quelle: Getty Images

Es muss gar nicht „Kreuzberg“ sein. Bereits die Anforderung „Smart Casual“ oder „Black Tie“ sorgen bei Einladungen für Unsicherheit. So entschlüsseln Sie Dresscodes bei Veranstaltungen.

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Wer bei „Come As You Are“ nur an Nirvana denkt, hat vielleicht ein Problem. Auch dieser scheinbar so simple „Kommen Sie, wie Sie sind“-Kleiderwunsch für berufliche Veranstaltungen macht dem Begriff „Dresscode„ alle Ehre. Der erfordert oft einiges Dechiffrieren, wenn es an die Wahl des passenden Outfits geht. Bei Events im Geschäftsleben kommt es ganz besonders darauf an, nicht unangenehm aufzufallen und bestenfalls mit der Kleidung zu punkten. Was ist noch Smart Casual, was schon Smart Business, muss die Krawatte bei Black Tie wirklich schwarz sein und was zum Teufel bedeutet der Dresscode „Kreuzberg“?

Konferenzen, After-Work-Umtrunk, Unternehmensfeiern, Produktpräsentationen, Preisverleihungen, festliches Abendessen mit ausländischen Kunden: Im Berufsleben gibt es viele Gelegenheiten, zu denen ein spezieller Dresscode gewünscht wird. Er sorgt nicht nur dafür, dass die Gäste optisch harmonieren. „Der Dresscode visualisiert den Stellenwert einer Veranstaltung“, erklärt Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft. Das bedeute im Umkehrschluss ebenfalls: „Der Hinweis auf einen Dresscode vermittelt dem Gast einen Eindruck, welche Art von Veranstaltung er erwarten kann.“

Dresscodes verstehen

Beim Dresscode „Kreuzberg“, der kürzlich kommentarlos auf Einladungen für die Verleihung des Axel-Springer-Preises für junge Journalisten prangte, muss aber selbst die zertifizierte Trainerin für Business-Etikette passen. „Der sogenannte Dresscode Kreuzberg ist vermutlich eine Art, sich lässig im Stil der Berlin-Kreuzberger Kiezbewohner zu kleiden. Um herauszufinden wie das aussieht, müsste man mal dort vorbeischauen“, meint Kaiser.

Es geht auch einfacher, aber dazu später mehr. Zunächst einmal verdeutlicht der unorthodoxe Dresscode, wie sich Etikette wandelt und wie individuell unterschiedlich sie von Gastgebern ausgelegt werden kann. Das erschwert die korrekte Kleidung für offizielle Anlässe.

Smart Casual

Smart Business

Business Casual (Smart Casual im Job)

Business

Daneben gibt es eine Fülle weiterer Dresscodes. „Der große Knigge“ definiert sie wie folgt.

Smart Business

Private Casual

Come As You Are

So weit, so gut. Aber was tut man, wenn sich die Einladung zum Dresscode ausschweigt?

Fehlt auf der Einladung der Hinweis zur gewünschten Kleidung, ist es laut Knigge-Expertin Kaiser legitim, beim Veranstalter nachzufragen. „Anhaltspunkte sind oft auch der Zeitpunkt (abends oder tagsüber) und die Location (Festsaal im Fünf-Sterne-Hotel oder Eventlocation im Industrieviertel)“, rät sie. „Auch der Gastgeber selbst ist mit seinem persönlichen Stil ein Hinweis darauf, wie er feiert.“ Altenstrasser rät im Zweifel, lieber etwas zu formell als zu locker gekleidet zu sein: „Meistens ist Smart Casual korrekt. Bei formelleren Anlässen aber im Zweifelsfall Business.“

Dresscodes sind wie die Mode allgemein einem ständigen Wandel unterworfen. Der bewegt sich seit Jahrzehnten in Richtung lässig. Kritiker sprechen eher von nachlässiger. Waren Jeans vor einigen Jahrzehnten in feineren Zirkeln tabu, sind sie längst gesellschaftsfähig geworden. Altenstrasser beschreibt die Entwicklung bei Business-Dresscodes denn auch als „definitiv legerer“. „Krawatte ist mittlerweile fast verpönt. Nur sehr formelle Branchen (Banking, Versicherungen) sind noch formell“, sagt der Leiter des Vok Dams Instituts für Live-Marketing.

Knigge-Expertin Kaiser sieht das etwas anders. Sie beobachtet „insbesondere bei der jungen Generation (18- bis 35-Jährige) eine neue Freude am 'sich schick machen'. Das beginnt bei den Abifeiern, die in aufwändiger Abendgarderobe absolviert werden und geht weiter zu Bällen und Galaveranstaltungen im Vereins- und Kulturbereich“, berichtet sie. „Man sucht oder schafft sich Anlässe, um wieder festlichere, formeller Kleidung tragen zu dürfen.“

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