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5 Tipps: So überzeugen Sie selbst den ängstlichsten Chef

„Das kann nach hinten losgehen“ oder „Du musst dafür ja nicht den Kopf hinhalten“: Ängstliche Vorgesetzte würgen Kreativität ab und bremsen Innovationen aus. Doch sie lassen sich auch umstimmen. So geht’s!

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Einfach machen. Man muss nicht gleich mit Elon Musk kommen, um zu belegen: Den Mutigen gehört die Welt. Gleichzeitig sind nun einmal unsere Vorgesetzten die, die im Zweifel die Verantwortung und damit auch die Konsequenzen zu tragen haben, wenn etwas in deren Bereich schief läuft. Mit dem Gedanken im Hinterkopf verlässt die Chefs und Chefinnen manchmal der Mut.

Es gibt aber Führungsleute, die grundsätzlich darauf geeicht sind, Risiken zu vermeiden. Läuft doch. Nichts zu ändern, ist einfach zu verführerisch, wenn Neues das Risiko birgt, dass es neu dann schlechter läuft. Dass allerdings beim Gleichen zu verharren, im Laufe der Zeit wie ein Rückschritt wirkt, weil die Welt sich an einem vorbei entwickelt hat, das drängt sich vielen nicht so sehr als Gefahr auf wie das Risiko, durch einen aktiven Akt der Veränderung einen klar auf sie zurückführbaren Fehler zu machen.

Letztendlich ist die Erkenntnis, dass sich „die Zeiten sich leider zu unserem Nachteil geändert haben“, schwerer einem Einzelnen anzulasten als ein konkreter Fehlschlag.

Dass Leute in Führungspositionen so denken, kann man ihnen vorwerfen oder man kann dafür Verständnis haben. Es gibt zumindest viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die froh sind, dass die Last der Verantwortung nicht auf ihren Schultern drückt.

Andererseits: Man muss nicht Chef sein, um Experte zu sein, sich in seinem Fachgebiet besser auszukennen als die Anderen, gute Ideen zu haben, strategisch zu denken und Visionen für die Unternehmenszukunft zu entwickeln. Souveräne Führungspersönlichkeiten wissen, dass sie führen sollen, aber nicht alles besser wissen müssen. Auf Ebene Zwei lässt sich sogar viel freier und mutiger an Ideen basteln. Denn wenn die Chefetage einmal grünes Licht gibt, kann das Team entspannt aufatmen: Die Verantwortung ist jetzt zumindest breiter nach oben verteilt.

Nur was, wenn die Chefs und Chefinnen das kreative Team ausbremsen mit dem Tenor: Ihr müsst es ja nicht ausbaden, wenn eure Idee nach hinten losgeht?

Gerade dort, wo neue Erfolge nicht gerade händeringend gefordert werden, weil das Althergebrachte noch irgendwie läuft, sind Visionen nicht selten etwas Angsteinflößendes.

Neue Antriebe für Autos wurden deshalb nicht als erstes von etablierten Hersteller wie VW auf den Markt gebracht, sondern sind die einzige Chance für Newcomer wie Tesla.

Neue Limonaden oder Craftbiere, über die man spricht, wurden nicht von den Getränke-Weltmarktführern entwickelt, sondern von Start-ups.

Airbnb wurde nicht von der Hotelbranche entwickelt, Uber nicht von der Taxi-Lobby. Und man kann sicher sagen: Aus Sicht der Etablierten war das ein Fehler.

Am Ball bleiben, ganz vorne laufen, sprudeln vor Ideen. Wenn Sie das möchten, aber ständig von oben ausgebremst werden, dann wagen Sie selber den Aufbruch. Leben Sie vor, wie schön es ist, wenn man es sich traut.

1. Suchen Sie Verbündete

Damit meine ich nicht Verbündete gegen jemanden, sondern für gemeinsamen Mut. Sprechen Sie Ihr Bedürfnis im Team an – auch ohne die Chefs. Fragen Sie, wem es so geht wie Ihnen. Und schmieden Sie eine Allianz der Durchstarter. Weil es einfach sehr motivierend ist, wenn „Aufbruch“ Teil einer gemeinsamen Agenda ist.

Sprechen Sie ab, wie sich der Wunsch nach Aufbruch durch konkrete Maßnahmen im Arbeitsalltag befriedigen lässt, etwa, indem Sie vereinbaren, dass bei neuen Produkt- oder Projektideen zunächst einmal über die Chancen nachgedacht wird, nicht als erstes über die Risiken. Oder führen Sie eine wöchentliche 30-Minuten-Innovationsrunde ein, bei der alle das vorbringen können, was gemeinhin als „in die Tüte gesprochen“, „Schnapsidee“ oder als „nur mal laut gedacht“ bezeichnet wird. Aufzudecken, in welche Richtung das Team gedanklich so unter dem Radar strebt, ist ungemein erfrischend. Und vielleicht wird ja aus der einen verrückten Idee ein Welterfolg.

2. Sprechen Sie vom Mut zu Neuem

Zeigen Sie, wie Sie ticken. Indem Sie vorangehen. Mal ein Beispiel: In vielen Firmen gibt es in Konferenzen so etwas wie die motivierende Fragerunde „Was war dein Highlight der Woche?“. Auf diese Weise wird das Team mit persönlichen Anekdoten aufgemuntert und zusammengeschweißt. Ich habe jüngst in einem Unternehmen vorgeschlagen, diese Frage zu fokussieren oder zu ergänzen: „Was hat uns deiner Meinung nach diese Woche vorangebracht?“

Vorankommen als Highlight. Gerade, wenn Sie Mut zur Veränderung vermissen, wird nach dieser Frage nicht selten Schweigen im Walde herrschen. Und dieses Schweigen wird der Führung im Zweifel laut in den Ohren klingeln.

Aber unterstreichen Sie auch bei anderen Gelegenheiten, dass es für Sie essenziell ist, Neues zu wagen: „Dass wir das ausprobieren, finde ich mutig. Das hat sich bislang keiner unserer Konkurrenten getraut. Wenn es uns gelingt, unsere Kunden von dieser Idee zu überzeugen, geht eine neue Ära für uns los.“

Mut zu Neuem wird dank Ihnen so immer wieder zum Thema in Ihrer Firma.

3. Malen Sie den Chefs Erfolgsbilder in den Kopf

Wie fühlt es sich an, wenn wir es schaffen? Wer sich seinen Erfolg bildlich vorstellt, steigert die Chancen für den realen Erfolg. Weil sich alles Denken am strahlenden Ziel orientiert. Das motiviert. Es ist so simpel wie gut.

Die Angst vor dem Scheitern, vor Rückschlägen oder Ärger mit irgendwelchen Gremien hingegen lähmen uns.

Wenn Sie neue Ideen vorstellen, schwärmen Sie deshalb davon, wie es sein wird, wenn es klappt.

„Wenn die Leute das Ding erstmal unter dem Weihnachtsbaum auspacken: Deren Augen werden strahlen. Wir machen denen das Fest schöner. Ganz klar!“

„Die Sache wird unsere Marktanteile steigern. Und unser Qualitätsversprechen wird der Goldstandard der Branche werden.“

„Wir werden unser Team verdoppeln und zur Cashcow des Unternehmens aufsteigen.“

„Wenn wir irgendwann überlegen: ‚Was haben wir in unserem Leben Gutes getan?‘ Dieses Projekt wird mir immer sofort als erstes einfallen.“

Es kommt darauf an, dass die von Ihnen aufgezeigte Perspektive eine ist, die den Träumen der Entscheider entspricht. Erzählen Sie auch von Erfolgen in der Vergangenheit oder von Anderen, die belegen, dass Ihr gemeinsames Vorhaben wunderbar gelingen kann. Auch damit lenken Sie die Fantasie auf das Glücksgefühl, das entsteht, wenn ein mutiger Plan aufgeht.

4. Loben Sie den Mut Ihrer Vorgesetzten

Wir alle loben im Schnitt ja ohnehin viel zu wenig. Und den Chef zu loben, fällt vielen ganz besonders schwer, weil sie befürchten, die netten Worte würden ihnen als Schleimerei ausgelegt.

Wenn Sie aber im Team vereinbaren, dass es ein Baustein für mehr Innovationsgeist ist, jeden Anflug von Mut auf der Führungsebene abzufeiern, dann sind die Beweggründe für die Komplimente ja allen klar.

„Ich finde es extrem befreiend, dass ihr den Schritt raus aus der Komfortzone möglich gemacht habt. Das ist für mich ein Führungsstil, der unser Team zukunftsfest macht.“

Übrigens tut Lob gerade genau dann besonders gut, wenn sich der Wagemut einmal nicht ausgezahlt hat: „Auch wenn es am Ende nicht geklappt hat: Wir wollten den Schritt als Team gehen und ihr habt ihn uns ermöglicht und die Verantwortung übernommen. Danke dafür.“

5. Nicht auf- sondern alles geben!

Auch, wenn Sie oft auf Widerstand stoßen, machen Sie sich immer wieder klar: Wenn Sie den Mut verlieren, hat ihn im Zweifel keiner mehr.

Fühlen Sie sich in der Rolle des einsamen Visionärs wohl. Gönnen Sie sich ein paar Minuten, in denen Sie sich selbst positive Bilder in den Kopf malen. Denken Sie nicht an die kraftlosen Chefs, wie sie Ihre Ideen im Sande verlaufen lassen, sondern an Ihre Kunden, Leser, Zuschauer und Geschäftspartner, wie sie dankbar sein werden.

Sprechen Sie Ihren Vorgesetzten gegenüber Ihre Befürchtungen an, bei Stillstand von der Konkurrenz überholt zu werden. Gehen Sie in die Vollen: Erbitten Sie die Rückendeckung für das eine Zukunftsprojekt, mit dem Sie ein für alle Mal beweisen wollen, dass Sie das Vertrauen der Führung verdienen.

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Wenn Sie bei sich feststellen, dass Sie die fehlende Antriebskraft in der Topetage bald vollends zermürbt haben wird und Sie kurz davor sind hinzuwerfen: Mobilisieren Sie noch einmal Ihre Kräfte und bieten Sie an: „Wenn der Erfolg ausbleibt, könnt ihr mich ja rauswerfen. Wenn ich aber richtig liege, dann gebt mir ab dann mehr Freiheiten, Neues zu probieren.“

Alles in die Waagschale zu werfen, verlangt zugegeben sehr viel Mut. Love it, change it or leave it. Also: Change it. Ihre Chefs von der Bremse zu reißen, kann Ihr Leben verändern.

Den Autor erreichen Sie auch über LinkedIn.

Mehr zum Thema: Während einige Erfindungen innerhalb weniger Monate die Welt erobern, braucht es bei anderen Jahrzehnte, bis sie aufgegriffen werden – wenn überhaupt. Warum ist das so? Und lässt sich der Prozess beschleunigen?

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