Notgründungen Studienabbrecher sind die erfolgloseren Gründer

Quelle: gms

Mark Zuckerberg, Steve Jobs und Bill Gates haben ihr Studium abgebrochen und riesige Unternehmen aufgebaut. Das ist nicht selbstverständlich. Studienabbrecher sind oft erfolglose Gründer.

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Mark Zuckerberg begann 2002 in Harvard Informatik und Psychologie zu studieren. 2006 warf er das Handtuch und widmete sich ganz seinem Projekt Facebook. 31 Jahre zuvor brach ein anderer Tüftler sein Studium in Harvard ab: Bill Gates hielt sein Jurastudium zwei Jahre durch, bevor er seine ganze Energie in Microsoft steckte. Und Apple-Gründer Steve Jobs hatte nach einem Semester Physik, Poesie und Literaturwissenschaft am Reed College in Portland die Nase voll von der Uni. Er widmete sich seinem Unternehmen Apple. Allerdings besuchte er weiterhin Vorlesungen - und einen Kalligraphiekurs. "Wenn ich nicht ausgeschieden wäre, wäre ich niemals in diese Kalligraphie-Klasse gegangen und Computer hätten vielleicht nicht die wunderschönen Schriftarten, die sie jetzt haben", sagte er einmal.

Sowohl Jobs als auch Zuckerberg und Gates haben von ihrem Studienabbruch profitiert. Zumindest hat er ihnen nicht geschadet. Alle drei machten ein Vermögen und haben gigantische Unternehmen geschaffen. Ganz ohne Abschluss.

Wer mit seinem Studium hadert, sollte sich das Trio jedoch nicht zwangsläufig zum Vorbild nehmen. Normal ist eine solche Karriere nicht. Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Kassel haben festgestellt, dass Studienabbrecher, die ein Unternehmen gründen, in der Regel erfolgloser sind als die Konkurrenz mit Hochschulabschluss.

Warum die Deutschen gründen

Die Wissenschaftler Guido Buenstorf, Kristian Nielsen und Bram Timmermans werteten dänische Arbeitsmarktdaten aus und stellten fest: Wer ein Studium abbricht, hat eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, im Anschluss ein Unternehmen zu gründen. So machen sich 2,4 Prozent der Abbrecher selbstständig, aber nur 1,5 Prozent der erfolgreichen Absolventen. Ob die Selbstständigkeit hier eine Notlösung ist, geht aus den Daten nicht hervor, der Schluss liegt jedoch nahe.

In Deutschland ist Arbeitslosigkeit einer der Gründe, warum sich Menschen selbstständig machen wollen. Auch diejenigen, die den Schritt in die Selbstständigkeit tatsächlich wagten, ging es oft nicht nur darum, tolle Ideen zu verwirklichen oder der eigene Chef zu sein. Viele wollten einfach raus aus der Arbeitslosigkeit.

Bei den dänischen Gründern, die ihr Studium hingeschmissen haben, zahlte sich der Schritt in die Selbstständigkeit jedoch nicht aus. Zumindest nicht im Vergleich zur Konkurrenz: Sie machten im Schnitt einen Umsatz von 360.000 Kronen (48.345 Euro). Gründer mit Uniabschluss kamen dagegen auf einen Jahresumsatz von 480.000 Kronen (64.460 Euro). Auch das Einkommen der Gründer selbst war im Schnitt um 17 Prozent geringer. "Die Untersuchung liefert keine Anhaltspunkte für die These, dass Erfolgsgeschichten wie die von Steve Jobs oder Mark Zuckerberg typisch für Studienabbrecher sind", schreibt Bünstorf in seiner Abhandlung, die in der Fachzeitschrift Small Business Economics erschienen ist. Zuckerberg, Gates und Jobs haben ihre Unternehmen ja auch nicht gegründet, nachdem sie von der Uni geflogen oder durch die Prüfungen gerasselt sind, sie gaben ihr Studium zugunsten ihrer Unternehmen auf.

Dass eine Selbstständigkeit, die aus der Not heraus geboren wird, nicht unbedingt zum Erfolg führt, belegt auch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Instituts für die Zukunft der Arbeit (IZA). Demnach ist der Erfolg eines Unternehmens stark von den Gründungsmotiven abhängig. "Je stärker die eigene Geschäftsidee, das Besetzen einer Marktlücke oder der Wunsch, sein eigener Chef zu sein im Vordergrund stehen, desto ausgeprägter ist der Erfolg der neuen Unternehmen. Wer hingegen ausschließlich aus der Not heraus, die Arbeitslosigkeit beenden zu müssen, ein Unternehmen gründet, dessen unternehmerischer Erfolg steht unter deutlich schlechteren Vorzeichen", heißt es.

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