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Frau in Büro am Telefon Quelle: dpa

Spitzenblatt mit Damen? Die öffentliche Darstellung von Unternehmerinnen ist unausstehlich

Verfehlte Wortspiele über Frauen sterben nicht aus. Schlimmer noch: Vielen mächtigen Männern fehlt nach wie vor die Einsicht, warum das ein Problem ist.

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Als konservativer Wirtschaftsredakteur hat man es schwer heutzutage. Frauen einfach in Veröffentlichungen zu übergehen funktioniert nicht mehr. Also erliegt so manch einer der Versuchung, einfach ab und an eine Frauen-Ausgabe seines Blattes zu gestalten, dann hat man wieder für ein paar Monate Ruhe. Das müssen sich auch die Verantwortlichen bei unserer IHK-Zeitschrift gedacht haben, als sie neulich titelten: „Spitzenblatt mit Damen“. Sie verstehen? Frauen in der Wirtschaft und Damen als Blatt im Kartenspiel – ein herrlicher Schenkelklopfer, oder nicht?

Zugegeben, gute Titel zu finden ist schwierig und eine platte Analogie allein wäre zu verschmerzen. Leider hatte es auch der Rest des Heftes in sich. Zur Illustration wurden die Protagonisten auf Spielkarten dargestellt. Die Frauen waren natürlich die Damen, die Männer natürlich die Könige und die IHK, wie sollte es anders sein, das Ass. Wenn man weibliches Unternehmertum völlig ins Lächerliche ziehen möchte, macht man es genauso.

Bei den Bildunterschriften wurden die Texter noch kreativ: „Wenn ein bisschen magischer Staub geholfen hätte, hätten Anna Repgen und Julia Bohde ihre Boulderhalle in Münster viel früher eröffnen können“. Wir schreiben das Jahr 2022 und der Erfolg von Frauen im Geschäftsleben wird an die Hilfe aus der Welt der Fabelwesen geknüpft?

Als Mitglied der Vollversammlung wies ich auf den Fauxpas hin. Der Präsident verstand die Welt nicht mehr: „Und was ist daran jetzt problematisch?“ fragte er. Ich erkläre es gerne: Stellen Sie sich einmal vor, die Presse würde ein Bild von Ihnen untertiteln mit „Wenn ein bisschen magischer Staub geholfen hätte, hätte der Präsident seine Ziele sicher erreichen können“. Wären Sie amüsiert?

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Liebe Medien, Politik, Verbände, ein für alle Mal sei klargestellt: Weibliches Unternehmertum ist nicht weniger wert als das der Männer! Wir brauchen keine „Unterstützung“, die unsere Kompetenzen niederschreibt. Es würde schon helfen, wenn es solche Veröffentlichungen nicht mehr gäbe. Bis dahin überlege ich mir kopfschüttelnd ein paar rosa glitzernde Prinzessinnen-Bildunterschriften für den einen oder anderen Herrn.

Mehr zum Thema: Natascha Hoffner und Jeannine Budelmann schreiben im Wechsel über Frauen und Karriere sowie Führungsfragen. Hier finden Sie die vergangenen Kolumnen im Überblick.

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