Gehalt So wird man als Beamter zum Spitzenverdiener

Auch als Beamter kann man gut verdienen, wenn man es richtig anstellt. Quelle: dpa

Spitzengehälter sind im öffentlichen Dienst die Ausnahme. Aber der Direkteinstieg in hohe Besoldungsgruppen kann gelingen. Wenngleich diese Eingruppierung auch Nachteile hat.

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Gutes Gehalt und bis zum Lebensende finanziell abgesichert – diese Pluspunkte verhelfen dem öffentlichen Dienst in der aktuellen Krise zu einem seltenen Boom. Die Jobs bei Ämtern und Behörden sind begehrt, auch bei Hochschulabsolventen. Wer sich jedoch genauer mit den Besoldungsgruppen und den dazugehörigen Berufsbildern auseinandersetzt, bemerkt: Spitzenverdiener sind unter den Beamten die Ausnahme.

Viele junge Menschen schreckt zudem die Vorstellung ab, sich erst mühselig bis zum Wunschgehalt emporarbeiten zu müssen. Das gilt vor allem für die begehrten Ingenieure, Naturwissenschaftler und Informatiker. Aber selbst für sie macht die aktuelle Entlassungswelle bei Techkonzernen einen sicheren Job beim Staat attraktiver.

Wie viel also lässt sich jenseits von Bundeswehr und Politik wirklich im Staatsdienst verdienen?

So viel verdienen Beamte wirklich

Beim Durchschnittsgehalt von Beamten setzt zunächst einmal Ernüchterung ein. Es beläuft sich in Vollzeit aktuell auf 3972 Euro brutto pro Monat, wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums (BMI) erklärt. Wer mindestens 50 Prozent mehr verdienen will, gehört bereits zu einer Elite. Nur acht Prozent aller Beamten im Bundesdienst (inklusive Bundespolizei und Zoll) kommen seinen Angaben zufolge auf Grundbezüge von mehr als 6000 Euro. Jetzt die gute Nachricht für Hochschulabsolventen: Sie gehören bereits bei der Einstellung häufig zu diesen Spitzenverdienern. Und nach oben sind laut Ministeriumssprecher keine Grenzen gesetzt.

Bewerber mit Staatsexamen oder einem Masterabschluss steigen meist in der Besoldungsgruppe A 13 in den höheren Dienst ein, der höchsten Laufbahn im öffentlichen Dienst. Die Grundbezüge im Bund begannen hier zuletzt bei 4592 Euro. Bewerber können innerhalb dieser Gruppe aber deutlich mehr verdienen. Die A-Besoldungsgruppen sind in jeweils acht Stufen unterteilt. Abhängig von der vorherigen Berufserfahrung starten neue Beamte auf einem höheren Gehaltsniveau. In A 13 sind auf Stufe acht maximal 5904 Euro monatlich möglich.

Insbesondere für die gefragten MINT-Absolventen ist mit dem Grundgehalt das letzte Wort ohnehin noch nicht gesprochen. Neben den üblichen Zuschlägen für Familie oder Überstunden wird hochqualifizierten Bewerbern häufig die sogenannte Personalgewinnungsprämie angeboten. Mit ihr will der Staat im Konkurrenzkampf gegen Privatunternehmen punkten. Diese Prämie belaufe sich auf bis zu 30 Prozent des Grundgehalts, erklärt Friedhelm Schäfer, Zweiter Vorsitzender des DBB Beamtenbund und Tarifunion. Sie werde für höchstens 48 Monate gewährt, könne aber zweimal wiederholt werden. Außerdem winken hochqualifizierten Einsteigern weitere Extrazahlungen für gute Arbeit. Dazu gehört eine einmalige Leistungsprämie. Sie bewegt sich auf Höhe des jeweiligen Grundgehalts beim Einstieg in den öffentlichen Dienst.

Die meisten Beamten werden nach Besoldungsordnung A bezahlt. Die Gehaltsobergrenze ist hier in Gruppe A 16 mit 6468 bis 8078 Euro erreicht. Zu diesen Spitzenämtern gehören Leiter von Referaten oder Gruppen in großen oberen Bundesbehörden. Generell kann laut dem Ministeriumssprecher jeder Beamte des höheren Dienstes die Besoldungsgruppe A 16 erreichen. Voraussetzung sei lediglich die erfolgreiche Bewerbung auf einen solchen Posten und eine Bewährungszeit von sechs bis zwölf Monaten.

Wo B besser als A ist

Wer aber zu den absoluten Spitzenverdienern unter den Beamten zählen will, muss den Sprung in die Besoldungsordnung B schaffen. Sie deckt die Spitzenposten im öffentlichen Dienst ab. Die Grundbezüge beginnen bei 7251 Euro und reichen in Besoldungsgruppe 11 bis 15.075 Euro. Das Spitzengehalt in B 11 liegt also fast doppelt so hoch wie das in A 16. Laut Ministeriumssprecher besteht keine Schranke zwischen Ämtern des höheren Dienstes der Besoldungsordnungen A und B. Bei entsprechender Qualifikation sei sogar der direkte Einstieg in diese Beamtenelite möglich. So komme es in der Praxis durchaus vor, dass ein Quereinsteiger als Präsident einer Behörde eingestellt wird.

Die Besoldungsordnung B beginnt in Gruppe 1 mit der simplen Amtsbezeichnung „Direktor und Professor“. Mit „Professor“ ist aber kein akademischer Grad verbunden. Gemeint sind vielmehr Spitzenbeamte, die überwiegend wissenschaftlichen Forschungsaufgaben nachgehen. Weiter oben in Besoldungsordnung B finden sich zudem zahlreiche Posten für militärische Führungskräfte und politische Beamte. Hier tummeln sich neben Generälen und Admirälen beispielsweise Beamte im Auswärtigen Amt (ab B 3), Botschafter (bis B 9) oder Staatssekretäre (B 11).

Aus dem BMI wird zwar dem Eindruck widersprochen, dass die hohen Gehälter dem Militär und der Politik vorbehalten sind. Wer allerdings im öffentlichen Dienst jenseits dieser beiden Bereiche zu den absoluten Spitzenverdienern gehören will, bei dem endet die Karriere vermutlich mit der Besoldungsstufe B 8 und aktuell 11.717 Euro an monatlichen Grundbezügen. In diese Stufe fallen der Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See sowie die Präsidenten folgender Einrichtungen:

- Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

- Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

- Statistisches Bundesamt

- Robert-Koch-Institut

- Umweltbundesamt

- Stiftung Preußischer Kulturbesitz

- Bundeskartellamt

Für all diese Ämter gelten die Voraussetzungen des höheren Dienstes: Masterabschluss oder ein gleichwertiger Abschluss, ein Vorbereitungsdienst oder eine hauptberufliche Tätigkeit.

Nachteil für Spitzenverdiener

Wer wegen des Spitzengehalts eine Karriere in Besoldungsgruppe B anstrebt, sollte allerdings einen möglichen Nachteil beachten. Zunächst einmal gilt: Alle Beamte profitieren von automatischen Gehaltserhöhungen. Sie erfolgen meist im Jahresrhythmus und orientieren sich an den Ergebnissen der Tarifverhandlungen für die Tarifbeschäftigten des Bundes und der Kommunen. Beamte der Besoldungsordnung A erhalten zudem regelmäßige Minibeförderungen. Sie rutschen mit zunehmender Dienstzeit in ihrer Gruppe automatisch eine Stufe höher.

In den Besoldungsgruppen B gibt es hingegen nur jeweils ein festes Grundgehalt ohne eingebauten Aufstieg. Wer sich einen signifikanten Gehaltssprung wünscht, muss sich also auf einen höheren Posten bewerben. Wer das nicht möchte oder bei Bewerbungen abgelehnt wird, bleibt auf das aktuelle Gehalt festgenagelt, abgesehen von der jährlichen Anpassung. „Wird zum Beispiel ein Seiteneinsteiger als Präsident einer Behörde eingestellt, kommt es vor, dass die betreffende Person dieses Amt bis zum Ruhestand innehat“, erklärt der Sprecher des Bundesinnenministeriums.

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Welche Chancen hochqualifizierte Frauen im öffentlichen Dienst haben, ist dann noch eine ganz andere Frage. Laut Zahlen des DBB stellten sie 2019 in Besoldungsgruppe A 13 die Mehrheit, repräsentierten aber weniger als ein Viertel der Spitzenverdiener in A 16 und Besoldungsordnung B. „Der öffentliche Dienst hat – wie auch die Privatwirtschaft – gerade auch im Bereich der weiblichen Führungskräfte einen Nachholbedarf“, attestiert der Gewerkschafter Schäfer. Der Staat gelobt aber Besserung. Der BMI-Sprecher verweist hier auf die Frauenquote für Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Bis Ende 2025 werde die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männer an Führungspositionen angestrebt. Jobsharing in Führungsfunktionen und die umfassende Berücksichtigung von Elternzeit als Dienstzeit erlaubten zudem hochqualifizierten Bewerberinnen eine besonders gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

„Der öffentliche Dienst ist nicht primär aufgrund der Besoldung interessant“, bilanziert denn auch Gewerkschafter Schäfer. Der Staatsdienst punkte vor allem mit Vielfalt, gesellschaftlicher Relevanz und den Aufstiegsmöglichkeiten. Sein Fazit: „Reich kann man im öffentlichen Dienst nicht werden, zufrieden schon.“ 

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Dezember 2022. Wir zeigen ihn aufgrund des hohen Leserinteresses erneut.

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