Außergewöhnliche Studentenjobs Wenn Kellnern zu langweilig wird

Jobben in der Sauna: Auch an Wochenenden, Feiertagen und spätabends müssen Gäste betreut werden. Quelle: Vabali Spa Düsseldorf

Es gibt viele Möglichkeiten, sich sein Studium zu finanzieren. Doch es muss nicht Babysitting oder eine Bar sein. Drei Studenten erzählen von ihren Nebenjobs – in der Sauna, beim Bestatter und als Altbiertouren-Fahrer.

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Ein Studium ist teuer – durchschnittlich zahlen Studenten im Monat 323 Euro Wohnkosten, 168 Euro für Ernährung und 94 Euro für Fortbewegung. Ein Großteil bekommt finanzielle Unterstützung von seinen Eltern, trotzdem gehen 61 Prozent der Studenten neben dem Studium arbeiten. Das ergab die jüngste Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Die Auswahl an Nebenjobs ist riesig – doch sind nicht alle so gewöhnlich wie Nachhilfe geben.

„Ich hatte anfangs Berührungsängste“

Amina Abdel Galil studiert Internationale Beziehungen in Duisburg und arbeitet seit 2017 im Saunabereich des Vabali Spa Düsseldorf. In ihrer Bewerbung hat sie als Präferenz eigentlich die Gastronomie oder die Rezeption angegeben – ihr wurde aber die Sauna vorgeschlagen. „Ich war mir zuerst unsicher und hatte Berührungsängste. Anders als meine Kollegen war ich vorher noch nie in einer Sauna, und es war von Anfang an klar, dass das Spa textilfrei ist.“

Der erste Arbeitstag sei eine Überwindung gewesen, doch heute ist die 22-Jährige froh, im Saunateam gelandet zu sein. „Ich genieße die Zeit in den Aufgüssen und bin froh, dass ich anders als in der Uni, meinen Kopf in der Zeit ausschalten kann.“ Ihre Kollegen sind zum Großteil auch Studenten.

Die Aufgüsse werden morgens unter den Mitarbeitern aufgeteilt, jeder macht ungefähr vier am Tag. Auch an die muss man sich erstmal gewöhnen: „Der Körper wird bei hohen Temperaturen circa zehn Minuten in Höchstleistung gebracht.“

Zwischen den Aufgüssen betreut sie Gäste, führt Schönheits-Anwendungen durch, hält das Haus in Ordnung und überprüft, ob sich die Gäste an die Regeln halten. Ein Arbeitstag dauert acht Stunden – das sieht Amina Abdel Galil als Vorteil, da sie so ihren Lohn fest einplanen kann und sich nicht Sorgen machen muss, zu wenig zu arbeiten.

Das Gehalt liegt bei der Einstellung knapp über dem Mindestlohn, wird jedoch mit der Zeit angehoben. Hinzu kommen Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten. „Das ist vor allem für uns Studenten attraktiv, weil wir gerade an solchen Tagen arbeiten können. Außerdem hat das Vabali Spa 365 Tage im Jahr geöffnet, und wir sind nicht auf die sowieso schon stressigen Tage unter der Woche angewiesen.“

„Dinge, die an die Nerven gehen“

Dieser Job ist nichts für schwache Nerven: Julian C. Krentscher arbeitet seit 2015 im Bestattungshaus Frankenheim in Düsseldorf im Bereich der Verstorbenenumsorgung.

Schon beim Vorstellungsgespräch wurde der 24-Jährige gefragt, wie er mit Emotionen zurechtkomme und ob er bereit sei, kurzzeitig viel Gewicht zu tragen. „Ich musste am Anfang testen, ob ich überhaupt tote Menschen sehen kann, das hat aber überraschend gut geklappt.“

Im Tagesgeschäft bereitet er die Verstorbenen für die Beerdigung vor: Dazu gehört die Einbettung, sowie das Waschen, Anziehen und Schminken. Außerdem fährt er Krankenhäuser, Altenheime und Privathaushalte an, um Verstorbene abzuholen. „Hier muss man kurzzeitig wie ein Möbelpacker schwere Gewichte tragen, manchmal auch einige Stockwerke runter.“

Bis vor kurzem hat das Bestattungshaus noch mit der Düsseldorfer Polizei zusammengearbeitet, dabei ging es primär um unnatürliche Tode. „Im Bereitschaftsdienst musste ich 24 Stunden lang erreichbar und innerhalb von zehn Minuten auf dem Weg zur Unfallstelle sein.“

Diese Einsätze seien die größte Herausforderung gewesen: „Nach diesen Einsätzen fühlt man sich für alles im Leben vorbereitet. Es kam auch schon vor, dass sich eine Person auf Bahngleisen das Leben genommen hat. Das ist das Maximum an Entstellung und Körperteilen, die man einzeln aufsammeln muss.“ Hier müsse trotzdem ein gewisser Grad an Professionalität gewahrt werden und man dürfe nicht vergessen, dass das ein Job ist wie jeder andere auch.

„Bei besonders schweren Einsätzen muss ich häufiger an sie zurück denken, aber eigentlich komme ich gut mit meinen und den Emotionen Anderer klar. Es ist wichtig, die Angehörigen nicht beim Trauern zu stören.“ Heute hat der Anglistik-Student immer noch Bereitschaftsdienste – jedoch nicht mehr in Zusammenarbeit mit der Polizei.

Im Tagesgeschäft bekommt Julian C. Krentscher zehn Euro pro Stunde. Im Bereitschaftsdienst kommen zusätzlich noch gesetzliche Zuschläge hinzu sowie eine Bereitschaftspauschale. Das heißt, man wird auch bezahlt, wenn man nicht raus muss. Den größten Vorteil sieht Julian in der Flexibilität: „Ich kann so oft und wann ich will arbeiten gehen und pausieren.“ Zurzeit ist Julian für ein Auslandssemester in Winchester. „Ich muss mir keine Sorgen darum machen, nach dem Semester wieder eine Arbeit suchen zu müssen.“

„Manchmal ziehe ich nach der Altbiertour mit den Leuten weiter“

Jan Becker hat einen Job, den sich viele Studenten wünschen – er zieht mit Gruppen von fünf bis 30 Menschen durch die Düsseldorfer Altstadt und führt sie in die Welt des Altbiers ein. Bei der sogenannten „Altbiersafari“ werden gemeinsam fünf Hausbrauereien besucht, während der 25-Jährige etwas über die Brauerei, das Bier und die Stadt erzählt. „Häufig buchen Firmen eine Tour als Teamevent, um sich in einer entspannten Atmosphäre besser kennenzulernen.“ So komme es auch mal vor, dass dem BWL-Studenten Praktika von den Unternehmen angeboten werden. Wichtig sei es aber, zu schauen, was die Gruppe haben möchte: „Viele wollen wirklich etwas über Düsseldorf und die Altstadt erfahren. Andere wollen einfach nur Trinken und Witze von mir hören.“

Vor allem gefalle ihm die lockere Atmosphäre, bei der auch mal das ein oder andere Bier mitgetrunken werden kann. „Wenn wir uns gut verstanden haben, ziehe ich nach der Tour manchmal mit den Leuten weiter.“ Voraussetzung für den Job ist, dass man gut reden kann, offen für Witze und locker ist. Eine Tour dauert meistens ungefähr zwei Stunden – je nach Jahreszeit macht Jan Becker zwei bis drei Touren pro Woche und bekommt dafür jeweils 45 Euro plus Trinkgeld.

Die Tage, an denen Jan Becker eine Tour macht, kann er sich selbst aussuchen. Es komme im Winter aber auch mal vor, dass eine Zeitlang keine Touren gebucht werden.

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