Leger oder formell. Wer keinen konkreten Dresscode für seinen Beruf vorgegeben bekommt, hat fast jeden Morgen die Qual der Wahl. Dabei hat die Kleiderwahl unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitsqualität, wie eine Studie jetzt ermittelt hat.
Die Studienreihe ‘The Cognitive Consequences of Formal Clothing’ der New Yorker Columbia University nahm sich den Dresscode vor und testete an Experimenten mit 60 Studenten, wie sich formelle und informelle Kleidung auf den kognitiven, also geistigen, Zustand auswirkt. Dazu wurden die Teilnehmer gebeten, sich im Wechsel für unterschiedliche Anlässe zu kleiden: So sollten sie einmal sportliche Kleidung tragen und sich dann so anziehen, wie sie zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen würden.
Das Ergebnis: Die Kleidung beeinflusst das Denken. Denn die Antworten auf die Fragen der Wissenschaftler fielen je nach Kleidungsstil sehr unterschiedlich aus. Die Reaktionen der Studienteilnehmer, die ihre kognitive Leistung zeigt, ließen darauf schließen, dass sie in formeller Aufmachung abstrakter, also weniger konkret dachten. Außerdem gaben die Studenten zudem an, sie fühlten sich in Anzug mit Hemd oder Glanzschuh kompetenter. Außerdem spürten sie durch die förmliche Kleidung gleich mehr Macht. Dadurch entstünde eine soziale Distanz, schlossen die Forscher.
Die lässige Kleidung ließ die Teilnehmer im Gegensatz dazu weniger Macht empfinden - dafür aber mehr Nahbarkeit. Legere Klamotten verkleinern nämlich den zwischenmenschlichen Abstand. So wirkt man für sein Gegenüber aufgeschlossen und begegnet sich auf gleicher Ebene. Die Studie fand auch heraus, dass man in lässiger Kleidung sehr viel konkreter denkt und mehr auf Details achtet - eine Attitüde, die besonders in digitalen Berufen gebraucht wird, in denen man zum Beispiel Programmcodes schreibt oder technische Abläufe plant. Das könnte erklären, warum die legere Klamotte besonders in Technologie-Unternehmen und in der digitalen Start-up-Welt beliebt ist.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Macht der Anzug oder das T-Shirt produktiver?
Eine Erkenntnis der Studie war zudem, dass das abstrakte Denken, das durch formelle Kleidung gefördert wird, dann produktiver mache, wenn es darum ginge, über den Tellerrand zu schauen und auf einem höheren Level zu denken. Doch es gibt auch Produktivitätsargumente, die für eine lässigere Kleiderwahl sprechen. So wurde der Bekleidungsstil von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nicht dafür bekannt, weil er sich damit besonders viel Mühe gibt. Ganz im Gegenteil: Seine grauen T-Shirts wurden bei einer Veranstaltung zum Thema, weil es immer die gleichen waren. Der Chef des sozialen Netzwerks erklärte, dass er immer diese eine Klamotte trage, weil ihm das die Zeit erspare, die das Zusammenstellen neuer Outfits bedarf. Eine ähnliche Methode hatte auch schon Steve Jobs mit seinen immergleichen schwarzen Rollkragenpullovern erkennen lassen.
Klaus Gorny, Sprecher von Facebook Deutschland, sagt, im Unternehmen gehe es beim Dresscode nicht in erster Linie um Produktivität, sondern um die Individualität der Angestellten. Er findet, dass jeder anziehen soll, womit er oder sie sich am wohlsten fühlt: “Egal ob mit Jogginghose, Hoodie und Adiletten oder Hemd und Anzug - be your authentic self.” Genau so würden sich die Mitarbeiter am besten entfalten können.
Laut Abraham M. Rutchik, Hauptautor der Studie, ist das Tragen von formeller Kleidung wie eine Art Uniform, denn sie lässt Menschen anders denken, empfinden und auftreten. Selbst wenn die Start-up-Szene die Kleidung verändert, gibt es immer noch eine besondere Kommunikationskompenente von formeller Kleidung im geschäftlichen Kontext. “Ich denke, dass formelle Kleidung immer noch eine Form von Macht und Autorität ausdrückt. Allerdings sind Menschen wie Steve Jobs und Mark Zuckerberg ein klare Ausnahme zu dieser Regel”, sagt der Forscher.