US-Präsident und sein Spinning-Rad Peloton wird zum Politikum – schuld daran ist Joe Biden

Peloton Quelle: PR

Seit Mittwoch residiert Joe Biden im Weißen Haus. Im Vorfeld seines Umzugs warnten mehrere Experten, dass der Präsident sein Spinning-Rad der US-Firma Peloton bloß nicht mitbringen dürfe. Wieso eigentlich?

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Der neue US-Präsident Joe Biden pflegt bei manchen öffentlichen Auftritten eine sportliche Angewohnheit: Er joggt gerne zum Rednerpult. So etwa auch vor seiner Siegesrede bei den US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen November. Zugegeben: Bei seiner gestrigen Vereidigung zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika schritt er deutlich gemächlicher mit der neuen First Lady Jill Biden zu seinem Platz. Auf der gut besetzten Bühne war nicht sonderlich viel Platz für einen kurzen Sprint.

Die Fitness des 78-Jährigen kommt wohl nicht von ungefähr: Der neue US-Präsident soll sich auf einem Spinning-Fahrrad des US-Unternehmens Peloton fit halten. Und das sogar abwechselnd mit seiner Frau Jill Biden – der First Lady der USA. Die „New York Times“ berichtete, dass er im Frühjahr jeden Tag „mit einem Training in einem Fitnessstudio [...] begann, das ein Peloton-Fahrrad, Gewichte und ein Laufband enthält“. Laut des US-Mediums wollte sich das Biden-Team nicht auf entsprechende Anfragen äußern, aber eine Person im Umfeld des neuen Präsidenten habe gesagt, „dass Herr Biden und seine Frau Jill Biden regelmäßig morgendliche Verhandlungen darüber führen, wer zuerst fahren darf“, so die New York Times.

Peloton-Fahrräder schalten beim Training via Internet über einen integrierten Monitor einen Trainer zu. Der Monitor erinnert an ein Tablet und verfügt über eine Kamera. So sollen die Nutzer beim Training zusätzlich motiviert werden.

So weit, so unspektakulär? Nicht wirklich: Aus Bidens Peloton-Bike ist ein kleines Politikum geworden. Vor seinem Umzug ins Weiße Haus wurden viele Stimmen laut, die forderten, dass die Bidens den Heimtrainer auf gar keinen Fall mit ins Weiße Haus bringen dürfen. Das US-Wissenschaftsmagazin „Popular Mechanics“ widmete sich dem Thema in der vergangenen Woche und erklärte, warum Joe Biden sein Peleton-Bike nicht mit ins Weiße Haus bringen könne. Biden müsse laut dem Bericht „woanders schwitzen“.

Woher rührt die Aufregung? „Die meisten stationären Fahrräder zu Hause verfügen über eine mit dem Internet verbundene Kamera an Bord, sodass das Peloton des gewählten Präsidenten möglicherweise einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung unterzogen wird“, sagten Experten laut Popular Mechanics. Ob es das Peloton jetzt tatsächlich ins Weiße Haus geschafft hat, ist noch nicht bekannt.

Max Kilger von der Universität von Texas in San Antonio sagte dem Magazin: „Weil Sie mit dem Internet verbunden sind – obwohl es Firewalls und Angriffs-Erkennungs-Software gibt – können diese Dinge umgangen werden, wenn Sie wirklich gut und kompetent sind.“

Kilger glaubt, laut Popular Mechanics, dass der Geheimdienst Maßnahmen ergreifen müsse, um Bidens Peloton vor Bedrohungen von außen zu schützen. „Wenn Sie wirklich wollen, dass das Peloton sicher ist, ziehen Sie die Kamera heraus, ziehen Sie das Mikrofon heraus und ziehen Sie die Netzwerkausrüstung heraus – und Sie haben im Grunde ein langweiliges Fahrrad“, sagt Kilger. „Sie verlieren das glänzende Objekt und die Attraktivität.“ Richard Ledgett, ehemaliger stellvertretender Direktor des US-Geheimdiensts NSA, äußerte sich in der „New York Times“ ähnlich: Um das Fahrrad Weißen Haus nutzen zu können, müssten die Kamera und das Mikrofon im Tablet entfernt werden, so der ehemalige Geheimdienstler. Ledgett würde Biden laut der „Times“ raten, „einen unscheinbaren Benutzernamen auszuwählen und ihn jeden Monat zu ändern und das Fahrrad von jedem Ort fernzuhalten, an dem möglicherweise sensible Gespräche geführt werden.“

Gerade diese Attraktivität mit Tablet und Kamera hat Peloton jedoch groß gemacht: Im Herbst 2019 ging Peloton an die US-Börse Nasdaq und sammelte mehr als eine Milliarde US-Dollar ein. Seitdem hat die Aktie um mehr als 450 Prozent an Wert gewonnen. Im Geschäftsjahr 2019/2020 setzte die Firma rund 1,3 Milliarden Euro um. Seit November 2019 gibt es Peloton übrigens auch in Deutschland. Mit nicht gerade günstigen Produkten: Das neue Peloton „Bike+“ kostet 2690 Euro, hinzu kommt eine monatliche Abo-Gebühr von 39 Euro für die Kurse.

Investoren begeistert die Aussicht, dass Peloton mit Onlinefanclubs, Internetmedien sowie digitaler Fitness und Gesundheit gleich mehrere aktuelle Trends in einem Geschäftsmodell bündelt. Zudem setzen sie auf einen Netzwerkeffekt: Je mehr Freizeitsportler andere vom Nutzen überzeugen, desto schneller wächst die Gemeinde. Aktuell zählt sie etwa drei Millionen Nutzer weltweit, davon über eine Million zahlende Abonnenten.

Der Markt ist umkämpft. Zu Pelotons größten Wettbewerbern zählt das 2015 gestartete Unternehmen Zwift aus Kalifornien, das Training auf vernetzten Heimtrainern zum Online-Computerspiel macht. Oder das US-Unternehmen Icon Health&Fitness, das unter dem Namen Nordictrack Indoor-Cycle ein ähnliches Spinning-Gerät wie Peloton anbietet.

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Pelotons Deutschlandchef Martin Richter äußerte sich im Interview mit der WirtschaftsWoche jüngst zu der Konkurrenz: „Da passiert sehr viel im Markt. Aber ich habe da keine Angst. Was uns einzigartig macht: Wir fokussieren uns nicht auf einen Bereich, sondern bieten ganzheitliches Training. Cycling ist nur ein Teil unserer Philosophie“, sagte Richter. Die Vielfalt an Trainingsdisziplinen biete kein anderer an. „Und es ist auch kein Geheimnis, dass klassische Fitnessketten in digitale Konzepte investieren. Für uns ist das ein proof of concept. Wettbewerb ist bereichernd – und auch ein Anspruch für uns. Wir ruhen uns nicht aus. Und unsere Community entwickelt sich auch in Deutschland sehr positiv, sehr lebhaft. Manche treffen sich nicht nur virtuell, sondern auch physisch.“

Mehr zum Thema: Warum Peloton als das „Apple der Fitness“ gilt, erfahren Sie in unserer großen Geschichte aus dem September.

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