Kinder lernen die Lektion früh. Mit fünf Jahren identifizieren sie sich noch ganz unbedarft mit positiven Figuren, zum Beispiel besonders klugen Menschen. Fragt man sie in diesem Alter, welches Geschlecht eine geistreiche Person wohl hat, sehen Mädchen in ihr deshalb erwartungsgemäß eher eine Frau, Jungen dagegen einen Mann. Doch schon ein Jahr ältere Kinder kommen zu einem ganz anderen Urteil: Sechsjährige Mädchen vermuten hinter einem brillanten Kopf nun häufiger eine männliche Person, so das Ergebnis einer aktuellen Studie dreier Hochschulen aus den USA.
Erschreckend genug, aber es kommt noch schlimmer. Denn auch die Ambitionen der Kleinen sinken: Wird ihnen ein Spiel angeboten mit dem Hinweis, es richte sich an „wirklich schlaue Kinder“, wagen sich unter den Fünfjährigen noch genauso viele Jungen wie Mädchen an die Aufgabe. Bei den Sechsjährigen dagegen lehnen Mädchen die Herausforderung zunehmend ab: Geistesblitze trauen sie nun eher männlichen Personen zu – den Glauben an die eigenen Fähigkeiten haben sie bereits verloren.
Klischee-Check: Sind CEOs wirklich...
Nein. Eine Studie der Personalberatung Russell Reynolds Associates unter 900 CEOs weltweit zeigt, dass die Vorstandsvorsitzenden im Vergleich zu Managern einer niedrigeren Hierarchiestufe sogar warmherziger sind und eher das Bedürfnis haben, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Der einsame Krieger, der auf nichts und niemand Rücksicht nimmt, ist also ein Klischee.
Hier stimmt das Klischee: CEOs treten eher aggressiver auf und setzen sich an die Spitze. Sie warten nicht, dass ihnen andere die Führung übertragen.
Auch hier ist die Antwort ja: Wer ein ganzes Unternehmen befehligen will, muss überzeugend sein. Entsprechend ergab auch die Studie, dass CEOs deutlich mehr Spaß daran haben, andere von ihren Plänen zu überzeugen, als es bei Managern in der zweiten oder dritten Reihe der Fall ist.
Hier gibt es keine eindeutige Antwort. Unter den untersuchten CEOs gab es sowohl sehr extrovertierte als auch introvertierte Charaktere.
"I'm CEO, bitch!" Soll Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf seine Visitenkarten gedruckt haben. Laut der Studie sind Vorstandsvorsitzende jedoch keine Angeber, sondern im Vergleich zu anderen Managern sogar eher bescheidener.
Hier sagt die Studie wieder klar: Ja. Der durchschnittliche CEO übertrifft andere Manager deutlich, was seinen Optimismus und sein zukunftsorientierten Denken angeht.
Auch hier ist die Antwort ein klares Ja: CEOs suchen häufiger den Wettbewerb als andere und sind leistungsorientierter als andere Manager.
Ja. CEOs sind eher bereit, etwas zu riskieren, als andere.
„Stereotype beeinflussen die Entscheidungen von Mädchen in einem herzzerreißend frühen Alter“, kommentiert Princeton-Professorin Sarah-Jane Leslie ihre Studie. Je älter sie werden, desto mehr passten Kinder ihre Erwartungen gesellschaftlichen Denkmodellen an. Und diesen Normen zufolge gelten Frauen häufig als weniger kompetent. Vor den langfristigen Folgen dieser Klischees für Mädchen warnt Leslies Co-Autor Andrei Cimpian, Psychologieprofessor an der Universität von New York: Wer das eigene Können infrage stellt, bildet ein geringeres Selbstwertgefühl aus und senkt seine Ansprüche an die Zukunft – auch an die eigene Karriere. Frauen nehmen sich so womöglich schon sehr früh selbst aus dem Spiel um die besten Plätze im Berufsleben.
Der Nerd aus der IT-Abteilung
Immer detaillierter können Forscher belegen, wie uns solche Denkmuster leiten, im Alltag, aber auch im Büro. Die Nerds aus der IT, der exzentrische Schwule in der PR-Abteilung, die verkniffene Karrierefrau im Vorstand: Derartige Rollenbilder wirken bewusst oder unbewusst bei allen Menschen. Wir beurteilen die Fähigkeiten anderer, aber auch unsere eigenen anhand von Vorurteilen und können uns der Macht von Stereotypen kaum entziehen. Sie beflügeln oder lähmen uns, verhelfen zu unverdientem Ruhm oder verbergen Talente. Welche fatalen Folgen sie in der Wirtschaft haben, belegen zahlreiche Studien: Ältere Mitarbeiter etwa fühlen sich als wenig belastbar abgestempelt und gehen innerlich auf Distanz zur Firma – ihre tatsächlich unveränderten Fähigkeiten fließen dann eher in ein Ehrenamt. Und manch ein Blender mit durchschnittlichem Können klettert die Karriereleiter nach oben, nur weil er einem Karriereklischee entspricht – und sei es nur, dass er jung, weiß und männlich ist.
Doch wie können Personalchefs, Kollegen und vor allem wir selbst diesen gefährlichen Denkmustern entgehen? Können Algorithmen uns zukünftig vor falschen Schlussfolgerungen bewahren? Oder reicht es schon, sich die Gefahr einzugestehen, die von Klischees ausgeht?
Mitnichten. Harvard-Professorin Iris Bohnet, die zu Vorurteilen forscht, warnt davor, deren Kraft zu unterschätzen. Zum Beispiel auf Reisen: Viele Passagiere beschleiche Unwohlsein, sagt Bohnet, wenn sich im Flugzeug über das Bordtelefon eine Pilotin meldet. Selbst wer keine Bedenken gegen Frauen in Männerdomänen pflege, stutze – und sei es nur, weil die Situation ungewohnt sei. Von einer Sekunde auf die andere würde jede Vibration während des Flugs bedeutsam, jedes Geräusch registriert – wer derart angespannt fliegt, würde die Maschine zwangsläufig mit dem Gefühl verlassen, der Flug mit der Pilotin sei anstrengend gewesen.