Macht anders
Quelle: imago images

Im Netzwerk sind noch Plätze frei

„Die hat es geschafft“, denken wir insgeheim, wenn eine Managerin eine Führungsposition erobert, einen Preis gewinnt oder unzählige Social-Media-Follower hat. Doch die Top-Listen fördern auch ungesundes Konkurrenzdenken.

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Einerseits muss die Arbeit von Frauen sichtbarer werden. Wenn Frauen auf der Bühne stehen, kann dies andere ermutigen, es ihnen nachzutun. Deshalb schlage ich immer wieder Frauen aus meinem Netzwerk, die eine Veränderung anstoßen oder den Status quo in Frage stellen, für Awards vor. Andererseits nehme ich bei mir selbst und auch vielen anderen Frauen wahr, dass diese Auszeichnungen einen gewissen Druck aufbauen. Sie befördern den Vergleich mit anderen.

Die US-amerikanische Autorin Bernè Brown führt in ihrem Buch „Die Gaben der Unvollkommenheit“ aus, dass Vergleiche auf Dauer zu zwei Dingen führen: Konkurrenz und Konformität. Wir vergleichen uns mit Menschen aus unserem beruflichen oder privaten Umfeld, die uns irgendwie ähnlich sind. Die Sprinterin etwa misst sich im Wettstreit mit anderen, die ähnlich schnell laufen wie sie. Somit fördert der Vergleich Konformität: Wir verlieren die Vielfalt aus dem Blick und vergessen, dass die Dinge, denen wir so sehr nacheifern, in anderen Gruppen oder Kontexten bedeutungslos sind.

Es ist völlig normal, dass wir uns derart vergleichen – das wurde uns von klein auf antrainiert. „Entweder Du bist die eine, die Schöne, die Auserwählte, oder Du findest nicht statt“, sagt Carolin Kebekus in ihrem Buch „Es kann nur die eine geben“. Sie weist darauf hin, dass Frauen geradezu die Existenzgrundlage entzogen wird, wenn sie nicht zur Ehefrau erwählt werden. Der Fokus auf die Partnerwahl, der schon Mädchen unbewusst eingetrichtert wird, sitzt so tief, dass selbst diejenigen, die es beruflich ganz weit bringen, nicht von dieser Konditionierung loskommen: Psychologen an der Universität Québec beobachteten in einer Studie das Kooperationsverhalten von Männern und Frauen am Arbeitsplatz. Sie stellten fest, dass Frauen mit einem hohen beruflichen Status weniger bereit sind, in die Beziehungen zu ihren rangniedrigeren Kolleginnen zu investieren als Männer.

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Wie aber lässt es sich vermeiden, dass Awards und Top-Listen zum Bumerang werden? Indem sich die Ausgezeichneten sich zunächst auf ihre Individualität besinnen, mit der sie ihr Umfeld bereichern. Das hilft dabei, sich vom Konkurrenzdenken zu lösen, Erfolge nicht im Alleingang zu zelebrieren und sich mit anderen in ihrer Vielfalt und Andersartigkeit zu vernetzen. Dabei kommt es insbesondere auf die Erfahrung an, über Karriere- und Hierarchielevel hinweg auf Augenhöhe gemeinsam etwas für die Zukunft bewegen zu können. Netzwerke – egal, ob es sich um reine Frauennetzwerke handelt oder nicht – bieten nicht nur zahlreiche Lernmöglichkeiten, sondern sind auch Booster für die Karriere. Frauen können dort auf Weggefährtinnen treffen, die sie in verschiedenen Themenfeldern inhaltlich beraten, sie freundlich-kritisch hinterfragen und berufliche Türen öffnen. Das Wir zählt.

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