Auch für den Freizeitstress ist ein Home Office giftig: Dann gibt es umso mehr, was Menschen daheim unter einem Hut bringen müssen – die ständige Erreichbarkeit per Smartphone tut ihr übriges. Distanz zum Arbeitsplatz bringe Struktur ins Leben, sagt Kugler: „Auf der Arbeit sind alle Abläufe und Aufgaben geregelt. In der Freizeit sieht das anders aus.“ Und das führt zu Stress.
Streit bedrückt Frauen mehr
Gerade Frauen fühlen sich glücklicher am Arbeitsplatz als Zuhause, stellt die US-Studie fest. Dies liege daran, dass Frauen zwischenmenschliche Konflikte daheim noch emotionaler wahrnehmen als Männer, sagt Kugler: „Frauen leiden noch stärker, wenn es zwischen ihnen und einer Vertrauensperson funkt.“
Außerdem müssen Frauen im Privatleben schlichtweg noch mehr unter einen Hut bringen als Männer. Während das klassische Männerklischee ist, erwachsen zu werden und zu arbeiten, haben Frauen viel mehr Rollenbilder zu erfüllen: „Man will Mutter sein, man will Ehefrau und Geliebte sein, man will Karriere machen. Die richtige Kombination zu finden, ist für jeden schwierig.“ All das macht Druck – gerade im Privatleben, wenn diese Rollenbilder aufeinander treffen.
Immerhin sind die Geschlechter darin vereint, dass männliche wie weibliche Probanden am Wochenende weniger gestresst waren. Doch auch hier gibt sich Joachim Kugler skeptisch: „Ich wäre vorsichtig zu sagen, am Wochenende ist die Welt heil. Sie ist vielleicht heiler als sonst – im Mittel.“ Und das ist der wichtige Punkt: Jeder Mensch und jede Situation ist unterschiedlich.